Der Tafeljura, Gelterkinden und das Chrindeltal
31 Oktober 2022
Das Klima und die Natur haben sich seit den Anfängen des Planeten Erde vor mehr als vier Milliarden Jahren verändert. Der Jura und die Alpen sind aus geologischer Sicht relativ junge Zeugen dafür.
Der ältere der beiden hat seinen Wachstumsprozess nun abgeschlossen. Die Alpen wachsen weiter in die Höhe. Der Gletschergarten in Luzern bietet ein eindrückliches Bild dieser Prozesse. Auch die Natur passt sich ständig an die klimatischen Bedingungen an, das gilt für Flora und Fauna, den Menschen, Viren, Pilze und Bakterien.
Die Menschheit
Der Mensch nimmt in diesem Prozess jedoch eine besondere Stellung ein. Der Mensch ist in der Lage, die Natur und das Klima kurzfristig zu beeinflussen und manchmal sogar radikal zu verändern. In de Medien wird täglich über das Klima berichtet.
Die explosionsartige Zunahme der Weltbevölkerung die Zupflasterung der Erde mit Städten, Beton, Zement, Eisen, Stein, die Umwandlung von Flüssen in Kanäle, die Umleitung von Bächen, der Bau von Stauseen in Tälern oder die Rodung von Waldgebieten für Ackerbau und Viehzucht haben einen tiefgreifenden Einfluss.
Der Tafeljura
Das Tafeljura-Plateau befindet sich östlich und südöstlich der Stadt Basel im Kanton Basel-Landschaft. Ein 58 Hektar grosses Naturschutzgebiet erstreckt sich über Eselfluhholde, Chrindel, Stolten und Stierengraben.
Übrigens sagt das Wort Plateau nichts über das Relief des Gebietes aus. Diese Region ist ein Querschnitt durch das Juragebirge. Wälder, Wiesen, Schluchten, Felsen, Bäche und andere Wasserquellen, Ruinen, Schlösser, Dörfer und immer wieder wunderschöne Ausblicke bestimmen das Bild.
Jahrhundertelang wurde dieses Gebiet als Ackerland und für die Viehzucht genutzt. Einer der menschlichen Eingriffe war die Umleitung von Bächen und der Bau von Dämmen in diesem Feuchtgebiet, einer Auenlandschaft.
Der Chöpfliweg im Chrindeltal führte mitten durch diese teilweise entwässerte Landschaft und war für Fuhrwerke und Viehtransporte gedacht. Die St. Georgsquelle (der Jörkerbrunn) wurde sogar über eine 5,3 Kilometer lange Leitung zur Trinkwasserversorgung des nahen Sissach und damit der Natur entzogen.
Auch der Name Stierengraben geht auf diese Zeit zurück. In den milden Jahreszeiten zogen die Stiere den Pflug und die Wagen, und aus Dankbarkeit liess man sie von Herbst bis Frühjahr in dieser unwirtlichen und feuchten Umgebung im Freien. Am Ende des Stierengrabens stürzt das „Rünenberger Giessen“ aus 18 Metern Höhe in den Jurafelsen. Es vermittelt einen Eindruck von dem rohen Lebensraum der Stiere.
Der Chöpfliweg
Evolution
Seit 2011 hat die Wasserlandschaft jedoch wieder ihren freien Lauf zurückerhalten, und die Fichten wurden durch eine authentische Baumvegetation ersetzt. Auf einer Fläche von 5 Hektar im Chrindeltal lässt man der Natur freien Lauf.
An mehreren Stellen sind noch menschliche Eingriffe zu sehen, wie zum Beispiel der jahrhunderte alte und renovierte Viehstall, die Viehtränke oder der ebenso alte Chöpfliweg. Aber auch die Natur bleibt nicht still stehen. Es wächst ein für Eschen tödlicher Pilz, die Eschenwelke. Innerhalb kürzester Zeit wird der frei gewordene Platz jedoch wieder von einer Vielzahl von Pflanzen und Sträuchern sowie keimenden Bäumen eingenommen. Evolution zum anfassen.
Der renovierte Viehstall
Die alte Viehtränke
Revolution
Die Stadt Basel hatte 1461 von den Herren von Thierstein-Farnsburg die Rechte für das Dorf Gelterkinden erworben. Gelterkinden, abgeleitet vom alemannischen Gelterkingen, stellte sich im Aufstand des Baselbietes in den Jahren 1831-1833 auf die Seite von Basel-Stadt.
Gelterkinden
Das Dorf bat die Stadt sogar um militärische Unterstützung gegen die Aufständischen. Die Baselbieter Truppen stürmten und plünderten daraufhin das Dorf. Seither ist das Dorf Teil des Kantons Basel-Landschaft.
Der Wunsch nach einer (Wieder-)Vereinigung mit dem Kanton Basel-Stadt war jedoch nach wie vor vorhanden. Dies äusserte sich unter anderem im erfolglosen Aufstand gegen die Kantonsregierung in Liestal 1840 (Gemeindejoggeliputsch). Es gibt immer noch Initiativen und sogar (abgelehnte) Volksabstimmungen für eine Vereinigung der beiden Kantone.
Liestal, Museum. BL. Plakat, 1913
Referendum 1936, Plakat. Archiv Basel-Stadt
Plakat Archiv Basel-Stadt
Die Naturlandschaft
Dieser vielfältigen Naturlandschaft und Geschichte begegnet der Wanderer auf einem Teil des Chirsiweges von Sommerau bis Gelterkinden. Die Kirschbäume blühen im Oberbaselbiet seit Jahrhunderten im Frühling und sind nach wie vor ein wichtiger Wirtschaftszweig. Diese Region hat jedoch mehr zu bieten als den Kirschenanbau und zeigt vor allem die Vielseitigkeit des Juras.
Korrektorin: Petra Ehrismann
Das Dorf Rünenberg