Brunnen, die Bundeskapelle. Foto/Photo: TES

Bundesbrief, Bundeskapelle und Auslandschweizer

Das Bundesbriefmuseum in Schwyz bewahrt den Morgartenbrief von 1315 auf. Diese Urkunde ist  unbestritten authentisch und beweist indirekt die ersten Vereinbarungen der Eidgenossenschaft am Ende des 13. Jahrhunderts.Ob der Eid auf dem Rütli, der Wiese auf dem Seelisberg am Urnersee, 1291 stattgefunden hat oder ob Wilhelm Tell tatsächlich gelebt hat, ist ebenso irrelevant, wie die Frage, ob Romulus und Remus Rom gegründet haben oder ob Athens Namensvetterin Athene existiert hat.

Gewisse akademische Kreise haben aber offenbar nichts Besseres zu tun, als jahrelang mit öffentlichen Geldern die Grünsungslegende der Schweiz ins Lächerliche zu ziehen.

Der Seelisberg, das Rütli und der Weg der Schweiz

Die Geschichte des legendären Wilhelm Tell und des Rütlieids (Rütlischwur) passt in den Kontext des Widerstandes der Orte in Unterwalden (die heutigen Kantone Nidwalden und Obwalden), Uri und Schwyz gegen den Landesherrn Habsburg. Der Sieg der Eidgenossen in der Schlacht von Morgarten ist ebenso eine Tatsache wie weitere, den Habsburgern zugefügte Niederlagen in den Jahren 1386-1388, 1415, 1460 und schliesslich 1499.

Brunnen am Urnersee (Arm des Vierwaldstättersees) mit dem Kleinen und dem Grossen Mythen. SBB Bahnhof Basel

Der Kleine und der Grosse Mythen. Bild: Hotel Weisses Rössli

Brunnen, der Kleine und der Grosse Mythen und der Auslandschweizerplatz

Der Kleine und der Grosse Mythen sind ebenso  Realität wie der Morgartenbrief und die erste Eidgenossenschaft von 1315. In diesem in deutscher Sprache verfassten Dokument ist zum ersten Mal von “Eidgenossen” die Rede.

Der Morgartenbrief ist auch ein Dokument, das ein früheres Bündnis von Unterwalden, Uri und Schwyz bestätigt und den neuen Gegebenheiten anpasst. Die Unterzeichnung fand in Brunnen (gehört heute zur Gemeinde Ingenbohl, Kanton Schwyz) statt.Offenbar waren das (militärische) Prestige und die wirtschaftlichen Interessen der umliegenden Städte so gross, dass sich Luzern, Zürich, Bern, Freiburg und Zug diesen „Bauernlümmeln“ anschlossen.

Das ist einmalig in Europa: Städte schlossen sich mit Dörfern zusammen! Es gab zu dieser Zeit mehrere Städtebündnisse, zum Beispiel die Hanse in Nordeuropa, die Dekapolis im Elsass oder der Schwäbische Bund in Süddeutschland. Keines dieser Bündnisse war von langer Dauer.

Die Schweizer Eidgenossenschaft war im 15. Jahrhundert eine militärische Supermacht, wie auch das Herzogtum Burgund 1476 und 1477 und der französische König bis 1515 erfahren mussten. Sie war jedoch keine politische Einheit, sondern ein loser Zusammenschluss von souveränen Kantonen.

Aus der Eidgenossenschaft von 8 Kantonen wurde 1513 die Eidgenossenschaft von 13 Kantonen, 1803 die Eidgenossenschaft von 19 Kantonen, 1815 die Eidgenossenschaft von 22 Kantonen, 1848 die Confoederatio Helvetica von 25 Kantonen (darunter 6 Halbkantone, diese Bezeichnung gibt es seit dem 1. Januar 2000 nicht mehr) und schliesslich 1979 die heutige Eidgenossenschaft von 26 souveränen Kantonen und Republiken mit dem neuen Kanton Jura.

Der Urnersee 

Das Dorf Brunnen, das wie viele andere Dörfer in der Schweiz den Charme einer Kleinstadt hat, steht für diese Geschichte. Die Bundeskapelle symbolisiert den (langsamen) Prozess vom Staatenbund zum Bundesstaat. Weitere (religiöse) Sehenswürdigkeiten in Brunnen-Ingenbohl sind die Wendelinskapelle (1633), die 14-Nothelfer-Kapelle (1576), die Pfarrkirche St. Leonhard (1387), die Sust (1631), das Kloster Ingenbohl (1856), die St.-Laurentius- und Theodul-Kapelle (1595) in Wylen, die Holzbrücke (1555) über die Muota und die Alten Hafenanlagen (gut sichtbar unter Wasser).

Die Bundeskapelle (1635)

Brunnen bedeutet übrigens nicht nur Quelle im Deutschen, die Quelle mehrerer Bäche und der Eidgenossenschaft. Brunnen ist auch ein Ort der Auslandschweizer. Der Auslandschweizerplatz, am Ufer des Urnersees (einem Arm des Vierwaldstättersees), wurde 1991 eingeweiht. Dieser Platz steht für die Verbundenheit der rund 800 000 Auslandschweizer mit ihrer „Heimat“. Nicht umsonst stammt das Wort und der Begriff „Heimweh“ aus der Schweiz!

(Quelle und weitere Informationen: Gemeinde Ingenbohl)

 

Impressionen von Brunnen

Das Seehotel Waldstätterhof (1870) beherbergte bis 1971 unter anderem Königin Wilhelmina, Winston Churchill, König Alfons XII. von Spanien, deutsche Kaiser und Mitglieder der Familie Thurn und Taxis. Richard Wagner (1813-1883) nannte Brunnen sogar seinen „Lieblingsort“.

Hotel Weisses Rössli. Sein berühmtester Gast war König Ludwig II. (1845-1886) von Bayern im Jahr 1865. Der unmittelbare Anlass für seinen Besuch war Friedrich Schiller (1759-1805) und sein Werk Wilhelm Tell (1804). Der König wollte die Urschweiz und das Rütli besuchen, so gross war das Prestige der jungen Eidgenossenschaft (1848) mit ihren jahrhundertealten Wurzeln.

Seeklinik Brunnen (1857), erbaut auf den Fundamenten der Burg Löwenstein (12. Jahrhundert).

Der Boulevard, rechts der ehemalige Grand Palais, Wohnungen heute 

Der Föhnhafen von 1872, erbaut, um bei starkem Föhn aus dem Gotthardmassiv den Schiffen Sicherheit zu geben. Bereits im Mittelalter gab es an der Muotamündung (Ruosalperbach im Kanton Uri) einen Hafen (Alter Hafen). Zahlreiche der rund 575 Pfähle sind zu sehen, die meisten stammen aus dem 14. und 15. Jahrhundert.

Rudern auf dem Vierwaldstättersee (BRC aus Basel, 24, und 25. Juni)

Der Pilatus

Der Urnersee

Das Reussdelta und der Naturpark am Urnersee bei Flüelen

Die Tellkapelle