Lüztel (Lucelle). Photo/Foto: TES

Lützel und die Landskron, eine europäische Geschichte

Bei Lützel (Lucelle) begegnen sich Frankreich und die Schweiz und die Kantone Jura und Basel-Landschaft. Die Benediktinerabtei Lucelle (Abbaye de Lucelle) wurde 1124 am Flüsschen Lützel (La Lucelle) gegründet.

Der Fluss bildet heute die Grenze zwischen dem schweizerischen Kanton Jura und dem französischen Département Haut-Rhin. Im 13. Jahrhundert verlief die Grenze noch zwischen dem Fürstbistum Basel und der Grafschaft Pfirt.

Die Grafschaft Pfirt und das Kloster kamen 1324 an Habsburg. Das Dorf Lützel lag ab dann zweigeteilt auf österreichischem und fürstbischöflich-baslerischem Gebiet. Das Kloster, in welchem 200 Mönche lebten, war um diese Zeit das reichste elsässische Kloster nach Murbach.

Der Bau als hochgotische Basilika mit Querschiff  war 1346 abgeschlosen. Im Jahre 1375 verwüsten die Gugler (Söldner während des Hundertjährigen Krieges (1337-1453) zwischen den Königreichen England und Frankreich) das Kloster und 1499 die Eidgenossen im  Schwabenkrieg (oder Schweizerkrieg/Engadinerkrieg) nach der Schlacht bei Dornach.

Im Deutschen Bauernkrieg von 1525 wurde das Kloster von Elsässer Bauern überfallen. Es erholte sich aber von den Kriegsereignissen und konnte 1526 mit dem Erwerb der Herrschaft Löwenburg im Jura sein Territorium sogar verdoppeln. Die Basler Familie Münch war lange Zeit Eigentümerin dieser Burg.

Eine undatierte Zeichnung auf dem heutigen Gebäude 

Der Abt des Klosters errichtete unterhalb der Burg ein schlossähnliches Prioratsgut mit Kirche. Die Lage Lützels in Vorderösterreichischem Gebiet war im Dreissigjährigen Krieg (1618-1648) jedoch verhängnisvoll. Die Mönche suchten Zuflucht in Löwenburg, das unter dem Schutz der Eidgenossenschaft stand.

1638 wurde das Kloster erneut geplündert. Als im Jahre 1648 Frankreich in den Besitz des elsässischen Sundgaus kam, lagen Lützel und das Kloster dann hauptsächlich auf französischem Gebiet. Die Beziehungen zwischen den Äbten und den französischen Königen waren aber sehr gut und das Kloster hatte bis 1789 wieder eine Blütezeit.

François Ignace Tavanne (1728–1811),  das Kloster um 1776. Sammlung: Musée jurassienne des Beaux Arts,  Pruntrut (Porrentruy).

1789 wurde die Abtei von der revolutionären Regierung in Paris zum nationalen Eigentum erklärt. Nach 1792 zogen Handwerker und Arbeiter in die Konventgebäude ein. Sie betrieben die ehemaligen klösterlichen Manufakturen (Ziegelei, Glashütte, Eisenhütte und Giesserei, Gerberei) weiter.

Der Konventflügel und die Kirche wurden 1804 abgebrochen Das Material diente dem Bau der neuen Fabrik mit Holzkohle-Hochofen und Giesserei. 1883 erfolgte die Schliessung dieser Werke. Die Fabrikgebäude wurden später abgetragen.

Heute ist der ganze Klosterkomplex bis auf zwei Gebäude entlang der Strasse verschwunden. Beide Gebäude werden von der privaten Organisation Centre Européen de Rencontres Lucelle (CERL) genutzt.

Die Geschichte von Lützel und der Abtei haben Gemeinsamkeiten mit der Geschichte der Landskron bei Leymen an der Grenze zur Schweiz und zum Kanton Solothurn. Die damals mächtigsten Herrscher und Abteien prägten diese heutezutage fast vergessenen regionalen Machtzentren.

Der Lützelsee (lac de Lucelle, Kanton Jura) diente zuerst als  Fischteich. Später wurde sein Wasser genutzt,um Mühlen, Schreinereien, Schmieden und Giessereien zu betreiben. Ein Bach speist ihn und fliesst auch wieder ab. Am Ufer wachsen Eschen, Ahorn, Erlen und Weiden. Ein wunderbarer Buchenwald umschliesst das Tal der Lützel. 

Der Lützelsee/ lac de Lucelle, 1803. Staatsarchiv Basel-Stadt

(Quelle und weitere Informationen: Barocke Bauwerke im Süddeutschen und schweizerischen Raum) 

Korrektorin: Eva Maria Fahrni

Der Jura