Markus Solinger, Secretaris General der Lia Rumantscha, am 22. Juli in Scuol. Foto/Photo: TES

Die romanische Sprache und die Landschaft des Unterengadins

Am 22. Juli (bis zum 26. Juli) startete in Scuol (Kanton Graubünden) wieder der jährliche Romanische Kurs (in Vallader). Die Lia Rumantscha, die Organisatorin des Kurses, zählte dieses Jahr 153 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem In- und Ausland.

Es ist zu erwarten, dass die romanische Sprache in der Schweiz und im Ausland auf zunehmendes Interesse stösst. Die jährlich stattfindende nationale romanische Sprach- und Kulturwoche (Eivna (Emma) rumantscha) ist auch ein Indiz für diese Entwicklung.

Auch in anderen Orten Graubündens werden Kurse in einem der anderen romanischen Idiome (Putèr, Sursilvan, Surmiran oder Sutsilvan) angeboten, nicht nur von der Lia Rumantscha, sondern auch von anderen Organisationen.

Die Sensibilisierung für die Vielfalt, den Respekt vor anderen Sprachen und Kulturen und das Funktionieren einer multikulturellen Gesellschaft ist eine der Grundlagen der mehrsprachigen Schweiz.

Heute singen, spielen, lernen und sprechen die Kinder auf den Strassen, in den Häusern und Schulen der Dörfer wieder Romanisch, und für die älteren Bewohner ist es (wieder) eine Identität, auf die sie stolz sein können.

Scuol

Die Lia Rumantscha unterstützt auch den Aufbau lokaler romanischer Organisationen, vorerst vor allem in der Deutschschweiz, aber demnächst auch in der französisch- und vielleicht italienischsprachigen Schweiz.

Vor dreissig Jahren gab es auf nationaler Ebene wenig Interesse (und damit auch wenig Geld) für die Förderung und Entwicklung der romanischen Sprache und Kultur.

Die romanischsprachigen Einwohnerinnen und Einwohner verloren ihr Engagement auch wegen der neuen Medien, des Tourismus, der fehlenden Arbeits- und Karrieremöglichkeiten im eigenen Land und des Zustroms von Unternehmen und Projekten aus anderen Sprachregionen und Ländern.

Breil/Brigels (Surselvan): Stai si, defenda romontsch, tiu vegl lungatg (Stehe auf, verteidige Romane, deine alte Sprache!, Giacun Hasper Muoth (1844-1906)

Junge Leute verliessen die Region wegen des Studiums oder der Arbeit und kehrten oft nicht mehr zurück. Aber auch in dieser Gruppe gewinnen die romanische Sprache und Kultur rasch an Ansehen und Status.

Vom 7. bis 11. Oktober organisiert die Lia Rumantscha (in Zusammenarbeit mit der Uniun dals Grischs) in  Müstair ihren jährlichen Kurs für Vallader.

Und das aus gutem Grund. Das Romanische ist eine der ältesten lebenden Sprachen Europas und ein direkter Nachfahre des Lateinischen (bzw. Vulgärlateinischen) und seiner rätischen Vorläufer.

Ausserdem ist es eine schöne, wohlklingende Sprache, die gut zu der musikalischen und kulturellen Landschaft und der natürlichen Schönheit der Region passt.

(Quelle und weitere Information: www.liarumantscha.ch)

Korrektorin: Giuanna Egger-Maissen