Édouard Vuillard und die japanische Kunst


Utagawa Kunisada (Toyokuni III), Frau mit Kamm vor einem Spiegel, 1800-1865. Museum Jenisch Vevey - Cabinet cantonal des estampes, Sammlung der Stadt Vevey © Foto Musée Jenisch Vevey / Julien Gremaud

Im Sommer 2023 stellt die Fondation das Werk von Édouard Vuillard (1868–1940) unter dem Gesichtspunkt des Japonismus. Das Projekt, dessen Mittelpunkt die in der Hermitage bewahrte zarte Landschaft La Maison de Roussel à La Montagne (1900) bildet, zeigt den entscheidenden Einfluss der japanischen Kunst auf das Schaffen des Nabi-Meisters.

Als grosser Sammler von Ukiyo-e-Holzschnitten fand Vuillard in diesen exotischen Werken neue Formate, eine besondere Radikalität der Komposition und des Bildausschnitts sowie einzigartige Motive, die seine ästhetische Sprache entscheidend bereicherten.

Rund 100 zwischen den 1890er-Jahren und dem Ersten Weltkrieg entstandene Gemälde und Druckgrafiken des Künstlers führen einen Dialog mit etwa 50 Meisterwerken aus dem Land der aufgehenden Sonne.

Vuillard wurde durch die grosse Ausstellung, welche die École des Beaux-Arts 1890 der Kunst Japans widmete, auf die japanische Ästhetik aufmerksam.

Während alle Nabi-Maler, sammelte Vuillard die grösste Anzahl an Drucken: 180 Holzschnitte. Die von japanischen Landschaften, Geishas oder Kabuki-Schauspielern inspirierten Werke wurden von den Meistern des japanischen Holzschnitts geschaffen.

Von 1890 bis 1914 prägen die Bezüge zur japanischen Kunst Vuillards Gemälde, Zeichnungen und Lithografien. Die Schau konzentriert sich auf die Genres Interieurs und Landschaften, um zu zeigen, wie sich der Künstler diese auf sehr persönliche Weise aneignet.

Die Ausstellung wird durch ein Werkensemble von Vuillards Nabi-Freunden ergänzt, die sich alle von der japanischen Kunst beeinflussen liessen: Pierre Bonnard, Maurice Denis, Paul Élie Ranson und Félix Vallotton.

Zeitgenössiche Mythen vom Arabischen Golf


Die Ausstellung «Evaporating Suns – Zeitgenössiche Mythen vom Arabischen Golf» zeigt künstlerische Positionen, die Mythen der Arabischen Golfregion aus verschiedenen Perspektiven in einen zeitgenössischen Kontext setzen.

Die in Thematik und Umsetzung unterschiedlichen Arbeiten bewegen sich im Spannungsfeld zwischen Mythos und Realität. Ein Spannungsfeld, dass sich gerade im westlichen Blick auf die Region widerspiegelt, der oft zwischen Verklärung und Verurteilung laviert.

Die Ausstellung gibt einer jungen Generation arabischer Künstler und Künstlerinnen Raum, mit ihren Arbeiten das überlieferte Mythische dem aktuell Faktischen gegenüberzustellen.

Der Titel der Ausstellung (Evaporating Suns) entlehnt dem Konkreten und Offensichtlichen das Faktische. Die Verdunstung ist in ihrem Wesen ein Prozess der Veränderung von Flüssigkeit zu Gas. Der Begriff des Prozesses wird zu einem roten Faden in der Bedeutung des Werdens einer neuen Sphäre. Die Sonne ist die konstante Realität. Sie ist die Quelle und das wichtigste Sinnbild für das Leben.

Alaa Edris (1986), Al Kursi (de Stuhl). Im Auftrag der Kulturstiftung Basel H. Geiger I KBH.G.

Auch das Arabische Meer ist thematisch ein bestimmender Faktor der Ausstellung. Es fungiert als geografische Grenze des Arabischen Golfs. Das Meer wird durch verschiedene mythologische und folkloristische Geschichten und die Erzählungen derer, die es befahren und erlebt haben, in seinen Wahrheiten und Ungereimtheiten lebendig.

