Baden-Baden, die Trinkhalle. Foto/Photo: TES

Baden, Baden-Baden und Badenweiler und ihre Bäder

Es gibt nicht viele Orte mit einem Doppelnamen und schon gar nicht, wenn es sich um eine Wiederholung handelt. So ist der Name der deutschen Stadt Baden-Baden (Baden-Württemberg) funktional: zur Unterscheidung zwischen Baden in der Schweiz (Kanton Aargau) und Baden in Österreich (bei Wien). Dann gibt es noch Badenweiler im südlichen Baden-Württemberg.

Kurhaus und Casino Baden-Baden

Baden-Baden, die Trinkhalle im 18. Jahrhundert

Badenweiler, Grand Hotel Römerbad (1825), geschlossen seit 2016

Der Aargau wurde bis 1415 von Habsburg und von 1415-1798 (mit Ausnahme des Fricktals) als Untertanengebiet von der Eidgenossenschaft verwaltet. Seit 1803 (inklusive Fricktal) ist der Aargau ein Kanton der Eidgenossenschaft.

Die Namen für diese Orte sind auch funktional: Sie waren seit der Römerzeit (etwa in den ersten vier Jahrhunderten) berühmte Bade- und Kurorte. Diesem Ruhm werden sie auch heute noch gerecht.

Auf jeden Fall waren die Römer die Erfinder der ersten steinernen Badekomplexe (thermae). Diese Badehäuser waren wunderschön dekorierte und ausgestattete Gebäude mit Bädern, ausgeklügelten Systemen für warmes und kaltes Wasser, Entwässerung, Heizung, Umkleideräumen, Sozialräumen, Gärten und anderen Abteilungen.

Römisches Badehaus Badenweiler

Finanziert wurden sie zumeist von lokalen Euergeten (Wohltätern) und teilweise von der lokalen Regierung. Weitere Einzelheiten über die faszinierende Welt der römischen Badekultur finden sich in der reichhaltigen Literatur dazu. Auch die wohltuende Wirkung der Mineralquellen war bereits bekannt oder wurde zumindest vermutet.

Die Frauenthermen von Augst (Augusta Raurica, Kanton Basel-Landschaft). Bild. Römische Badenruine Badenweiler

Im Mittelpunkt dieses Artikels stehen die Beziehungen zwischen den genannten Orten, die bis ins 19. Jahrhundert hinein intensive Kontakte auf höchster politischer und kirchlicher Ebene pflegten. Bürger, Kaufleute, Wissenschaftler, Künstler, Unternehmer und Textilunternehmer, (Schweizer) Söldner und andere Berufsgruppen waren regelmässige Grenzgänger.

Grenzen hat es zwischen der Region Baden und dem Kanton Aargau immer gegeben. Es war jedoch nicht die physische Barriere des Rheins, die die Grenze bildete. Der Rhein war jahrhundertelang vor allem ein Handels-, Kommunikations- und Verkehrsfluss. Auch die Sprache stellte keine Barriere dar. Nach dem Abzug der Römer entwickelte sich das Alemannische zur gesprochenen Sprache, später auch das Hochdeutsche.

Bild: Römische Badenruine Badenweiler

 Römische Zeit

In römischer Zeit war diese Region Jahrhunderte Teil der Germania Superior. Auf dem Höhepunkt der römischen Macht (um 100 n. Chr.) bildete der Limes Germanicus die Grenze, er verlief von Koblenz bis zur Donau und war 550 Kilometer lang. Ab dem vierten Jahrhundert war der Rhein der Limes. Die Romanisierung der einheimischen Bevölkerung (Schwaben in Baden und Kelten im Aargau) fand in wenigen Generationen statt.

Römische Thermen in Baden und in den Kantonen Basel-Landschaft, Aargau en Waadt. Bild Römische Badenruine Badenweiler

Die Badehäuser in Baden-Baden (Aquae, vicus Aurelia-Aquensis) und Badenweiler (vermutlich Aquae Villae) verfielen nach dem Abzug der Römer ab dem vierten Jahrhundert. Dies geschah in Baden (Aquae Helveticae) erst im fünften Jahrhundert. Auch das römische Strassennetz verfiel, prägt aber noch heute die Konturen in Baden und im Aargau.

Rekonstruktion Badehaus Badenweiler. Bild: Römische Badenruine Badenweiler

Baden

Die politische Geschichte Badens wird nur in groben Zügen behandelt. Die vielen Intrigen, Aufstände und Kriege – u.a. der Bauernkrieg (1525), der Dreissigjährige Krieg (1618-1648), der Pfälzische Erbfolgekrieg (1688-1697), der Spanische Erbfolgekrieg (1702-1713), die Reformation und andere Konflikte bleiben unberücksichtigt.

Nach dem (langsamen) Abzug der Römer im dritten und vierten Jahrhundert beherrschten nacheinander Alemannen (und ihre Herzöge), fränkische Könige und Kaiser (Karolinger) und deutsche Könige und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches das Gebiet.

Mächtige Klöster (u.a. Reichenau, St. Gallen, St. Blasien, Säckingen) und Bistümer (Konstanz, Speyer, Strassburg, Mainz und Basel) sowie lokale Fürsten spielten ab dem 10. Jahrhundert. eine wichtige Rolle.

