Der Rhein bei Schaffhausen. Foto: TES.

Am Anfang war der Rhein

Der Rhein war und ist Grenze, aber auch ein verbindendes Element. Die Bedeutung des Rheins für Politik, Handel, Kultur, Sprache, Religion und Konflikte ist komplex.

Für die Römer war der Rhein nicht nur Teil ihrer Infrastruktur und Grenze, sondern auch eine Gottheit, Rhenus. Caesar bestimmte den Rhein zur militärischen Grenze zwischen Gallien und Germanien.

Die Römer installierten Rheinflotten und begannen mit der Gründung und dem Ausbau der Städte und Orte. Auf dem Rhein setzten sie neue Schiffe und Technologien ein, die den Transport von Waren über weite Strecken ermöglichten.

Während der karolingischen Herrschaft (8.-9. Jahrhundert) prägte der Bau von Klöstern, Kirchen und Kathedralen am Oberlauf des Rheins die Infrastruktur des christlichen Mittelalters. Die beiden Benediktinerklöster St.Gallen (719) und Reichenau (742) gehören zu den bedeutendsten karolingischen Klostergründungen.

Am Rhein gründeten diese Herrscher auch ihre Verwaltungszentren auf vormals römischen Lagern.  So bestimmten die 842 verfassten „Strassburger Eide“ wesentlich die territorialen Entwicklungen und legten den Grundstein für die Teilung des Karolingerreichs.

Dies war die Basis der vornationalen Ausprägung der späteren Staaten Preussen-Deutschland und Frankreich, die jahrhundertelang Kriege um die Rheingrenze führten.

Die zehn Rheinuferstaten im 17. Jahrhundert. Bild: Dreiländermuseum Lörrach

Köln wurde Jahrhunderte später im Heiligen Römischen Reich durch die Überführung der Reliquien der Heiligen Drei Könige aus Mailand im 12. Jahrhundert zu einem der wichtigsten Wallfahrtsorte der christlichen Welt und durfte auf grund der grossen Anzahl von Heiligen den Beinamen sancta tragen.

Die Kathedralen und Kirchen von Chur, Basel, Konstanz, Strassburg, Speyer, Worms, Mainz, Bonn, Köln, Xanten, Nimwegen und Utrecht schmückten den Strom mit einem Band von Kirchen, das Kaiser Maximilian als „Pfaffengasse“ bezeichnete.

Die Eingriffe des Menschen haben den Verlauf des Flusses massiv verändert; in seiner heutigen Form gibt es den Rhein erst seit dem Ende des 19. Jahrhunderts.

Auf dem Wiener Kongress (1815) beschlossen die Flussanrainer zum ersten Mal die Erarbeitung eines Regelwerkes für die Rheinschifffahrt. Sie gründeten die bis heute existierende internationale Zentralkommission für die Rheinschifffahrt.

Über die Jahrhunderte bildete der Rhein den Wasserweg für den europaweiten Warenumschlag von Basel bis Rotterdam und die Rheinstädte prosperieren.

Der Schriftsteller Max Ernst schrieb im Jahr 1953:

Hier kreuzen sich die bedeutendsten europäischen Kulturströme, frühe mediterrane Einflüsse, westliche Regionalismen, östliche Neigung zum Okkulten, nördliche Mythologie, preußisch-kategorischer Imperativ, Ideale der französischen Revolution und noch manches andere.

(Bron: Marie-Louise von Plessen (Red.), Der Rhein, Eine europäische Flußbiografie, Bonn, 2016).

 Korrektorin: Melinda Fechner