Léon Spilliaert und die Nordsee


Nature morte aux coquillages, 1927, Aquarell und gouache auf Papier Canson Montgolfier, Private Sammlung. Foto Renaud Schrobiltgen, Brussel

Im ersten Halbjahr 2023 widmet die Fondation de l’Hermitage einem der wichtigsten belgischen Künstler zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Retrospektive: Léon Spilliaert (1881-1946).

Er vermischt die Zeichentechniken und knüpft Bande zum zeitgenössischen Symbolismus und Expressionismus. In seinen radikalsten, extrem vereinfachten Landschaften scheint er die geometrische Abstraktion und den Minimalismus anzukündigen.

Bis zum Ersten Weltkrieg (1914-1918) arbeitete er vor allem mit lavierter Tusche, Aquarell, Pastell sowie Buntstift und schafft nüchterne, an Abstraktion grenzende Landschafte. Die wenigen Figuren, die diese Küstenstriche bevölkern, sind meist Frauen.

Nach 1920 verwendete er Aquarell und Gouache, um Seestücke zu schaffen, von denen einige zur Abstraktion neigen. In den 1930er- und 1940er-Jahren kehrt er zu einem Jugendthema zurück: die Natur.

Vom Wert der Kunst


Pierre Keller (1945-2019), Kilo Kunst – art Kilo – Kilo art, 1971. © Succession Pierre Keller

Für moderne Werke werden oft Rekordsummen bezahlt und (junge) Künstlerinnen und Künstler steigen in kürzester Zeit zu Grossverdienern auf. Ohne eine Polemik über Kunst und Geld zu entfalten, sondern eher philosophisch geprägt, möchte die Ausstellung (Vom Wert der Kunst) anhand ausgewählter Positionen aus der Sammlung des Bündner Kunstmuseums der komplexen Beziehung zwischen Kunst und Wert auf die Spur kommen.

Werke von Künstlern und Künstlerinnen werden mit Themen in Beziehung gesetzt, über die man sich dem Mysterium des Wertes annähern könnte. Vergänglichkeit, Autorschaft, Ironie oder Deutungshoheit sind dabei nur einige Aspekte.

Was erzählt eine Arbeit die aus Lebensmitteln besteht und langsam zerfällt? Welche Einsichten gibt die Mystifizierung über die Rolle der Autorschaft? Was sagt die Ironie über künstlerische Aneignung? Welche Erkenntnisse gewinnt man über die Grenzen des Kunstkontextes?

Gegenwärtig wird vermehrt erwartet, dass nicht nur die Akteurinnen und Akteure des Kunstbetriebes über die Bedeutung von Kunst urteilen. Auch die Öffentlichkeit will in diese Prozesse eingebunden werden. Die Ausstellung soll diese Diskussion anregen und gleichzeitig Raum für persönliche Interpretationen schaffen.

Leporellos, Künstlerbücher und die Post


Die Basler Papiermühle, das schweizerische Museum für Papier, Schrift und Druck, präsentiert eine Wanderausstellung (Letters around the World) von 72 Künstler*innen aus 36 Ländern mit Leporellos und Künstlerbüchern, die 2020/2021 während der Pandemie entstanden sind, als das Kulturleben völlig daniederlag.

Das Leporello ist ein Druckerzeugnis aus einem langen, zusammengefalteten Papierstreifen in Abgrenzung zu Brief, Handzettet (Flyer), Broschüre oder Faltprospekt (Folder).

Jedes Exponat ist das Ergebnis eines Erfahrungsaustauschs zwischen zwei Kunstschaffenden aus verschiedenen Ländern rund um den Globus, die per Post (also nicht per App, E-mail oder Computer) in einen Dialog traten über ihre Werke.

Die Ausstellung zeigt die persönliche Dimension, die Kreativität und den speziellen Mehrwert der ‘altmodischen’ Post, d.h.des schriftlichen Austauschs und Wortes.

Die Arbeiten mit ganz unterschiedlichen Gestaltungskonzepten, Techniken und Inhalten, sind nun erstmals in Europa zu sehen, nach Ausstellungen in São Paulo, Buenos Aires und Quito.

Eine Impression des Museums