Die UNESCO Biosphäre Entlebuch. Foto/Photo: TES.

Die Symbiose von Natur und Mensch im Entlebuch

Die UNESCO-Biosphäre Entlebuch (UBE) ist ein seit 2001 anerkanntes Naturschutzgebiet (ca. 400 m2) im Entlebuch (Kanton Luzern).

Die UNESCO-Biosphäre Entlebuch

Das Entlebuch wird oft als der Wilde Westen von Luzern bezeichnet. Die UBE wurde 2008 auch als Naturpark von nationaler Bedeutung anerkannt.

Die Erlangung des Status durch die UNESCO war keine Selbstverständlichkeit. Die Voraussetzungen Dafür waren gegeben: eine herrliche Natur mit einer auch für Schweizer Verhältnisse besonderen Flora und Fauna, die grösste Moorlandschaft des Landes, die Berglandschaften, kleine Flüsse und Bäche, keine grossen landwirtschaften Betriebe (rund 850 Bauernhöfe) und keine grossen Agglomerationen, und trotzdem leicht zugänglich.

Im Entlebuch, benannt nach dem Dorf Entlebuch, gab es den (üblichen) Zwiespalt zwischen Wirtschaft und Naturschutz. Grundlage für diese Diskussion war die angenommene Volksinitiative vom 7. Dezember 1987, die sogenannte Rothenthurm-Initiative.

Rothenthurm-Initiative

Diese Initiative wurde später in Artikel 78, Absatz 5 der Verfassung aufgenommen:

Moore und Moorlandschaften von besonderer Schönheit und gesamtschweizerischer Bedeutung sind geschützt. In ihnen dürfen keine Gebäude oder Bodenveränderungen vorgenommen werden. Ausgenommen sind Einrichtungen, die dem Schutz oder der Verbesserung der derzeitigen landwirtschaftlichen Nutzung von Mooren und Moorflächen dienen.

Dieses Gesetz zielt darauf ab, die Moore und Torfgebiete im ganzen Land unter Schutz zu stellen. Die Wirtschaft, auch die Landwirtschaft, im Entlebuch befürchtete, dass dies zu Lasten der wirtschaftlichen Entwicklung gehen würde (weniger Strassenbau, kein Ausbau von Dörfern, Gewerbegebieten, Landwirtschaftsflächen usw.).

Das Referendum

Einige engagierte Bürgerinnen und Bürger sahen dies jedoch unter einem ganz anderen Gesichtspunkt, nämlich den Möglichkeiten, die sich daraus für die Wirtschaft und den Schutz der  Natur ergeben.

Tatsächlich gelang es einer 1997 eingesetzten Projektgruppe, nach Anhörung der zuständigen kommunalen, kantonalen und eidgenössischen Behörden, der Bürger, der Unternehmen und der Naturschützer einen Plan vorzulegen.

Das Ergebnis war ein durchdachtes Konzept, um die Bevölkerung, den Naturschutz und die Wirtschaft für den Erhalt und die Nutzung der Natur zu gewinnen. Die Landwirtschaft, die Holzindustrie, die Energieerzeugung, der Tourismus, die Dienstleistungen und die kleinen und mittleren Unternehmen sahen die Vorteile des Konzepts mit der Erhaltung der Moorlandschaft gemäss dem Volksentscheid von 1987.

Im September 2000 stimmten die Bürger*innen der acht Gemeinden (Entlebuch, Hasle, Doppleschwand, Schüpfheim, Flühli-Sörenberg, Marbach, Escholzmatt und Romoos) mit 94% für das Referendum, das Entlebuch als anerkannte Biosphäre der UNESCO zu nominieren.

Seitdem hat sich das Entlebucher Armenhaus (so nannte man diese Region in der Schweiz bis 2001)bis 2022 zu einem prosperierenden Gebiet mit Naturschutz entwickelt.

Die Wanderung und eine aktuelle Ausstellung

Wer das nicht weiss, würde nicht vermuten, dass die Gondelbahn von Flühli nach Sörenberg, dem grössten Wintersportgebiet des Kantons, mitten in diesem Naturschutzgebiet liegt. Auch in anderen Orten wurden seit 2001 Gondeln und andere touristische Einrichtungen gebaut.

Eine Wanderung von Sörenberg (1423 m ü. M.) zum Kemmeriboden-Bad, das fast 500 Meter tiefer ander Emme im Kanton Bern, an der Grenze zwischen Emmental und Entlebuch, liegt, zeigt jedoch, wie sorgfältig die Beziehung zwischen Mensch und Natur gestaltet wurde.

Die Landwirtschaft lebt offenbar vom Label ‘Echt Entlebuch’; für fünfhundert Agrar-, Milch- und Fleischprodukte. Die Entwicklung des Fremdenverkehrs, aber auch kleiner und mittlerer

Unternehmen, eine ausgezeichnete Infrastruktur und blühende Dorfgemeinschaften mit bis zu 400 kulturellen, sportlichen, sozialen, wirtschaftlichen und politischen Vereinen (bei einer Einwohnerzahl Von 17.000) zeigen, dass die Region in guter Verfassung ist. Rund 600.000 Touristen besuchen das Gebiet jährlich.

Eine aktuelle Ausstellung im Entlebucherhaus in Schüpfheim zeigt diese Facetten und die Entwicklung des Entlebuchs (www.entlebucherhaus.ch). Die UNESCO war davon so begeistert, dass sie im Jahr 2011 die Bezeichnung ”Modellregion für die

Welt” verlieh. Die Bekanntheit der UBE erreichte 2014 sogar die Teilnahme des Films ”The Entlebuch” am Filmfestival in Cannes und die Auszeichnung mit dem European Energy Gold Award 2017 für ihre energiesparenden und umweltfreundlichen Massnahmen.

Die Wanderer in der UBE werden Zeugen dieser innovativen Symbiose zwischen Mensch, Aktivität und Natur. Auch Kunst ist überall präsent, zum Beispiel auf dem Skulpturenweg entlang der Emme.

Die Natur in der UBE (und im Allgemeinen) ist auch die ultimative Form der Kunst, wie die natürlich geformten Eisskulpturen an der Felsen, die Silhouetten der Berggipfel oder die märchenhaften Bäche und Wasserfälle inmitten der Bäume zeigen.

Zudem wartet im Hotel Landgasthof Kemmeribodenbad (aus dem Jahr 1834) eine willkommene Überraschung: die weit über die Kantons- und Landesgrenzen hinaus bekannte ”Nidle”(die Kemmeriboden Merängge).

Wie der Name schon sagt, wurde dieses Hotel 1834 als Kurort gegründet, als Mineralwasserquellen entdeckt wurden.

(Weitere Informationen: www.kemmeriboden.ch).

Der Schweizer Alpen-Club (SAC)

Der Schweizer Alpen-Club (SAC, Sektion Basel) organisiert regelmässig Wanderungen in diesem Gebiet (und anderswo im Land).

Obwohl der Name anderes vermuten lässt, organisiert der SAC nicht nur Skitouren, Bergsteigen und andere Sportarten im Hochgebirge und in den Alpen, sondern auch (Wander-)Aktivitäten in anderen Regionen.

(Quelle und weitere Informationen: www.sac-cas.ch).

Korrektorin: Melinda Fechner