Der Furkapass, die Rhonegletscher und die Grand Hotels

Der Film Grand Budapest Hotel (1995) von Regisseur Wes Anderson zeigt den Niedergang eines Hotels aus der Belle Époque, der Zeit um 1900 bis zum Ersten Weltkrieg (1914-1918).

Das Hotel Belvédère

Die Lebensgeschichte des Hotels Belvédère am Furkapass ist sozusagen das Vorbild  für diesen Film; auf jeden Fall ist das Belvédère eines der berühmtesten und am häufigsten gezeigten Hotels aus dieser Zeit.

Auch Sean Connery (1930-2020 )fuhr die berühmte Haarnadelkurve in Goldfinger (1964) in seinem silbernen Aston Martin DB5 mit einer Geschwindigkeit, die zu 007 passt. Das Hotel ziert unzählige Postkarten und heutzutage auch Instagram-Posts.

Furkapass, Hotel Belvédère. Foto: TES

Seit 2015 steht das Hotel jedoch leer und ist baufällig. Auch der nahe gelegene Rhonegletscher schrumpft, eine Entwicklung, die bereits im 19. Jahrhundert begann. Bis 1870 reichte der Gletscher in der Nähe des Dorfes Gletsch (Kanton Wallis) ins Tal. Im Jahr 1980  lag der Gletscher noch gegenüber dem Hotel Belvédère. Im Jahr 2022 gibt es dort einen See und der Gletscher ist Hunderte von Metern entfernt.

Gletsch und der Rhonegletscher

Gletsch Grand Hotel Glacier du Rhône, um 1870. Quelle: Gletscherlehrpfad Furkapass. Foto: TES

Die Geschichte des Belvédère beginnt fast zweihundert Jahre früher. In Gletsch wurde 1830 das erste Gasthaus der Region gebaut. Alexander Seiler (1819-1891) baute es 1857 zum Grand Hotel Glacier du Rhône aus.

Der Gletscher erreichte tatsächlich das Tal und das Dorf. Das Hotel war für Reisende auf den Furkapass, den Austausch von Pferden und zunehmend für (englische) Bergsteiger und ihr grosses (aristokratisches) Gefolge bestimmt. Die Queen (Königin Victoria  1819-1901) trank hier am 23. August 1868 ihre Tasse Tee, „a delicious cup of tea“.

Das Hotel Furka und die Queen

Im Jahr 1850 wurde auf dem Furkapass ein einfaches Hotel gebaut, das Hotel Furka. Der Eigentümer war Franz Karl Müller. Der berühmteste Gast war Königin Victoria (1819-1901). Während ihres viertägigen Aufenthalts im Hotel im August 1868 bewunderte sie den Gletscher und die Aussicht auf die Alpen, war aber weniger begeistert von der Schlichtheit des Hotels. Ihr Besuch sorgte aber auf jeden Fall dafür, dass der Furkapass und Gletsch viele Tage in den Schlagzeilen waren.

Die Eisgrotte

Dadurch wird auch das Interesse anderer Unternehmer geweckt. Der Orgelbauer Philipp Carlen aus Goms (Oberwallis) hat 1870 einen Plan: Er gräbt einen hundert Meter langen Tunnel in den Gletscher. Gegen eine Gebühr können Besucher das Innere des Gletschers besichtigen. Es ist ein grosser Erfolg, die Leute stehen Schlange.

Auch heute noch gibt es einen Tunnel, der als “Grotte“ oder “Eisgrotte” bezeichnet wird. Der Eingang ist allerdings fast einen Kilometer weiter entfernt. Philipp Carlens Ur-Ur-Enkel und Namensvetter betreibt heute die „Eisgrotte“.

Hotel Furkablick. Foto:TES

Furkablick und Belvédère

Die Zahl der Grand Hotels nahm zwischen 1880 und 1914 in der Schweiz rasch zu. Zwischen 1888 und 1914 verdoppelt sich die Zahl der (Grand) Hotels von 1700 auf über 3500. Alexander Seiler baut sein zweites Hotel, das Belvédère, am Furkapass. Franz Karl Müller baut auch sein zweites Hotel, das Furkablick.

Grand Hotels sind immer Orte des Fortschritts: Elektrizität, warmes Wasser, separate Sanitäranlagen, Einrichtungen für Winter- und Sommersportarten wie Skifahren, Eiskunstlauf, Pferderennen, Golf, Tennis und seit den 1920er Jahren auch Bridge. Die Hotels auf dem Furkapass sind bescheiden, aber mit den modernsten Erfindungen und Errungenschaften ausgestattet.