Um das Jahr 1000 gab es auch das mächtige Herzogtum Schwaben (bis zum 11. Jahrhundert auch Herzogtum Alemannien genannt). Es war ein grosses Gebiet, das bis nach Graubünden reichte.

Herzogtum Schwaben. Bild: Marco Zanoli, Wikipedia

Danach verfiel dieses Herzogtum und es bildeten sich neue Dynastien. Für Baden (und Teile der Schweiz) waren vor allem die Zähringer und Habsburger von Bedeutung (neben den Pfalzgrafen, den Herzögen von Bayern und Lothringen und den französischen Königen, um nur einige zu nennen).

Baden wurde ab 1060 weitgehend von Markgrafen regiert. Sie waren verwandt mit den Herzögen von Zähringen (1061-1218), die grosse Gebiete in Baden und in der Schweiz beherrschten. Sie gründeten viele Städte, u. a. Bern, Freiburg und Rheinfelden in der Schweiz und Freiburg im Breisgau und Neuenburg am Rhein in Baden. Sie bauten Breisgau zu einer Festung aus und errichteten das Münster St. Peter.

Breisgau, Münster St. Peter

Im Jahr 1515 entstanden die Markgrafschaft Baden-Baden und die Markgrafschaft Baden-Durlach, die 1771 wieder zur Markgrafschaft Baden vereinigt wurden. Baden-Baden war jedoch in der Reformation katholisch geblieben, Baden-Durlach war protestantisch geworden.

Baden-Baden und Baden-Durlach wurden in dieser Zeit mehrfach geplündert und zerstört. Dabei war Baden in seinen verschiedenen politischen Konstellationen immer Teil des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und seiner habsburgischen Kaiser.

Karlsruhe, Groothertog Karl Friedrich (1728-1811) von Baden  

Die Französische Revolution (1789), verschiedene Kriege und die politische Rolle des Ersten Konsuls (Napoleon (1769-1821) führten nacheinander zum Kurfürstentum Baden (1803-1806) und nach der Auflösung des Heiligen Römischen Reiches (1806) zum Grossherzogtum Baden (1806-1918) im Rheinbund (1806-1813).

Nach dem Sturz Napoleons im Jahr 1815 entstand der Deutsche Bund (1815-1866) mit einem zunehmend dominierenden Preussen. Im Jahr 1849 führte eine Revolution in Rastatt zu einer kurzlebigen Republik.

Badenweiler, Kur- und Festspielhaus und die Burguine

Unter anderem durch die Rheinkorrekturen durch Johann Gottfried Tulla (1770-1828)), die deutsche Zollunion, die (vielfältige) Industrialisierung (u.a. Tabak, Glas, Textilien, Bergbau, Maschinen, Eisenbahnen (Badische Bahnhof in Basel), die Kuckucksuhr) und den aufkommenden Tourismus im Grossherzogtum erlebten die Bade- und Kurorte ihre grösste Blütezeit bis 1914.

Schweizer (Textil-)Unternehmer, Touristen, Wissenschaftler, Schriftsteller und Künstler waren stets prominent dabei. Der Einfluss von Johann Heinrich Pestalozzi (1746-1827) reichte bis nach Baden und Johann Peter Hebel (1770-1826) ist nur eines von vielen weiteren Beispielen.

Das Strassburger Denkmal (1895) in Basel

1870/71 entstand nach dem Deutsch-Französischen Krieg das Deutsche Reich (1871-1918). In diesem Krieg belagerten badische Truppen Strassburg. Daran erinnert ein Denkmal in Basel. Das Grossherzogtum Baden verlor einen Teil seiner Souveränität und ging mit dem Zweiten Deutschen Reich im Jahr 1918 unter.

Der letzte Zähringer Friedrich II. (1857-1928) verzichtete 1918 auf seinen Thron als Grossherzog von Baden, eine Zähringer-Dynastie von fast 1‘000 Jahren! Da können nicht einmal die Habsburger mithalten. Baden wurde dann als Teil der Weimarer Republik eine Republik.

Von 1933 bis 1945 wurde Baden von einem Gauleiter regiert. Nach der deutschen Kapitulation wurde Baden in eine französische Zone (mit dem fast unversehrten Baden-Baden als Hauptstadt) und eine amerikanische Zone aufgeteilt. Im Jahr 1947 wurde Baden-Württemberg geschaffen.

Baden-Baden, Kasino

Baden-Baden, Friedrichsbad

Diese bewegte Geschichte des unmittelbaren Nachbarn der Schweiz beeinflusste die gegenseitigen und direkten Kontakte, insbesondere im und ab dem 19, Jahrhundert. Die modernisierte und zeitgemässe Badekultur in Baden-Baden, Baden und Badenweiler hat jedoch nicht gelitten und die römischen Bauwerke sind noch immer zu besichtigen.

Verschiedene regionale Initiativen, wie z.B. die Regio Basiliensis, zeigen zudem, dass grenzüberschreitende Kooperationen und Projekte nach wie vor in der alemannischen DNA stecken. Und heute symbolisieren die Städte Rheinfelden, Laufenburg und ihre Brücken wieder die verbindende Funktion des Rheins.

(Quelle: R. G. Haebler, Badische Geschichte, Baden-Baden, 1987)

Korrektorin: Giuanna Egger-Maissen