Die Bibliotheca Afghanica in Bubendorf

In der Schweiz gibt es in fast jedem Dorf eine oder mehrere historisch, kulturell oder landschaftlich bedeutsame Stätten. Bubendorf (Kanton Basel-Landschaft) zum Beispiel weckt nicht sofort Assoziationen mit Afghanistan.

Doch das Dorf beherbergt mit der Bibliotheca Afghanica die umfangreichste europäische Sammlung von Büchern, Dokumenten, Fotografien und anderen visuellen, kulturellen und historischen Objekten aus diesem Land.

Ihre Gründer, Paul Bucherer und seine Frau Veronika Dietschi, bereisen das Land seit 1971 und gründeten 1975 die Bibliotheca Afghanica.

Er war auch ein gefragter Experte für die US-amerikanische, deutsche und britische Regierung und hatte Kontakt zu verschiedenen afghanischen Regierungen und sogar zu den Taliban.

Er kannte den (letzten) afghanischen König Mohammed Zahir Shah (1914-2007), der 1973 durch einen Putsch gestürzt wurde. Afghanistan war damals ein modernes Land, das eine Annäherung an den Westen anstrebte. Die Sowjetunion akzeptierte diese Entwicklung nicht und errichtete eine kommunistische Schreckensherrschaft, der 1979 (erneut) eine Invasion folgte.

Das Paar hat das Land jedoch nicht aufgegeben. Die Kultur, die Geschichte und die Natur des Landes sowie der Stolz und der Charakter der Menschen faszinierten und inspirierten das Paar.

1998 bat die US-Regierung Paul Bucherer sogar, mit den Taliban die Möglichkeit eines „föderalistischen Schweizer Modells“ für das vom Bürgerkrieg zerrissene und verwüstete Land zu besprechen. Die Gräben konnten jedoch nicht überbrückt werden, und nach dem 11. September war nichts mehr so, wie es war.

Es ist ihm gelungen, in Bubendorf ein „Afghanistan-Museum im Exil“ einzurichten, und zwar in Zusammenarbeit mit der afghanischen Regierung und den Taliban!

Nach der offensichtlichen Verbesserung der politischen und militärischen Lage wurden 2007 mehr als 1000 Objekte in das Nationalmuseum in Kabul zurückgebracht, das seit 2021 einer ungewissen Zukunft entgegensieht.

Bucherer ist jedoch überzeugt, dass die Afghanen ihr kulturelles und historisches Erbe bewahren und pflegen wollen. Für die Zerstörung des Erbes sind seiner Meinung nach vor allem Nicht-Afghanen verantwortlich.

Neben Tausenden von Videos, Filmen und Fotos beherbergt die Bibliothek über 17.000 Titel in Farsi, Französisch, Englisch, Russisch und Deutsch zu (jüngerer) Geschichte, Politik, Religion, Geologie, Geografie, Fauna und Flora, Wirtschaft, Kultur und afghanischer Literatur. Sogar Reiseführer und (zeitgenössische) Dissertationen sind vorhanden.

Doch auch heute, nach mehr als einem halben Jahrhundert Beschäftigung mit Afghanistan, halten sie den Dialog unermüdlich aufrecht, und die Bibliotheca Afghanica setzt sich weiterhin für die (wissenschaftliche) Sensibilisierung für die afghanische Kultur, Geschichte und Gesellschaft ein.

(Quelle und weitere Informationen: www.buchort.ch; Stiftung Bibliotheca Afghanica, Bubendorf)

Korrektorin: Giuanna Egger-Maissen

Stadt: (English) Bubendorf
Website: http://www.afghanistan-institut.ch/