Die Gotthard-Matterhorn-Linie. Foto: TES.

Die Hoteliers ergreifen auch Initiativen zum Bau der Brig-Furka-Disentis-Bahn, der heutigen Gotthard-Matterhorn-Linie, und zur Verbreiterung und Verbesserung der Strassen über den Furkapass und den Grimselpass. Die drei Hotels am Furkapass (Furkahotel, Furkablick und Belvédère) sowie das Glacier du Rhône in Gletsch florieren.

Das grosse Grand Hotel-Sterben

Doch dann, am 1. August 1914, beginnt der Erste Weltkrieg (1914-1918), dem zwei Jahrzehnte später der Zweite Weltkrieg (1939-1945) folgt. Das grosse Grand-Hotel-Sterben beginnt. Einerseits wirkt die Pracht der Belle Époque  nun altmodisch und überholt. Darüber hinaus bietet die Medizin alternative Behandlungsmethoden, so dass Bäderkuren und Bergluft  viel weniger Publikum anzuziehen vermögen.

Nach 1960 nehmen andere Urlaubsziele und die Zahl der Urlauber rasch zu. Die neuen Zielgruppen verfügen jedoch über begrenzte Budgets und Urlaubstage. Bis 1914 blieben die wohlhabenden Gäste meist monatelang im Hotel.

Viele Hotels wurden abgerissen, brannten ab (ob wegen der Versicherungsgelder oder aus anderen Gründen sei dahingestellt) oder standen leer. Nur die alten Namen können sich in den mondänen Dörfern und Städten behaupten. Die „Eisgrotte“ zieht jedoch weiterhin viele Besucher an.

Selbst das Hotel Furka, in dem Königin Victoria 1868 vier Tage lang weilte, wird gesprengt, um Platz für einen Parkplatz zu schaffen. Der Bau des Furka-Basistunnels (1982) bedeutete zudem das Ende des Furkapasses als wichtige Verkehrsachse.

Hotel Belvédère im Jahr 2022. Foto: TES

Das Hotel Belvédère und die Eisgrotte

1985 übernimmt der Kanton Wallis die beiden verbliebenen Hotels (Furkablick und Belvédère). Der Gletscher ist um Hunderte von Metern geschrumpft, und der Kanton will in dem entstandenen See ein Wasserkraftwerk bauen und die Hotels abreissen. Durch den Widerstand der Bevölkerung kommt es jedoch nicht dazu.

1988 verkauft der Kanton das Hotel Belvédère an Philipp Carlen, den heutigen Betreiber der „Eisgrotte“. Das Hotel wird 1990 wiedereröffnet. Im Jahr 2015 schliesst es jedoch (für immer?) seine Türen.

Philipp Carlen hat aber auch andere Initiativen, einen Gletscherlehrpfad, einen Alpengarten und demnächst auch eine Rutschbahn für Kinder. Er will auch Boote auf dem Gletschersee vermieten.

Rechtsoben der Furkapass und Hotel Belvédère und der verschwundene Gletscher. Foto: TES

Wiederbelebung und Aufwertung der Grand Hotels

Grand Hotel Celerina, Oberengadin. Foto: TES

Grand Hotel Maloja, Oberengadin. Foto: TES

Suvretta House, Oberengadin. Foto: TES

Hotel Les Trois Rois, Basel. Foto: TES

Continental Parkhotel, Lugano. Foto: TES

Nur das Hotel Furkablick hat noch eine Funktion, nämlich als Galerie. Neue Hoffnung gibt es für das Hotel Glacier du Rhône in Gletsch. Es ist geplant, dieses Grand Hotel nach einer Renovierung im Jahr 2025 wieder zu eröffnen. Es ist Teil der Wiederbelebung und Aufwertung der Grand Hotels, die seit Ende des 20. Jahrhunderts stattfindet.

Die 1995 gegründete Organisation Swiss Historic Hotels spielt dabei eine Rolle. Weitere Grand Hotels wie das Badrutt’s Palace, das Kulm Hotel  und das Suvretta House in St. Moritz, das Les Trois Rois in Basel, das Kurhaus in Bergün, das Bellevue in Scuol, das Montreux Palace, aber auch Hotels in kleineren Orten wie Maloja und Celerina sind nur einige Beispiele für die fast ungebrochene Kontinuität der Belle Époque, auch wenn nur wenige Hotels unabhängig geblieben sind.

