Biel trägt stolz das Banner als einzige konsequent zweisprachige Stadt der Schweiz. Die Lage auf der Sprachgrenze, mitten im «Röstigraben», verpflichtet: Hier mischen sich die frankofone und die deutsche Kultur. Sie gilt als die zweisprachige Stadt der Schweiz schlechthin.

Bild: Marco Zanoli, Wikipedia

Kelten, Römer und Alemannen

Doch der Weg zum Bilinguismus war lang: von der Romanisierung und der gallorömischen Kultur der ursprünglich keltischen Region und der wechselnden Vorherrschaft der einen oder anderen Sprache bis zum Jahr 1950.

Die Sprachlandschaft des Seelands und Biel ist geprägt durch die Eingliederung des heutigen Mittellandes ins Römische Reich um 15.-13. V. Chr. Als teil der neuen gallorömische Kultur sprechen die einheimischen bald auch (vulgair) Latein. Mit der Zeit entwickeln sich romanische Dialekte, woraus verschiedene Westschweizer Mundartformen oder Patois hervorgehen.

Die Ausbreitung der deutschen Sprache durch die Alemannen, die sich ab dem Ende des 6. Jahhunderts im Mittelland ansiedeln ist ebenfalls entscheidend. Das Romanische wird zurück gedrängt und das Alemannische erreicht zum Ende des 8. Jahrhunderts die Aare.

Zwischen dem 9. und 13. Jahrhundert wird zuerst die Region südlich des Bielersees und später auch jene am Nordufer mehrheitlich deutschsprachig. Eine klare Sprachgrenze gibt es nicht. Die heutige Sprachgrenze in der Drei-Seen-Region festigt sich schliesslich im 18. Jahhundert.

Johann Rudolf Weiss (1846-1939), Biel, 1919. Sammlung: Neues Museum Biel

Biel

Über 700 Jahre ist Deutsch die alleinige  Amtssprache in Biel, aber die Bieler Elite unterhält enge Beziehungen zu frankofonen Gegenden und bereits im Mittelalter hört man Französisch in Häusern, Handwerksateliers und im Rathaus. Biel wird schon früh zu einem Labor der Zweisprachigkeit.

Sammlung: Neues Museum Biel

Die Uhrenindustrie

Die Aufschwung der Uhrenindustrie führt im 19. Jahrhundert zu einer enormen Zuwanderung aus dem Jura. Das verändert die Spachlandschaft Biels Grundlegend. Arbeitsimmigration ist immer einer der Hauptgründe für Sprachwandel. Was Biel einzigartig macht, ist der politische Wille Französisch auf zu werten und 1950 wird Französisch gleichberechigte zweite Amtssprache und Biel offiziell bilingue.

Die heutige Spachlandschaft

Seither ist die Bieler Gesellschaft bestrebt, allfällige Differenzen zu überwinden. Durch Kultur, Sport, Vereine oder zweisprachige Schulen entstehen gemeinsame Bezugspunkte.

In Biel wird aber nicht nur Deutsch und Französisch gesprochen. Neben über 50 weiteren Sprachen schafft auch der Lebensraum Identität. Gebäude, Parks, Plätze und Treffpunkte sorgen bei den Menschen in Biel für Vertrautheit und heimatliche Gefühle.

Die Ausstellung «Biel und der Röstigraben» im Neuen Museum Biel geht der Frage nach, wie die vielfältigen Kulturen in der Stadt zusammenleben, wo sie sich treffen und wie sie sich verständigen. Sie zeigt auf, dass die Mehrsprachigkeit über die Jahrhunderte immer wieder Engagement erfordert, um zu einem gegenseitigen Verständnis zu finden.

(Quelle und weitere Informationen: Neues Museum Biel/Nouveau Musée Bienne).