Die Pilatuskette. links der Tomlishorngipfel (2128 m), rechts der Pilatusgipfel (2119 m). Foto/Photo: TES

Philosophie und ein Schiedsgerichtsverfahren im Eigenthal am Fusse des Pilatus

Viele Ärzte verschreiben heute anstelle von Medikamenten einen Spaziergang in der Natur oder empfehlen ihren Patienten, regelmässig ins Grüne zu gehen. Wenn ein Spaziergang unerwartet in einer philosophisch gestalteten Umgebung beginnt,  ist die positive Wirkung vielleicht noch grösser.

Dies gilt umso mehr, wenn mythische Berge, Schneelandschaften, Wasserfälle, Bäche und bewaldete Hügel die Kulisse bilden.

Es gibt nicht viele Restaurants, die Gäste mit einer Geschichte von Philosophie und Prominenz von der Antike bis zur Gegenwart empfangen. Auch wenn in der Schweiz fast jedes Dorf seine kulturelle, historische oder natürliche Besonderheit hat, ist ein Kaffee mit Gipfeli unter den wachsamen Augen von Sokrates, Kopernikus und dem Pilatus etwas Besonderes. Am Rande des Dorfes Schwarzenberg (Kanton Luzern) verbindet ein Hotel-Bildungszentrum das Angenehme und Besondere mit dem Nützlichen.

Das Eigenthal und der Pilatus im Nebel

Auch mythische Berge wie der Pilatur haben ein Recht auf Privatsphäre und sie hüllen sich manchmal – in selbst gewählten Momenten – in Nebel.

Schwarzenberg liegt auf einer Höhe von rund 1 000 Metern im Eigenthal am Fusse des Pilatus. Vor rund 10 000 Jahren kam es zu einem starken Temperaturanstieg und der Rümliggletscher im Tal verwandelte sich in einen See. In den folgenden Jahrtausenden verlandete dieser See und die Menschen begannen das Tal zu bewirtschaften.

Schwarzenberg

Der Name Eigenthal taucht erstmals in einer Urkunde von 1287 unter dem Namen Oegenthal auf. Jahrhundertelang war es im Besitz des Klosters Murbach in Luzern. Schliesslich erwarb die Stadt Luzern das Gebiet.

Der Rümlig

An vielen Orten der Schweiz führten ab 1850 die Engländer den Berg- und Wintersport ein. Die Entwicklung des Egenthals zu einem bekannten Wintersportort ist jedoch „hausgemacht“.

Luzerner Bürger gründeten 1903 den Skiclub Luzern, und das Eigenthal und der Pilatus waren die bevorzugten Ziele.  Die Bewohner des Tals wollten nicht zurückbleiben und so gründetendie Einwohner von Schwarzenberg 1925 den Skiclub Schwarzenberg. Im Jahr 1943 spaltete sich jedoch ein Teil der Mitglieder ab und nannte sich fortan Skiclub Eigenthal.

Der alte Skiclub Schwarzenberg änderte seinen Namen in Skiclub Malters, weil die meisten seiner Mitglieder in dieser Gemeinde wohnten. Das Eigenthal wollte dann den Namen Skiclub Schwarzenberg zurückhaben, aber der Skiclub Malters verhinderte dies.

Es kam zu einem Schiedsverfahren , das bis zur  höchsten Ebene des nationalen Skiverbandes ging. Ein Schiedsgericht entschied nach einem vierjährigen (!) Verfahren, dass der neue Verein Malters die (Wieder-)Verwendung des Namens Schwarzenberg zu Unrecht unterbunden hatte.

Der Verein Malters musste sogar eine hohe Entschädigung zahlen. Sokrates war offensichtlich noch nicht im Tal angekommen. Heute sind die Skiclubs Schwarzenberg und Malters wieder auf gutem Fuss und veranstalten jährliche Wettkämpfe und Treffen.

Das Eigenthal wurde auf jeden Fall zu einem bekannten Ort für Wintersport bis 1949  mit der ‚Grossen Pilatusschanze‚. Zudem fanden im Eigenthal von 1929 bis 1966 verschiedene nationale Meisterschaften im 50-km-Dauerlauf statt.

Eine Sternwarte im Eigenthal

Das Tal beherbergt nicht nur Einrichtungen für Sommer- und Wintersport. Es gibt auch die Möglichkeit für Himmelsbeobachtungen, da bekanntlich  die „Lichtverschmutzung“ in den Bergen wesentlich geringer ist als in städtischen Gebieten.

Der Weg zum Pilatus und seiner Bergkette bietet Ausblicke auf die Stadt Luzern, die Reuss, den Vierwaldstättersee, die Rigi, den Bürgenstock und das Vieh auf den  Alpweiden.

Von Luzern aus  sind der Pilatus und die Rigi in ihrer eindrücklichen  Gestalt zu sehen. Kein Wunder, dass sich die grössten Komponisten in dieser Gegend zu Hause fühlten, Richard Wagner (1813-1883)  am einen Ufer, Sergej Rachmaninow (1843-1943) auf der anderen Seite des Sees.

Der Schweizer Alpen-Club (SAC)

Der Schweizer Alpen-Club (SAC, Sektion Basel) organisiert regelmässig Wanderungen in diesem Gebiet (und anderswo im Land). Obwohl der Name anderes vermuten lässt, organisiert der SAC nicht nur (Ski) Touren in den Alpen, sondern auch Wanderungen und Aktivitäten in anderen Regionen. (Weitere Informationen: www.sac-cas.ch)

Korrektorin: Eva Maria Fahrni

Das Wagnermuseum

Der Pilatus, Aussichtspunkt Eigenthal

Der Pilatus, Aussichtspunkt Luzern

Die Rigi, Aussichtspunkt Luzern

Luzern

Das Postauto, immer da und immer ‚pünktlich‘ 

Impressionen vom Eigenthal

Frei zugänglicher Hofladen und Schweizer Zivilgesellschaft

‚Lady in waiting‘ und der berühmteste Brite aller Zeiten im Hotel & Bildungszentrum Matt

Eine Kapelle im katholischen Kanton