Fondation Beyeler, Riehen, 'Mondrian Evolution'. Foto/Photo: TES.

Die Fondation Beyeler widmet dem niederländischen Maler Piet Mondrian (1872–1944) eine umfassende Ausstellung. Als einer der bedeutendsten und vielseitigsten Künstler der Avantgarde hat er die Entwicklung der Malerei von der Figuration zur Abstraktion massgeblich geprägt.

Anhand von 89 Werken aus privaten und öffentlichen Sammlungen in Europa und den USA zeichnet «Mondrian Evolution» die beeindruckende Wandlung des Künstlers vom Landschaftsmaler des 19. Jahrhunderts zu einem der führenden Protagonisten der Moderne.

Während sich die Sammlung der Fondation Beyeler vor allem auf Werke aus den späteren Schaffensphasen Mondrians konzentriert, liegt der Schwerpunkt der Ausstellung auf der Entwicklung von Mondrians Frühwerk. Seine frühen Arbeiten waren von der niederländischen Landschaftsmalerei des späten 19. Jahrhunderts bestimmt, aber auch der Symbolismus und Kubismus waren für seinen künstlerischen Werdegang von grosser Bedeutung.

Erst ab Anfang der 1920er-Jahre verlegte sich Mondrian auf eine komplett gegenstandslose Bildsprache, die sich auf die rechtwinklige Anordnung von schwarzen Linien mit Flächen in Weiss und den drei Grundfarben Blau, Rot und Gelb beschränkte.

Mondrians abstrakte Gemälde sind Resultate eines langen Prozesses der künstlerischen Auseinandersetzung im Spannungsfeld zwischen Intuition und Präzision und der steten, intensiven Selbstbefragung. Seine stilistische Wandlungsfähigkeit war das Ergebnis seiner fortwährenden Suche nach der Einheit und Essenz des Bildes an sich. Er selbst verwendete den Begriff der «Evolution» .

Die Ausstellung ist chronologisch aufgebaut, lebt jedoch auch von der Gegenüberstellung von frühen und späten Werken, die den Wandel in Mondrians Schaffen hervortreten lassen, zum Beispiel seine Darstellung von Bäumen und ihrer Metamorphose, worin sich seine gestalterischen Beweggründe besonders anschaulich zu erkennen geben. Die Erfahrung mit diesen Bildern ermöglichte Mondrian, die Gegenständlichkeit komplett hinter sich zu lassen.

New York City 1 ist das jüngste Werk in der Ausstellung und gehört zu einer kleinen Gruppe von um 1941 entstandenen Bildern. Es zeigt eine ähnliche Konstellation wie Wald bei Oele von 1908, nur dass die spätere Komposition keinerlei Bezug zu einer realen Landschaftssituation hat, sondern «pur abstrakt» ist. Das Werk ist unvollendet und ein wichtiges Zeugnis für Mondrians Arbeitsweise in seinen letzten Lebensjahren.

Nach dem Ersten Weltkrieg strebten viele Künstler nach einem radikalen kulturellen Neuanfang. In den Niederlanden formierte sich eine Gruppe gleichgesinnter Avantgardisten, deren Publikationsorgan 1917 die Zeitschrift De Stijl wurde. Mondrian formulierte den Anspruch der Künstlergruppe, Traditionen zu zerstören, um auf Grundlage der von ihm propagierten essenziellen Elemente der Kunst alle Aspekte des Lebens neu zu gestalten. In theoretischen Schriften versuchte Mondrian sein künstlerisches Programm zu erörtern.

Seine neue malerische Ausdrucksweise bezeichnete er als «Neue Gestaltung», französisch «néoplasticisme», ein Begriff, der als «Neoplastizismus» auch im Deutschen gebräuchlich wurde.

Mondrian verstand darunter in erster Linie die Konzentration auf essenzielle Ausdrucksmittel der Malerei: zum einen Schwarz und Weiss, die sich jeweils am entgegengesetzten Ende der Farbskala befinden, zum anderen die Grundfarben Gelb, Rot und Blau. Schwarz sind in der Regel die Linien, die vertikal und horizontal verlaufen und bei ihrem Aufeinandertreffen einen rechten Winkel bilden.

Die Möglichkeiten der Bildkompositionen, die sich durch das Zusammenspiel dieser Faktoren ergeben, sind gleichsam unendlich. Mondrian ging es um das essenzielle Bild, die Schaffung eines perfekten Gleichgewichts, das dennoch spannungsvoll ist und in dem alle Elemente an ihrem richtigen Platz zu sein scheinen.

Ergänzend zur Ausstellung zeigt die Ausstellung «Piet & Mondrian», einen Kurzfilm von Lars Kraume. Ausgangspunkt des Films ist der 1919/20 von Mondrian verfasste Aufsatz in Dialogform Natürliche und abstrakte Realität, in dem dieser seine Überlegungen und Gedanken zur Abstraktion in der Kunst formulierte.