Theater Fauteuil, Pfyfferli 2022. Foto/Photo: TES.

Theater Fauteuil und Fasnacht

Am 5. Februar 1916 fand im Café Voltaire in Zürich das erste öffentliche Treffen von Dada statt (siehe auch www.dada100zuerich2016.ch). Dies war der erste Veranstaltungsort in der Schweiz für Kabarett, Theater, Musik und Kleinkunst.

Dada wurde zu einer weltweiten Bewegung, dem Dadaismus, der kurzzeitig, aber heftig, von New York bis Wien und Paris aufflammte. Sein Einfluss ist jedoch immer noch spürbar und das Café Voltaire existiert auch heute noch.

In einer anderen Grössenordnung lag die Eröffnung des Theaters Fauteuil in Basel 41 Jahre später. Am 27. November 1957 eröffnete Roland Rasser (1932) am Spalenberg 12 sein Kleinkunsttheater im Untergeschoss. Das Theater und die Eröffnung erregten in Basel ebenso viel Aufsehen wie der Beginn der avantgardistischen Veranstaltungen im Café Voltaire.

Obwohl das Theater Fauteuil keinen globalen Wandel herbeigeführt hat, ist sein Ruhm weit über die Grenzen hinaus bekannt, von internationalen Stars wie Herman van Veen, Hildegard Knef, Juliette Greco und Zarah Leander bis hin zu lokalen Berühmtheiten, allen voran der Vater des Gründers, Alfred Rasser (1907).

Die Eröffnung war schon wegen der Einlassbedingungen einzigartig: Das Publikum musste seinen eigenen Stuhl, Sitz oder sogar seine eigene Bank mitbringen, da das Geld ausgegangen war. An diesem kalten Novemberabend sahen die staunenden Baslerinnen und Basler mindestens hundert Möbelstücke in Trams, Bussen oder auf dem Trottoir vorbeikommen. Viele Möbelstücke blieben jahrelang im Theater. Die Eröffnung mit der Kabarettgruppe Gigampfi war ein grosser Erfolg und der Name des Theaters war etabliert .

Das Theater hat seinen Namen sogar von einem der Möbelstücke, das bei der Eröffnung dort war. Dieser Sessel ist nicht mehr da, aber das Theater blüht wie nie zuvor.

Es wurde sogar ein Thema der Spal-Clique im Jahr 1958:

Dr Stuehlgang

Wär schlycht durch die dunkle Gasse

Zem Rasser syner läre Kasse,

Im Rächte-n-Arm e Kanabee,

Am lingge-n-Arm sy blondi Fee ?

E Bebbi isch’s, wo’s letschti Stigg

(wo nit verpfändet isch zem Gligg)

Vo syner uusstry by sich hett

Anstatt e-n-Ytritt Billiett

Fir’s Fauteuil-Kaikunschtkällerzwärg-

Theater zmitts an Spalebärg

Frau Fasnacht ist jährlich im Theater zu Gast. Das Theater hat sich übrigens im Laufe der Jahre vergrössert und hat heute die Saale Fauteuil, Tabourettli und Kaisersaal.

Von Januar bis Anfang März führen die Pfyfferli, Wirrlete, Stubete, Rämpläm und Schnitzelbängg Kabarett , Schauspiel und musikalische Darbietungen mit Piccolo und Tamburin auf.

Während der Drey scheenschte Dääg (dieses Jahr vom 7. bis 9. März) haben die Kabarettisten, die Schnitzelbänke, im Theater freie Hand, wie überall in den Cafés, Theatern und anderen Veranstaltungsorten in allen Ecken der Stadt.

Nicht nur der FCB, die Zürcher, die Schwaben, das Virus oder nationale und internationale Politiker werden ins Visier genommen, sondern vor allem auch die lokalen Behörden und Persönlichkeiten.

Das Theater führt nicht nur eigene Produktionen auf und beherbergt andere Ensembles und Künstler, sondern druckt auch schöne Plakate und schön gestaltete Publikationen. Sie sind heute ebenso Klassiker und Kultprodukte wie das Theater.

(Quelle und weitere Informationen: www.fauteuil.ch).

Korrektorin: Melinda Fechner