Andere Grand Hotels, wie das Val Sinestra im Unterengadin, haben die Pracht der Vergangenheit für andere Zwecke genutzt. Viele Grand Hotels stehen jedoch leer und warten auf einen Investor.

Die Zukunft dieser Grand Hotels ist ungewiss. Dass die „Eisgrotte“ innerhalb von zwei Generationen verschwunden sein wird, davon kann mit grosser Gewissheit ausgegangen werden.

Korrektorin: Eva Maria Fahrni

Der Gletscher und Hotel Hotel Belvédère im Jahr 1980, Quelle: Gletscherlehrpfad. Foto: TES

Der Gletschersee gegenüber Hotel Belvédère. Foto: TES

Das Rhonetal. Foto: TES

Buochs, Demokratie und die Niederlande

Was haben das kleine Dorf Buochs (Kanton Nidwalden), Demokratie und die Niederlande miteinander zu tun? Auf den ersten Blick nicht viel. Aber der Schein kann trügen. Nicht nur waren Louis Wyrsch oder Borneo Louis (1793-1858) und sein Sohn Alois (Louis) Wyrsch (1825-1888) viele Jahre lang in den Niederlanden und Niederländisch-Indien beschäftigt. Auch der andere Sohn von Borneo Louis, Jakob Konstantin Wyrsch (1842-1933), machte eine internationale Karriere.

Buochs, Evangelische Kirche, Grabstein von Louis Wyrsch (Borneo Louis)

Buochs, evangelische Kirche, Grabstein von Alois (Louis) Wyrsch

Buochs und die sogenannte Urschweiz (die Kantone Uri, Schwyz, Obwalden und Nidwalden) sind heute auch ein demokratischer Spiegel für die Niederlande.

Buochs ist Geburtsort  des Malers Johann Melchior Wyrsch (1732-1798). Es ist auch sein Sterbeort, da er leider durch französische Soldaten im Jahr 1798 hingerichtet wurde. Frankreich war 1798 in die Eidgenossenschaft eingefallen, nachdem es bereits 1792 einen Teil des ehemaligen Bistums Basel annektiert hatte.

Die französischen Truppen eroberten Beckenried, Stans und Stansstad ohne grossen Widerstand. In Buochs kam es jedoch zu heftigen Kämpfen und sie töteten aus Rache viele Einwohner.

Pfarrkirche St. Martin und Pfarrhof

Johann Melchior Wyrsch, damals ein im In- und Ausland anerkannter Maler, wollte schlichten, wurde aber gnadenlos erschossen. Das Dorf ehrt ihn mit einer Statue. Das Nidwalder Museum widmet dem Künstler ausserdem bis zum 29. September 2024 eine Ausstellung.

Buochs, Bildhauer Hans von Matt (1899-1985), Standbild von Johann Melchior Wyrsch

Die Dörfer und Kantone am Vierwaldstättersee sind nicht nur für die Entstehung der heutigen Schweiz und ihrer einzigartigen direkten Demokratie von grosser Bedeutung.

Die Grandeur der Orte und die internationale Vernetzung vieler Einwohnerinnen und Einwohner zeugen auch von der wirtschaftlich und kulturell weltoffenen Vergangenheit und Gegenwart. Erst kürzlich fand auf dem Bürgenstock eine grosse internationale Konferenz statt.

Zu Unrecht wird diese Region in der Schweiz von gewissen Kreisen oft als „nationalistisch“, „rückständig“ oder „primitiv“ bezeichnet.

Beckenried

Politisch ist die Region  eher konservativ, aber gerade das ist ein gutes Gegengewicht zu dem oft opportunistischen und meist moralischen Überlegenheitsdenken bestimmter Kreise in den urbaneren Kantonen.

Die Urschweiz, das hat sie seit 1291 gegen Habsburg, Burgund, Frankreich, die italienischen Herzöge und die deutschen Kaiser und andere Führer bewiesen, hat keine Angst. Auch ihre Einwohner hatten auf allen Kontinenten Handel getrieben, studiert oder Krieg geführt.

Der politische Kompass dieser Urschweiz verdient mehr Respekt, auch in der Schweiz, auch wenn die Ergebnisse der direkten Demokratie und des Ständemehrs nicht allen gefallen.

Buochs

Schliesslich gibt es immer noch das oberste Bundesgericht, das in offensichtlichen Fällen von „Konservatismus“ (z.B.Appenzell Innerrhoden 1990) korrigieren kann.

