Niki de Saint Phalle, Nana Mosaïque Noire, 1999. Würth Collection. Foto/Photo: Archiv Würth, © 2022 Niki Charitable ArtFoundation, All rights reserved / ProLitteris,Zurich

Das Kunsthaus Zürich zeigt in einer Retrospektive mit rund 100 Werken das aussergewöhnliche Schaffen von Niki de Saint Phalle (1930–2002): frühe Assemblagen, Aktionskunst und Grafik, die Nanas, den Tarotgarten und grosse späte Plastiken. Sie ist weltweit bekannt geworden durch ihre «Nanas».

Aber Niki de Saint Phalles Schaffen ist weit mehr. Ihr Gesamtwerk ist überraschend facettenreich – exzentrisch, emotional, düster und brutal, humorvoll, hintergründig und immer wieder herausfordernd. Das überaus breite Spektrum ihrer Tätigkeit zeigt sich in Malerei und Zeichnung, in den Assemblagen, Aktionen und grossformatigen Skulpturen, aber auch im Theater, im Film und in der Architektur.

Sie beschäftigte sich intensiv mit sozialen und politischen Themen und hinterfragte Institutionen und Rollenbilder – Auseinandersetzungen, die ihre Relevanz heute wieder unter Beweis stellen. Sie hat mit ihren legendären «Schiessbildern», die in provokativen Aktionen bereits in den 1960erJahren entstanden, einen entscheidenden Beitrag zu der gerade heute hochaktuellen Kunstform der Performance geleistet.

Ihr Lebensmittelpunkt wechselte beständig zwischen Frankreich, den USA, Italien und der Schweiz. In Paris war sie nach Schiessaktionen auf Reliefs, die mit Gips und Farbbeuteln überzogen waren, Teil der Gruppe der Nouveaux Réalistes. Künstler wie der spanische Baumeister Antoni Gaudí, Jackson Pollock, Robert Rauschenberg, Jean Dubuffet, Yves Klein beeinflussten sie und natürlich Jean Tinguely, den sie seit 1956 kannte und mit dem sie viele Projekte realisierte.

Die ganz grosse internationale Bekanntheit bekommt de Saint Phalle 1966 am Moderna Museet in Stockholm, als sie ihre erste begehbare Plastik zeigt. «Hon» ist sechs Tonnen schwer und ca. 25 Meter lang. An der Expo 1967 in Montreal glänzen de Saint Phalles voluminöse «Nanas» neben Tinguelys Maschinen. Gemeinschaftsarbeiten bleiben auch in den nächsten Jahrzehnten eine von ihr bevorzugte Praxis.

Zu Ausstellungen und zur Produktion ihrer Werke kommt Niki de Saint Phalle immer wieder in die Schweiz. Dank öffentlicher Aufträge sind ihre Werke inzwischen in urbanen Zentren präsent – insbesondere in Frankreich. Ab Mitte der 1990er-Jahre verlagert sie ihren Lebensmittelpunkt nach San Diego.

Als Niki de Saint Phalle am 21. Mai 2002 stirbt waren ihre «Nanas» zu einem Markenzeichen geworden. Dass sie auf ihrem Weg stets innovativ, mutig und unabhängig geblieben ist, zeigt diese Ausstellung.