L'Ajoie, près de Roche d'Or. Foto/Photo: TES.

Ajoie, der Bischof, Dinosaurier und Pruntrut

Pruntrut (Porrentruy auf Französisch, Kanton Jura) war lange Zeit der Sitz des Bischofs von Basel, nachdem dieser während der Reformation 1528 seinen Bischofssitz im Basler Münster verlassen hatte.

Fürstbistum Basel

Der Bischof erwarb dieses Gebiet 999 durch eine Schenkung des (letzten) Königs von Burgund, Rudolf III. (977-1032). Der König übertrug dem Bischof die mächtige Abtei von Moutier-Grandval.

Diese Abtei besass die Ajoie und andere Territorien im Jura. Das Kloster wurde nach der Reformation um 1530 aufgegeben und bis auf den letzten Stein abgerissen (siehe auch Swiss Spectator 2. April 2022, Moutier und die Abtei Moutier-Grandval).

Pruntrut und Ajoie

Pruntrut liegt in der Region Ajoie, nördlich des Doubs, am Rande einer Jura Ebene und wenige Kilometer von der französischen Grenze entfernt. Der grosse Bischofspalast und das Schloss auf dem Hügel, das Hôtel-Dieu, die Glacière aus dem 18. Jahrhundert und andere Bauten zeugen von der jahrhundertelangen Präsenz dieses Fürsten des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.

Der Fürstbischof und Bern

Der Bischof, ebenfalls ein Fürst des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, daher der Titel Fürstbischof und Fürstbistum, blieb bis zum Einmarsch des revolutionären Frankreichs im Jahr 1792 im Besitz der Ajoie. Nur der Graf von Monbéliard wurde für einige Zeit, nämlich 1283 und 1386-1461, Herr dieser Region.

Der Fürstbischof verlor das Gebiet endgültig im Jahr 1792. Die Ajoie gehörte zusammen mit anderen Regionen des heutigen Kantons Jura zur kurzlebigen Raurakischen Republik (November 1792-März 1793), zum Departement Mont-Terrible (1793-1800) und zum Departement Haut-Rhin (1800-1813), bevor sie durch den Beschluss des Wiener Kongresses 1815 dem Kanton Bern angegliedert wurden.

Viele Grenzsteine in den Wäldern markieren die alte Grenze des Kantons Bern (mit dem Bären) oder CS, der Confédération Suisse, mit Frankreich, gekennzeichnet mit der französischen Fleur de Lille oder RF (République Française). Seit 1979 bildet der französischsprachige Kanton Jura die Grenze zu Frankreich.

Dinosaurier, Gletscher, Meer und prähistorischer Park

Nicht nur der Bischof, sondern auch die Dinosaurier, die Gletscher und das Meer sind noch sichtbar. Vor etwa 20 Millionen Jahren befand sich diese Region auf und unter einem subtropischen Meer.

Noch weiter zurück, vor etwa 175 Millionen Jahren, war der Jura ein bevorzugter Lebensraum der Dinosaurier. Vor etwa 20.000 Jahren herrschte ein polares Klima mit Gletschern, die Hunderte von Metern dick und breit waren.

Der prähistorische Park in der Nähe des Dorfes Réclère (Préhisto-Parc de Réclère) rekonstruiert die Welt der Dinosaurier auf einem zwei Kilometer langen Pfad und in einem Dokumentationszentrum.

Entlang des Weges sind 45 naturgetreue Nachbildungen der ersten Fische, Reptilien und Dinosaurier zu Lande, im Wasser und in der Luft zu sehen. Die 1 500 Meter langen Höhlen mit ihren wunderschönen Stalagmiten und Stalaktiten in diesem Park sind in einem Millionen Jahre dauernden Prozess entstanden.

Die Kirche von Réclère beherbergt auch ein jüngeres Kunstwerk: die berühmten Glasfenster von Wilfrid Moser (1914-1997).

Ajoie

Der Name Ajoie leitet sich von dem Flüsschen Allaine ab, das durch Porrentruy fliesst und in den Doubs mündet. Andere Namen für diese Region sind Pay de Porrentruy oder  auf Deutsch Pruntruter Zipfel (früher auch Elsgau genannt).

Die Ebene der Ajoie ist von Bergen umgeben, die fast 1.000 m hoch sind. Die landwirtschaftliche Nutzung des Gebiets ist geprägt von Obstbau, Viehzucht und Ackerbau, darunter Raps und Getreide.

Der Wanderer kommt an mehreren alten Dörfern, wie Grandfontaine, oberhalb von Réclère, Roche d’Or, Rocourt und Chevenez vorbei.

Korrektorin: Melinda Fechner