Wird der allfällige neue Vertrag mit der Europäischen Union nicht dem obligatorischen Referendum unterstellt, begibt sich die Schweiz auf das (niedrige) politische Niveau der Niederlande, mit allen Konsequenzen.

Genf, Referendum, September 2022

So hat sich 2005 in den Niederlanden in einem Referendum über die Europäische Union eine überwältigende Mehrheit (62% gegen 37%) gegen eine weitere europäische Integration ausgesprochen.

Dies geschah nicht, weil diese Mehrheit gegen eine Europäische Union ist, sondern weil sie sich gegen  das Fehlen eines relevanten Mitspracherechts bei den wichtigsten Entscheidungen und Themen in dieser Europäischen Union ausspricht.

Dazu gehören u.a. der Euro und die bodenlose Transferunion, ein aktivistischer europäischer Richter und eine politisch geprägte Europäischen Zentralbank, unkontrollierte Einwanderung und offene Grenzen, immer mehr Eurokratie, Korruption und Schulden, immer weniger Demokratie, Transparenz und politische Verantwortlichkeit auf nationaler und europäischer Ebene.

Es war das erste nationale Referendum überhaupt. Bis dahin hatten die Bürgerinnen und Bürger noch nie die Möglichkeit gehabt, über die Entwicklung dieser Europäischen Union mitzubestimmen.

Bei nationalen und europäischen Wahlen war und ist die Europäische Union nie ein Thema, obwohl dann die weitreichendsten Entscheidungen getroffen werden – angeblich alternativlos – welche für die Bürgerinnen und Bürger einschneidende Konsequenzen haben.

Die Wahlbeteiligung lag bei fast 70 %, normalerweise sind es bei Europawahlen 30-40 %. Die Reaktion von Politikern, Medien, Wissenschaftlern und Bürokratie: Abschaffung des Referendums und Ignorieren des Ergebnisses.

„Hochgebildet“ sagt nichts über Mentalität, Weisheit und Integrität aus, und auch vermeintlich „weniger Gebildete“ sind in ihrem Tätigkeitsbereich Gebiet hochgebildet, vor allem in der Schweiz.

Die direkte Demokratie in der Schweiz ist nicht altmodisch, sondern modern und auf das Zeitalter der internationalen, technologischen und sozialen Entwicklungen zugeschnitten. Sie ist ein guter Gradmesser und ein Barometer für die Probleme und Engpässe in der Gesellschaft, die die Politiker nicht ignorieren können, wie es zum Beispiel in anderen Ländern geschieht.

Das heisst nicht, dass die direkte Demokratie ideal ist. Die „Inflation“ der Volksinitiativen und einige Ergebnisse mögen falsch oder manchmal problematisch sein. Aber genau das ist auch die Stärke des föderalen Modells, das auf Subsidiarität und Kompromiss beruht: Am Ende wird immer weiter diskutiert, und das Ergebnis ist in der Regel gut begründet, auch wenn der politische Prozess dadurch manchmal (zu) lange dauert.

Das Rütli

Fazit

Kaiser Heinrich VIII. (1278-1313) des Heiligen Römischen Reiches verlieh 1309 den Orten Uri, Schwyz und Unterwalden den Status einer unabhängigen Gerichtsbarkeit. Uri und Schwyz hatten den Status der Reichsunmittelbarkeit bereits im 13. Jahrhundert erhalten, Unterwalden 1309.

Die Verleihung der unabhängigen Gerichtsbarkeit (d.h. ohne Einmischung der „Fremden Richter„) und der Reichsunmittelbarkeit bzw. des Freistadtstatus für Bergdörfer (!) war einmalig im Heiligen Römischen Reich und ein Zeichen für deren Prestige.

Das städtische Erscheinungsbild dieser Dörfer (oder Flecken) entsprach diesem Status. Auch in der Schweiz könnte es vielleicht ein wenig mehr Wertschätzung für diese Gemeinden geben, auch wenn ihre politische Uhr anders tickt.

(Quelle und weitere Informationen: Gemeinde Buochs, Gemeinde Beckenried, Gemeinde Stansstad)

Impressionen von Buochs

Impressionen von Stansstad

Die Künstler Escher und Haas-Triverio in Italien (1922-1935)

Der niederländische Künstler Maurits Cornelis Escher (1898-1972) ist weltberühmt. Aber wer kennt schon Giuseppe Haas-Triverio (1889-1963)?

