Ilanz, das Obertor (la porta sura), 1513. Foto/Photo: TES

Ilanz, Trun und der Graue Bund

Ilanz (Glion im romanischen/sursilvanischen Idiom) ist die erste und einzige Stadt am Rhein im Vorderrheintal. Der Rhein wird als Vorderrhein bezeichnet von der Quelle im Gotthardmassiv über Disentis/Muster bis zur Mündung in den Hinterrhein bei Reichenau-Tamins.

Ilanz hat in der Surselva schon immer eine wichtige wirtschaftliche, religiöse und politische Rolle gespielt. Die Surselva ist die Region im Kanton Graubünden, in derdas romanische Idiom Sursilvan gesprochen wird (oder wurde). Die einzige Ausnahme bildet das deutschsprachige Obersaxen.

Ilanz hat einen gut erhaltenen mittelalterlichen Stadtkern. Die Pfarrkirche St. Martin wird erstmals im Jahr 765 erwähnt. Das Schloss, der Wehrturm und die Kirche St. Margarethen haben die Zeit gut überdauert. Sogar Teile der mittelalterlichen Stadtmauer sind noch erhalten.

Die Stadtmauer

St. Margaret’s Church mit mittelalterlichem Taufbecken. Am 8. Januar 1526 begann hier die reformatorische Disputation

Rathaus (1893) mit der Freilichtausstellung über Gesteinsarten in den Alpen vor dem Rathaus

Die erste Rheinbrücke bei Ilanz im 14. Jahrhundert führte den Güter- und Personenverkehr über den Lukmanier und andere Strassen direkt in die Stadt.  Dies brachte der Stadt grossen Wohlstand und politischen Einfluss.

Im Jahr 1395 wurden in Ilanz die ersten Schritte zur Gründung des Grauen oder Oberen Bundes unternommen. Dieser Bund wurde 1424 im nahegelegenen Dorf Trun in der St. Annakapelle bestätigt.  Seit dem 15. Jahrhundert war Ilanz, als einzige Stadt des Grauen Bundes (ligia grischa), Sitz des Bundestages, der höchsten Versammlung der drei Bünde, im Wechsel mit Chur (Gotteshausbund) und Davos (Zehngerichtenbund).

Trun, St. Annakapelle, mit der Heraldik des Grauen Bundes.

Die Delegierten des Grauen Bundes trafen sich in Trun. Das  Gebäude, in dem sie tagten, war auch das Gericht (cuort ligia grischa) des Grauen Bundes. Das heutige Gebäude stammt aus den Jahren 1674 bis 1679. Heute ist es ein Museum.

Trun, cuort ligia grischa

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts erlangte Ilanz durch wichtige Entscheidungen grosse Bedeutung für Graubünden: 1524 entstand die erste gemeinsame Verfassung des Freistaats der Drei Bünde, 1526 die Ilanzer Religionsdisputation, die den Weg zur Einführung der Reformation in Graubünden ebnete, gefolgt von den Ilanzer Artikeln sowie 1526 und 1557 die Edikte zur Anerkennung des katholischen und protestantischen Glaubens (Gewissensfreiheit) im Freistaat und in den Untertanengebieten Bormio, Veltlin, Chiavenna.

Nicolaus Marie Joseph Chapuy (1790-1858), das Rheintor (La porta dil Rhein). Ilanz 1840.

Der heutige Name Ilanz/Glion spiegelt die sprachliche Situation im Kanton wider. Ilanz ist eine deutschsprachige Gemeinde (ca. 70 % der Einwohner sprechen Deutsch, ca. 30 % Romanisch). Durch den Zusammenschluss mit den 12 romanischsprachigen Gemeinden Castrisch, Duvin, Ladir, Luven, Pigniu, Pitasch, Riein, Rueun, Ruschein, Schnaus, Siat und Sevgein im Jahr 2012 entstand eine Gemeinde mit zwei Sprachen.

Das Museum Regiunal Surselva

Das Museum Regiunal Surselva präsentiert die Geschichte und Kultur der Surselva.

Quelle und weitere Informationen: Gemeinde Ilanz/Glion; Historisches Lexicon der Schweiz, Martin Bundi, Ilanz/Glion.

Korrektorin: Eva Maria Fahrni

Ehrenfriedhof aus dem Jahr 1920 neben der St. Annakapelle für bedeutende Persönlichkeiten der Romanischen-Sprache und -Kultur, darunter der Maler Alois Carigiet (1902-1985) und der Dichter Caspar Muoth (1844-1906).