Juan S. Hernandez, Feuerwerkinstallationen Castillo, Octolán de Morelos, Oaxaca. Mexico, 1960. Sammlung Valetin Jaquet, ME 95

Das Museum der Kulturen in Basel präsentiert die Nacht als Thema einer Ausstellung (Nacht – träumen oder wachen) in einer – wie könnte es anders sein – multikulturellen Geschichte. Die Ausstellung führt den Besucher durch die Nacht und zeigt Kunst und Alltagsgegenstände aus fünf Kontinenten.

Die heutige Nacht in der modernen (europäischen) Gesellschaft unterscheidet sich deutlich von der Nacht im 19. Jh. oder noch weiter zurückliegenden Zeiten. Lichtverschmutzung und Lärmbelästigung in der Nacht sind zum Beispiel Begriffe aus dem letzten Jahrhundert.

Viele Facetten der Nacht, Angst und Freude, Licht und Schatten, schöne, aber auch düstere Seiten wechseln sich ab. Gerade diese Gegensätze machen für viele Kulturen die Faszination der Nacht aus.

Fledermausmaske, Burkina Faso, vor 1973. III 19733

Windzauber mit Fledermäusen, Papua-Neuguinea, Awar, 1930. Vb 9304

Die Ausstellung assoziiert die Fledermaus als nachtaktives Tier sowohl mit einer negativen als auch mit einer positiven Bedeutung. Auf der Welt gibt es etwa 1 000 Arten. Die Kunst hat der Fledermaus viele Objekte gewidmet, von Batman als Beschützer des Guten bis hin zur Fledermaus als Überbringerin von Unheil und Krankheiten

Vergrösserter Gipsabguss eines Fledermauskopfes. Naturhistorisches Museum Basel. Leihgabe

Schon immer hatte die Nacht auch etwas Unheilvolles an sich. Hexen, Dämonen, Geister, Teufel und andere Fabelwesen erwachten in der Nacht zum Leben. Amulette, Abendgebete und andere Gegenstände erwirkten Schutz oder sollten ihn bringen.

Der Dämonenkönig Kala Rahu, Bali, um 1940. Geschenk von Georg Andre Schlager. IIc 16412

Die Nacht steht nicht nur für Abendlieder, Träume und Schlaf, sondern auch für Schlafwandeln, Albträume und Schlaflosigkeit. Dieses Thema hat die Wissenschaft, die Kunst, die Menschen von jeher beschäftigt, wie die Ausstellung zeigt.

Die Themen Nachtwäsche und Betten, letztere in allen Formen und Grössen, mit besonderem Augenmerk auf Babys und Kinder, erhalten ebenfalls Raum. Die menschliche Kreativität bezüglich Anpassung der Einrichtung des Schlafzimmers an die verschiedenen klimatischen und sonstigen Verhältnisse auf allen Kontinenten, ist fast unerschöpflich.

Impressionen von den vielen Schlaf- und Sitzunterlagen

In den Städten und Dörfern war es früher stockdunkel und nahezu still. Nur Vagabunden, Kutschen, Kirchenglocken und Nachtwächter machten sich bemerkbar. Laternen und Fackeln erhellten die Stadt. Nachtwächter und Laternenanzünder machten in allen Städten bis weit ins neunzehnte Jahrhundert hinein ihre Runden und hatten ihre Rituale.

Die Nacht war auch die Zeit der (religiösen) Feste und Veranstaltungen. Fasnacht, Vollmond, Nikolaus, Feuerwerk oder spirituelle Manifestationen fanden oft in der Dunkelheit statt oder begannen dann.

Auch die untergehende Sonne, der Sternenhimmel, der Mond und die nächtlichen Landschaften wurden in der Kunst auf allen Kontinenten auf die unterschiedlichste Weise dargestellt.

Heutzutage gibt es in den Städten ein immenses Angebot an Veranstaltungen verschiedenster Art. Hightech-Präsentationen zeigen das aktuelle Nachtleben in der Stadt Basel.

Guckkasten Polyorama Panoptique, 1850, Frankreich, Reproduktionen der Bilder (2023). Geschenk von Sophie Zahn-Sarasin 1950. VI 19090.00,01-03, 05-07,09-11

Die Champs d ‚Élysées bei Nacht und Tag

Als Vorläufer des Kinos zeigten Guckkästen bis ins 20. Jahrhundert Ansichten von fernen Landschaften, Städten oder gesellschaftlichen Ereignissen. Durch den Wechsel von Auf- und Durchlicht verwandelten sich die Tagesansichten in zauberhafte nächtliche Szenen. Die Faszination für diese Bilder war gross, vielleicht vergleichbar mit den Panoramen des 19. Jahhunderts.

Die Ausstellung vermittelt ein eindrucksvolles und lebendiges Bild von (künstlerischen) Erfahrungen und Erlebnissen der Nacht auf verschiedenen Kontinenten. Es ist ein anspruchsvolles Thema. Die vielseitige Präsentation, die grosse Vielfalt an (Kunst-)Objekten und die modernen Techniken vermitteln einen guten Eindruck vom Phänomen der Nacht.

Korrektorin: Eva Maria Fahrni

Die Stadt Chur (Kanton Graubünden) hatte bis zum 31. Dezember 1887 12 Nachtwächter. Sie kündigten die Abendwache ab 19.00 Uhr (sibni) und später die Morgenwache durch Singen von Versen an. Foto: TES

Die Abendwache:

I träta jezz uf d’Abedwacht,

Gott geb üs allna a guati Nacht.

Und löschan all Füür und Liacht,

Dass üs dar liabi Gott whol b’hüat.

Sibni hätts g’schlaga, das tuan ieu kund,

Gott gäb üs allna a guati Stund

Die Morgenwache:

Stönd uuf im Nama Jesu Christ,

Dar helli Tag vorhanda isch

Dar helli Tag üs nia verlaat,’

Gott gäb üs allna guata Tag.

A guatta Tag, a a glückseeligi Stund:

Das bitt’i Gott vo Herzansgrund