Unbekannter Maler, Jörg Jenatsch um 1638. Foto: Wikipedia

Der Soldunternehmer Jenatsch in der Kathedrale

Das Bistum Chur ist eines der ältesten Bistümer nördlich der Alpen. Seine Anfänge dürften in die zweite Hälfte des 4. Jahrhunderts zurückweisen. Ausgrabungen im Innern der heutigen Kathedrale, die zwischen 1151 und 1272 in den Formen der (späten) Romanik errichtet wurde, belegen Bauten aus dem 5.

und 8. Jahrhundert. Diese Kontinuität von über 1500 Jahren (kirchlicher) Kulturgeschichte wird im Domschatzmuseum gezeigt.

Die Schatzkammer

Die Schatzkammer birgt hervorragende Kunstwerke. Es gibt sieben Hauptgruppen: Reliquiare, Gewebe, Altargeräte, Kreuze, Skulpturen, Tafelbilder und die Kleider Jenatschs.

Als Reliquiare bezeichnet man Behältnisse, in denen Reliquien oder Überreste von Heiligen zur Vereherung aufbewahrt werden. Bei diesen Reliquien kann es sich um primäre (leibliche) oder sekundäre (Gegenstände) handeln. Ausserdem gibt es auch noch Berührungsreliquien, Gegenstände die mit primären oder sekundären Reliquien in Kontakt gekommen sind.

Die Reliquiaren kennen auch eine reiche Differenzierung. In einer ersten Unterscheidung sind die Gefässe, die in einem Grab des Altars eingemauert wurden (ein Altarsepulcrum).

Als Reliquiare konnten auch Glassgefässe dienen. Die grösste Abteilung im Museum zeigt die Schaureliquiare, die Schreine und Büsten umfasst, Goldschiedewerke, Holzschreine und Kästchen.

Die Reliquienbüsten und Arm- und Fuss-Reliquiare sind im Museum auch gut vertreten. Aus der Kathedrale haben sich 42 Fragmente von (früh-) mittelalterlichem Seidengewebe erhalten, oft Erzeugnisse des östlichen Mittelmeerraumes. Das Museum besitzt zudem zwei Reliquienbeutel.

Den zweiten grossen Komplex der Sammlung bilden die Altargegenstände, jene liturgischen Gegenstände, die im Dienste der Messfeier standen, wie Kelch, Patene, Ziborium, Monstranz, Messkännchen, Hostienbehälter, Altarkreuz, Friedenskusstafel, Altarglocken, Evangeliar, Paxtafel, Weihwasserbehälter, Pontifikale oder Rauchfass.

Die Reihe der Kreuze enthält ein Merowinger Exemplar, das monumentale romanische Triumphkreuz, verschiedene Vortragekreuze, Standkreuze und Kreuzigungsgruppen.

Die Gattung der Skulptur und der Malerei sind durch einige Beispiele aus der Merowingischen, Karolingischen und romanischen Zeit vertreten. Die früheste christliche Inschrift Graubündens (548), Fragmente von Marmorplatten, Holzfiguren, ein Antependium mit der Grablegung, zwei Altarflügel, ein Altarretabel und Wandmalereien.

Jörg Jenatsch

Die Kleider Jenatschs sind die Kleider in denen Jörg Jenatsch (1596-1639), der Pfarrer, Politiker und Soldunternehmer bestatten worden ist. Mit dem Einmarsch der Spanier und Österreicher in Graubünden im Jahre 1620 wurde das Land in den Dreissigjährigen Krieg hineingezogen.

Jenatsch begann eine militärische Karriere, zuerst für den reformierten Herzog Henri II de Rohan (1579-1638),  der im Auftrag von Kardinal Richelieu (1585-1642) Graubünden besetzte. Jenatsch trat 1635 im Kapuzinerkloster Rapperswil zur katholischen Kirche über.

Es gelang ihm die Franzosen am 5. Mai 1637 zum Abzug zu zwingen und zugleich von Spanien die Rückgabe des Veltlins an Graubünden zu erwirken.

Er wurde am 21. Januar 1639 ermordet und in der Kathedrale in Chur beigesetzt. Seine Kleider, Skapulier und Rosenkranz werden im Domschatzmuseum aufbewahrt.

Die Kathedrale und das Domschatzmuseum vereinen und zeigen also kirchliche, regionale und europäische Geschichte, Politik und Kultur.

(Quelle: L. Dosch, Das Dommuseum in Chur, Bern 1996).