Visp, Foto/Photo: TES

Visp, Thomas Platter, das Matterhorn und der Rhone

Visp im Oberwallis (französisch Viège) ist heute vor allem als Sitz des Chemieunternehmens Lonza AG bekannt, das  sich 1907 hier ansiedelte und das Industriezeitalter in Visp einläutete

Über viele Jahrhunderte waren die beiden grössten Flüsse des Kantons, die Rhone und die Vispe, Freund und Feind. Einerseits dienten sie der Irrigation, der Energiegewinnung (Mühlen) und der Wasserversorgung, andererseits waren sie die Ursache für zahlreiche Überschwemmungen.

Foto: www.schweizerfluss.ch 

Erst mit der ersten Rhone-Korrektur (1863-1894) gelang es, diese Flüsse einigermassen unter Kontrolle zu bringen, aber erst im 20. Jahrhundert wurde nach mehreren weiteren Eingriffen die Hauptgefahr durch Hochwasser beseitigt.

Übrigens war das Wasser nicht der einzige natürliche Feind. Auch Erdbeben waren häufig. Ein grosses Erdbeben zerstörte 1855 sogar einen grossen Teil des Dorfes, und (kleinere) Erdbeben kommen in dieser Region und im Kanton immer wieder vor.

Anders verhält es sich mit den vom Menschen verursachten guten und schlechten Zeiten. Visp war bereits zur Zeit der Kelten (Stamm der Seduner) und der Römer besiedelt. Auf den Abzug der Römer im fünften Jahrhundert folgte die Immigration von deutschsprachigen Alemannen und die „Germanisierung“ dieses Teils des Wallis.

Heute wird dieser Teil als Oberwallis bezeichnet. Die Germanisierung der romanisierten Kelten endete ungefähr bei Leuk (Loège). Der westliche  Teil, das Unterwallis wurde französischsprachig.

Das im sechsten Jahrhundert gegründete Bistum Sitten (Sion) war das kulturelle und politische Zentrum dieser Region. Der Bischof von Sitten wurde 999 Graf des Wallis und später Fürstbischof im Heiligen Römischen Reich und war weltlicher und geistlicher Herrscher der Region, zu der auch Visp gehörte.

Die Grafen und späteren Herzöge von Savoyen waren die Hauptkonkurrenten. Es kam zu mehreren Kriegen, unter anderem 1388 und 1475, aus denen das Oberwallis und seine sieben Zenden als Sieger hervorgingen. Im letzteren Jahr eroberten das Oberwallis und seine sieben Zenden das Unterwallis von Savoyen und regierten das Gebiet bis 1798 als Untertanengebiet. Visp war eine der sieben Zenden, das Dorf war also ein wichtiger politischer Akteur.

Obwohl das Oberwallis viel weniger Einwohner hatte und hat als das Unterwallis (heute 85 000 gegenüber 270 000 im Unterwallis), war es bis 1798 (französischer Einmarsch und Gründung der Helvetischen Republik, 1798-1803) die dominierende Region.

Die Zeiten haben sich geändert, und heute ist die deutschsprachige Minderheit im Oberwallis besorgt über die kulturelle und politische Vorherrschaft des Unterwallis. Am kommenden 3. März werden die Einwohnerinnen und Einwohner des Kantons über die neue Verfassung und den politischen und kulturellen Status der deutschsprachigen Minderheit entscheiden.

Das Matterhorn interessiert das alles nicht. Als britische Touristen um 1850 Zermatt entdeckten, war Visp das Haupttor für den Transport mit der Kutsche. Heute ist Visp immer noch ein wichtiges Zentrum für den Tourismus, aber vor allem wegen seiner Bahn- und Strassenverbindungen nach Bern, Zermatt, Brig, Martigny und Chamonix und dem Anschlussverkehr (Postauto) zu den Tälern und anderen (touristischen) Zielen.

Obwohl viele Reisende Visp nur als Umsteigepunkt kennen, lohnt sich ein Besuch des Zentrums. Denn Visp ist nicht nur die Stadt des berühmten Humanisten Thomas Platter (1499-1582) und mehrerer gut erhaltener mittelalterlicher Gebäude und Kirchen, sondern auch ein Vorreiter in der (Berufs-)Bildung und ihrer Architektur.

(Quelle und weitere Informationen: Gemeinde Visp; Kanton Wallis)

Korrektoin: Eva Maria Fahrni