Dabei waren die beiden Künstler zwischen 1922 und 1935 eng befreundet und teilten ihre Leidenschaft für Italien und ihre Aufenthalte dort. Aufgrund der Diktatur in Italien und des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs trennten sich ihre Wege nach 1935 wieder.

Giuseppe Haas-Triverio und M. C. Escher auf einer Wanderung von Scanno nach Villetta Barrea, Abruzzen, 21. 5. 1929. Foto: M. C. Escher

 Josef Haas wurde 1889 in Sachseln (Kanton Obwalden) geboren. Als Autodidakt ging er schon in jungen Jahren nach Rom. Dort entwickelte er seine Talente, zunächst mit Ölgemälden und später zunehmend mit Holzschnitten. 

 Im Jahr 1919 heiratete er die Italienerin Secondina Triverio und Josef nannte sich fortan Giuseppe Haas-Triverio. Er gewann zunehmend an Anerkennung und eröffnete ein Atelier in Rom, wo er (angehende) Künstler und Künstlerinnen aus der Schweiz und Italien unterrichtete.

 Der in Arnheim geborene Escher studierte grafische Techniken bei Samuel Jessurun de Mesquita (1866-1944) in Haarlem. Anschliessend lebte er in Frankreich und Spanien, bevor er sich 1922 ebenfalls in Rom niederliess. Dort heiratete er 1924 die Schweizerin Giulia („Jetta“) Umiker (1897-1969). 

Ausstellungsimpressionen. Foto: Christian Hartmann

 Escher und Haas lebten und arbeiteten in Rom in fussläufiger Entfernung zueinander, und so entstand eine besondere Freundschaft.

  • Zusammen unternahmen sie bis 1935 fünf Arbeitsreisen durch Italien und nach Korsika. Haas führte darüber ein Tagebuch, Escher fotografierte und hielt die Reisen in seinen Agenden fest.

Manchmal waren sie auch jeder für sich unterwegs oder wurden von anderen Künstlern begleitet. Beide liessen sich auf jeden Fall von Italien, seinen Menschen, seiner Kunst und seiner Natur inspirieren. 

 Beide Tagebücher und die Bilder von Escher  sind erhalten geblieben und bilden zusammen mit den Kunstwerken der beiden Künstler den Ausgangspunkt für die Ausstellung „Gemeinsam Unterwegs. Giuseppe Haas-Triverio & M.C. Escher“ im Museum Bruder Klaus in Sachseln

Giuseppe Haas-Triverio, Stilo, 1931, Holzschnitt, 60 x 70 cm / 36 x 47 cm, Stiftung Giuseppe Haas-Triverio, Inv. HS 29.

Maurits C. Escher, Cattolica von Stilo, Kalabrien, November 1930, Lithografie, 22,6 x 29,7 cm (Escher 1986, Kat. 139), © The M. C. Escher Company, Baarn, Niederlande

 Die Ausstellung zeigt vor allem Holzschnitte der beiden Künstler und deren Unterschiede und Gemeinsamkeiten. Letztere sind offensichtlich, da die Künstler oft zur gleichen Zeit die gleichen Objekte hatten.

 Haas schrieb dazu in seinem Tagebuch: „Mit dem holländischen Künstlerkollegen Maurits Cornelius Escher, der zehn Jahre jünger war als ich und auch auf dem Monte Verde wohnte, unternahm ich bis 1935 jedes Frühjahr Reisen nach Korsika, Malta, Sizilien, Kalabrien und in die Abruzzen“.

 Aufgrund des Gesundheitszustandes eines seiner Söhne zog Escher 1935 mit seiner Familie nach Steckborn (Kanton Thurgau) und später nach Château-d’Oex (Kanton Waadt).

Ausstellungsimpressionen. Foto: Christian Hartmann

Nach einem Aufenthalt in Belgien und nach der deutschen Besatzung kehrte er 1941 in die Niederlande zurück und lebte in Baarn.  

  • Für Haas bedeutete der Beginn des Zweiten Weltkriegs eine Rückkehr nach Sachseln, wo er sich heimischen Sujets zuwandte und – im Unterschied zu Escher – zunehmend in Vergessenheit geriet.

 Der Katalog von Beat Stutzer, Gemeinsam Unterwegs. Giuseppe Haas-Triverio & M.C. Escher  (Sachseln, 2024) ist eine einzigartige Quelle über die Freundschaft der beiden Künstler und ihr Leben in Italien zwischen 1922 und 1935.

Impressionen von der Ausstellung