Unangestrengt und selbstbewusst gelingt es, diverse orientalisch-arabische Clichés vergessen zu machen. Vision zu Umwelt, Geschlecht und gesellschaftliche Machtstrukturen «Evaporating Suns» verbindet Mythos und Logos, also das Mythische mit dem Faktischen.

Abdullah AlOthman, (1985), Legende des Zahwa. Im auftrag von der Kulturstiftung Basel H. Geiger I KBH.G.

Denn die überlieferten Geschichten, Lehren und Halbwahrheiten, welche Region und Menschen über Jahrhunderte kulturell prägten, und die Wahrheiten und Realitäten, mit denen sich die Künstler und Künstle innen in ihrem Alltag konfrontiert sehen, bedingen sich wie die zwei Seiten einer Medaille.

Die Künstler und Künstlerinnen haben sich mit beliebten Erzählungen und Mythen in der Golfregion beschäftigt und daraus ihre eigene Vision zu Themen wie Umwelt, Geschlecht und gesellschaftliche Machtstrukturen zum Ausdruck gebracht. Sämtliche Positionen wurden speziell für die Ausstellung konzipiert. Bis auf eine Ausnahme beschäftigen sie sich in ihrem Kern mit traditionellen Mythen der Golfregion, wenn auch aus völlig unterschiedlichen Perspektiven.

Schloss Prangins und seine Bewohnerinnen und Bewohner


(English) Affiche de l'exposition 'Galeries des portraits'', Foto/Photo: Musée national suisse Château de Prangins

François Marie Arouet, besser bekannt alsVoltaire (1694-1778), Jacques Necker (1732-1804), Charles-Jules Guiguer (1780-1840), William Beckford (1760-1844), Joseph Bonaparte (1768-1844), Katharine McCormick (1875-1967) und Bernie Cornfeld (1927-1995) wohnten einst im Schloss Prangins oder verbrachten zumindest einige Zeit auf dem Schloss.

Andere Bewohner des Schlosses waren die Mitglieder der Mährischen Brüder, einer der ältesten ‚protestantischen‘ Organisationen, die 1457 gegründet wurde, lange vor den Aussagen Martin Luthers im Jahr 1517!

Sie lebten zwischen 1873 und 1920 im Schloss. Sie waren eine Gemeinschaft, die ursprünglich aus Böhmen und Mähren (der heutigen Tschechischen Republik) stammte.

Ab 1739 liessen sie sich in der deutschsprachigen Schweiz nieder, um der katholischen Herrschaft der Habsburger zu entkommen. 1873 zogen sie nach Château de Prangins und blieben dort bis 1920. Ihre Geschichte ist eine der faszinierenden Geschichten der Ausstellung.

Die Ausstellung  ‚Galérie des portraits‘. Copyright: ©Musée national suisse

Im langen Gang im ersten Stock überraschen die Geister dieser ehemaligen Schlossbewohnerinnen und -bewohner das Publikum mit ihren Geschichten.  Ursprünglich diente die Galerie eines Schlosses dazu, einzelne Gebäudeflügel miteinander zu verbinden. Es handelte sich also um einen Übergang zwischen verschiedenen Räumen.

Als Durchgangsort eignete er sich zum Aufhängen von (Familien) Portraits. Diesen früheren Zwecken werden nun auch in der neuen Portrait-Galerie Rechnung getragen, jedoch mit einem zeitgenössischen Ansatz.

Durch das Heraufbeschwören unterschiedlicher Figuren aus der Vergangenheit werden Geist und Seele des Schlosses wiederbelebt – bestehend aus all jenen, die im Schloss Prangins gewohnt, studiert, geträumt, geweint, ihre Schriften verfasst oder ihrer Sammlerleidenschaft gefrönt haben.

In einer interaktiven Inszenierung entdecken die Besucherinnen und Besucher Leben und Geschichten dieser Persönlichkeiten im historischen Kontext.

Die Ausstellung  ‚Galérie des portraits‘. Copyright: ©Musée national suisse