Bazel, Globus, 1904. Foto: TES.

Jugendstil in der Schweiz

Die Schweiz gehört nicht zu den Top Ten der Jugendstilarchitektur. Der Stil wurde in den Jahren vor 1900 in den grösseren Städten und vor allem in den Grand Hotels der Belle Époque eingeführt.

Die Hotel- und Sanatoriumsarchitektur dieser Zeit war die erste, die den Jugendstil umsetzte. Das enorme Wachstum des (Kur-)Tourismus aus (Westeuropa und den USA fiel mit der Blütezeit dieses Stils im Vereinigten Königreich, Österreich, Spanien, Belgien, Frankreich und Deutschland zusammen. Der Jugendstil war eine Selbstverständlichkeit.

Ausserdem befanden sich diese Hotels und Sanatorien oft in der Natur oder waren nie weit von ihr entfernt, und der Jugendstil war eng mit der Natur und geometrischen Motiven verbunden.

In den grösseren Städten war der Jugendstil weitaus weniger stark vertreten. Vor allem Industrielle errichteten aufgrund ihres Netzwerks in diesen Ländern Gebäude und Dekorationen in diesem Stil.

Die Chachelihüser (Ofenhäuser), der Pfauen-Komplex, die Villa Tobler und das Gublerhaus sind die bekanntesten Beispiele in Zürich. In Basel sind die Pauluskirche und das umliegende Quartier sowie der Globus-Warenhauskomplex am Marktplatz gute Beispiele.

Das Krematorium (Crématoire) in La Chaux-de-Fonds und die prächtigen Fresken von Charles L’Eplattenier (1874-1946), der auch ein Lehrer von Le Corbusier war, können sich mit dem Jugendstil in Belgien oder Frankreich messen.

Auch L’Eplattenier hat dem Jugendstil seinen Stempel aufgedrückt und eine Variante, den Style Sapin, geschaffen.

Die Villa Waldbüel in Uzwil (Kanton St. Gallen) des Maschinenbauingenieurs Theodor Bühler (1877-1915) wurde vom  englischen Architekten MacKay Hugh Baillie Scott (1865-1945) entworfen und ist eine ganz andere Geschichte.

Nach einem Aufenthalt in England liess der Industrielle diese Villa zwischen 1907 und 1911 im Jugendstil errichten bzw. umbauen, den er jedoch mit der in England sehr populären Arts-and-Crafts-Bewegung verband.

Neben diesen Gebäuden gibt es in verschiedenen Teilen des Landes weitere Wohnhäuser, Fabriken, Kaufhäuser und andere Bauten mit Jugendstilelementen, insbesondere dort, wo Industrielle oder andere europäische Netzwerker ansässig waren.

(Quelle: T. Richter, ‚Jugendstilarchitektur in der Schweiz‘, in Kunst + Architektur, Nr. 2, 2021, GSK, Bern).

Korrektur: Melinda Fechner