Jean Bourdichon (um 1457-1521), der Evangelist Johannes auf Patmos. Französisches Stundenbuch,15. Jahrhundert. Foto/Photo: zvg/Histosrisches Museum Basel

Die Comites Latentes umfassen 212 Handschriften, die einen Zeitraum vom 6. bis ins 20. Jahrhundert abdecken. In den 1960er Jahren begann Sion Segre Amar (1910–2003) Handschriften zu erwerben. Er nannte seine Sammlung Comites Latentes, also versteckte Begleiter, weil er gewisse Exemplare immer mit sich trug.

Seit 1977 wird die Sammlung in der Bibliothèque de Genève aufbewahrt, wo sie untersucht und publiziert wurde. Die Sammlung umfasst Gebetsbücher, religiöse, literarische, administrative und juristische Texte. Die Mehrheit stammt aus dem Mittelalter, darunter 98 religiöse Handschriften, 47 profane Literatur und 67 Fragmente mit Buchmalerei.

Viele Handschriften kommen aus Italien oder Frankreich und sind auf Lateinisch verfasst, es gibt aber auch hebräische und griechische Texte sowie kleine Tafeln mit Keilschrift. Nach seinem Tod 2003 erbten seine Kinder  die Sammlung und gründeten 2018 die Comites Latentes Società Semplice. Der historische Wert dieser Sammlung ist unermesslich.

Die Eigentümer wünschen sich, dass die Sammlung erforscht und einem breiteren Publikum zugänglich gemacht wird. Es ist geplant, die Sammlung Schritt für Schritt zu digitalisieren und im Internet zur Verfügung zu stellen. Erste Handschriften der Comites Latentes wurden bereits auf Initiative der Bibliothèque de Genève digitalisiert und auf dem Portal e-codices veröffentlicht.

Ausgewählte Kostbarkeiten werden zum ersten Mal bis zum 5. März 2023 in der Barfüsserkirche gezeigt. In der Präsentation wird mit rund 12 ausgewählten Objekten ein Querschnitt durch die Sammlung gezeigt.

Neben einem hebräischen Gebetbuch in Silbereinband, einer Pergamentrolle mit der biblischen Geschichte der Jüdin Esther sowie französischsprachigen Heiligenviten ist auch ein Fragment aus der sogenannten Burckhardt-Wildt Apokalypse zu bestaunen: einer Handschrift, die nach ihrem späteren Basler Besitzer Daniel Burckhardt-Wildt (1752–1819) benannt wurde.