Waltensburg und die Bünder Gotik

Die Kirche in Waltensburg (Vuorz auf  Romanisch, Kanton Graubünden), wurde im Laufe des 12. Jahrhunderts erbaut, renoviert und anschliessend erweitert. Darunter die Erweiterung des Altarraums und des Gewölbes, die spätgotische Umgestaltung sowie 1711 eine neue Schiffsdecke und Galerie.

Ein Künstler namens der Waltensburger Meister malte die Freskos an den Innenwänden und am Aussenbau. Die ältesten Gemälde stammen aus dem Jahr 1330. Er dekorierte rund zwanzig Kirchen und weltliches Gebäude in Graubünden.

Die Gotik besteht nicht nur aus hochstrebenden Kathedralen, farbigen Fenstern, filigranem Schnitzwerk, Skulpturen und Baldachinen.

Graubünden

In Graubünden fand die Gotik vor allem Ausdruck in Wandmalereien während sich die Bautätigkeit hauptsächlich auf Burganlagen und einfache Saalkirchen beschränkt.

Die Region war zu arm, um sich grosse Sakralbauten oder Glasmalerei zu leisten. Den Malern standen aber die geschlossenen grossen Wandflächen der zahlreichen romanischen Kirchen zur Verfügung.

Der Waltensburger Meister

Der bekannteste und zur gleichen Zeit unbekannteste gotische Maler dieser romanischen Kirchen ist der sogenannte Waltensburger Meister. Dieser Maler zählt im heutigen Graubünden zu den interessantesten gotischen Künstlern.

Es gibt keine Informationen und gar keine schriftlichen Quellen zu diesem Meister, aber seine Gemälde prägten während 30 Jahren (1320-1350) die nördlichen Täler der damaligen Drei Bünde (Oberer Bund/Grauer Bund, Zehngerichtebund und Gotteshausbund).

Die Wandmalereien

Sechszehn Werke sind bisher identifiziert worden, fünfzehn n religiösen Gebäuden (Chur (Kathedrale), Lüen (Kapelle), Davos (Pfarrkirche), Churwalden (Klosterkirche),Dusch/Paspels (Kapelle), Rhäzuns (Kapelle St. George und Pfarrkirche), Ilanz (Pfarrkirche), Pitasch (Kapelle), Waltensburg (Pfarrkirche), Schlans (Kapelle), Zillis (Pfarrkirche), Lohn (Kapelle), Casti (Kapelle und Clugin (Kapelle) und eines im Schloss Brandis in Maienfeld.

Die Wandmalereien in der Pfarrkirche von Waltenburg (Vuorz) sind besonders interessant, weil der Meister gleichzeitig auf den inneren und äusseren Schiffswänden aktiv war und weil zwei Wappen der Auftraggeber sichtbar sind.

In der Kirche bemalte der Meister die nördliche Wand und Teile der südlichen Wand des Schiffes sowie die Chorbogenwand. Die Malerei besteht in der Kirche aus einem Zyklus der Passion Christi und Heiligen- und Aposteldarstellungen, draussen aus der Geburt und dem Tod Christi.

In Rhäzuns (Kapelle Sankt George) hat der Meister bedeutende und aussergewöhnliche Malereien zur Georgelegende und zu heilsgeschichtlichen Ereignissen hinterlassen, in Dusch (Kapelle St. Maria Magdalena) zum heiligen Christophorus und zur Legende Maria Magdalena.

Die Malerei in Rhäzuns unterscheidet sich aber stark von den Werken in Waltensburg und Dusch und seine Bildtechnik entspricht nicht der lokalen Tradition. Seine Herkunft bleibt auch deswegen umstritten.

Lombardische Einflüsse

Unbestritten ist aber das lombardische Einflüsse anwesend sind. Es war auch die Zeit von Giotto di Bondone (1266-1337) und seinen Malereien in der Scrovegni Kapelle in Padua und die grossen Zyklen in Assisi, Florenz oder Rom.

Ausserdem waren Zürich und das Bistum Konstanz für die damalige Malerei wichtige Zentren und das Bistum Chur und Graubünden standen mit diesen Städten in engem Kontakt.

(Quelle: H.F. Rupp, (Hg.), Der Waltensburger Meister in seiner Zeit, Lindenberg in Allgäu, 2015; H. F. Rupp (Red.), Der Waltensburger Meister in seiner Zeit, Chur, 2015).