Leymen. Foto/Photo: TES

Mir rede au Elsassisch, Leymen und Hagenthal-le-Bas

In der Schweiz gibt es eine Karikatur, die den sogenannten Röstigraben symbolisiert. Auf der deutschen Seite der Saane steht ein Schild mit der Aufschrift: „Hier wird gearbeitet“; auf der französischen Seite der Sarine steht das Schild: „Ici on parle français“. Auf beiden Seiten des Flusses gibt es jedoch identische Häuser, identisch gekleidete Menschen, die Rösti essen, kurz und gut, sie sind Schweizer.

Die elsässischen und alemannischen Sprachen  

Dieses Bild kommt einem beim Schild der Gemeinde Leymen im Elsass, im Departement Haut-Rhin (Frankreich) in den Sinn: „Mir rede au Elsassisch“  Dieser alte alemannische Dialekt war die Sprache der Region des Oberrheins. Durch die politische Entwicklung geriet sie in den Hintergrund, doch in den letzten Jahrzehnten wurde sie wieder gepflegt.

Während Jahrhunderten konnten sich die Bewohner des Dorfes Rodersdorf (Kanton Solothurn) mit den Bewohnern der französischen Dörfer Leymen, Biederthal und Hagental-Le-Bas und Hagental-Le-Haut in diesem Dialekt verständigen.

Grenz-Kultur-Weg

Der Weg zwischen diesen französischen und schweizerischen Dörfern ist also ein Grenz-Kultur-Weg. Die ‘schweizerisch-französische’ Burg Landskron ist fast immer sichtbar und die Waggis aus dem Elsass sind in Basel gut integriert! (Woke gab es damals zum Glück noch nicht. Ein Waggi ist eine alte elsässische Karikatur eines Bauern).

Hagenthal-Le-Haut, Waggis im Restaurant.

Die Juralandschaft

Ebenfalls in dieser schönen Juralandschaft befinden sich die Quellen des Birsig und des Strängenbachs. Der Strängenbach mündet in den Birsig und der Birsig fliesst durch das Elsass und die Kantone Solothurn und Basel-Landschaft und mündet bei Basel im Kanton Basel-Stadt in den Rhein.

Der Strängenbach

Die geteilte Geschichte und die Trennung

Die Geschichte dieser Dörfer ist eng mit den Dynastien der benachbarten Schweizer Kantone und der Habsburger verbunden. Die Grafen von Thierstein, Ferrette, das Geschlecht von Eptingen (siehe Schloss) und die bereits erwähnte Familie Reich von Reichenstein waren die wichtigsten Bewohner. 1648 erwarb Frankreich das Gebiet.

Hagenthal-Le-Haut

Eine grosse jüdische Gemeinde

Die Dörfer Hagenthal-le-Bas und Hagenthal-Le-Haut (Elsass) hatten im 18. Jahrhundert eine grosse jüdische Gemeinde. Der jüdische Friedhof in Hagenthal-le-Bas ist  gut erhalten, während derjenige in Hagenthal-Le-Haut fast verschwunden ist.

Der jüdische Friedhof in Hagenthal-le-Bas

Im Jahr 1784 zählte Hagenthal-le-Bas 356 jüdische Einwohner, Hagenthal-Le-Haut 271. Die jüdische Gemeinschaft bildete fast die Hälfte der Einwohner dieser Dörfer. Nach dem Ersten Weltkrieg (d. h. nicht wegen der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg) waren diese Gemeinden verschwunden. Nur die Synagoge Hagenthal-le-Bas in der Rue de la Synagogue erinnert noch an ihre Anwesenheit. Die jüdischen Einwohner von Hagenthal-le-Haut hatten das Dorf bereits vor dem Ersten Weltkrieg verlassen. Die Synagoge wurde 1903 zerstört.

Der Grund für diese Flucht war die Verfolgung durch die lokale Bevölkerung. Im Jahr 1789, dem Jahr der Französischen Revolution, fand das erste Pogrom statt. Viele der jüdischen Einwohner von Hagenthal-le-Bas und Hagenthal-le-Haut flohen nach Basel. Im Jahr 1848, einem weiteren revolutionären Jahr in Frankreich, fand ein weiteres Pogrom in dieser Region statt.

Leymen

Das Dorf Leymen im Elsass liegt an der Grenze zum Kanton Solothurn. Eine deutsch-französische Sprachgrenze trennt heute diese Gebiete, in denen bis 1918 der alemannische Dialekt die gemeinsam gesprochene Sprache war.

Die Zollstation gibt es jedoch nicht mehr und die Tramverbindung Dornach-Arlesheim-Basel-Leymen-Rodersdorf ist die internationalste und interkantonalste Tramverbindung der Welt.

Lange Zeit gehörte Leymen nacheinander zum Fürstbistum Basel, zur Grafschaft Ferrette und um 1455 zur Herrschaft des Reichs von Reichenstein. Seit 1648 ist Leymen französisches Territorium.

Auf dem Gebiet der Gemeinde Leymen befindet sich nicht nur die berühmte Burg Landskron. Das Dorf beherbergt auch zwei Kapellen. La chapelle des Âmes de purgatoire (Kapelle der Seelen des Fegefeuers) wurde 1928 gebaut, um den Pilgern auf dem Weg von und nach Mariastein einen Zwischenhalt zu ermöglichen.

Kapelle Heiligenbrunnen

Die Kapelle der Heiligenbrunnen ist viel älter und wurde der Legende nach im achten Jahrhundert von englischen oder irischen Wandermönchen gebaut. Wie der Name schon sagt, fand ein Mönch an diesem Ort eine Wasserquelle, wo er einen Mann von seiner Blindheit heilte. Jährlich findet am 1. Mai eine Prozession zu Ehren der Heiligen Walburga statt. Die heutige Kapelle stammt aus dem Jahr 1682.

(Quelle und weitere Informationen: Office de Tourisme du Sundgau)

Leymen

Rodersdorf

Korrektorin: Petra Ehrismann