Lucens, Meiringen und Sherlock Holmes

Sir Arthur Conan Doyle (1859-1930), der geistige Vater von Sherlock Holmes, bewohnte im Jahr 1965 das Schloss Lucens (Kanton Waadt).

Einige Jahre später eröffnete der Sohn des Schriftstellers ein Museum an diesem besonderen Ort. Heute ist das Sherlock-Holmes-Museum (Musée Sherlock Holmes) im „Maison Rouge“ untergebracht.

Bild: Commune de Lucens

Das Schloss, das eigentlich aus zwei Teilen besteht, beherbergte weitere illustre Bewohner. Der Bischof von Lausanne baute und bewohnte das erste Schloss im 13. Jahrhundert. Nach dem Umbau im 14. und 15. Jahrhundert erhielt es ein gotisches Aussehen.

Der Bischof, ein Verbündeter der Herzöge von Savoyen, residierte häufig auf Schloss Lucens. Die erste Besetzung durch eidgenössische Truppen erfolgte 1476, nach der Schlacht von Murten.

Die Eidgenossen besiegten darin (und bei Grandson im selben Jahr sowie bei Nancy im Jahre 1477) den Herzog von Burgund, Karl den Kühnen (1433-1477), seine Verbündeten, die Herzöge von Savoyen und den Bischof von Lausanne.

Schloss Lucens, links der Neubau nach 1536 

Der Friede von Freiburg stellte die alte Situation wieder her, aber 1536 war es für den Bischof endgültig vorbei. Bern eroberte in diesem Jahr das Waadtland und Lucens. Noch im Jahr 1532 hatte der  Lausanner Bischof Sébastien de Montfaucon (1489-1560) dem Herzog von Savoyen, Karl III. (1486-1553), in Lucens einen weiteren glanzvollen Empfang bereitet. Das Jahr 1536 bedeutete gleichzeitig das Ende des Katholizismus in Lucens, und die Reformation hielt Einzug.

Von 1536 bis 1798 residierte der Vogt von Bern im Schloss beziehungsweise im Nebengebäude des Schlosses, dem zweiten Schloss. Ab 1801 gehörte die Anlage mehreren neuen Besitzern und Bewohnern, darunter Sir Arthur.

Es gibt jedoch noch ein weiteres Sherlock-Holmes-Museum in der Schweiz, und zwar in Meiringen (Kanton Bern). An diesem Ort schrieb Sir Arthur gemäss seinem eigenen Vornehmen den letzten Sherlock Holmes-Roman, in welchem der Titelheld in einem Zweikampf mit seinem Erzfeind Professor Moriaty am Reichenbachfall ums Leben kommt.

Dennoch folgten später noch einige weitere Abenteuer des Detektivs und seines ständigen Begleiters Watson.

(Quelle und weitere Informationen: Commune de Lucens)

Korrektorin: Petra Ehrismann

Romont und Moudon im Laufe der Geschichte

Die Altstadt von Romont (Kanton Freiburg) mit ihren Stadtmauern, Türmen, dem Schloss und dem Stift  (Collégiale) Notre-Dame de l’Assomption (13. Jahrhundert) liegt auf dem berühmten runden Berg Mont Rond (rotundus mons).

 

Collégiale Notre-Dame de l’Assomption nach ihrer (gotischen) Renovierung im 15. Jahrhundert

Am Fusse des Berges befindet sich das Zisterzienserkloster de la Fille-Dieu (gegründet 1268), wie der Name schon sagt, ein (noch heute bestehendes) Frauenkloster.

Die Stadt liegt an den Handelswegen nach Lausanne und Vevey (Kanton Waadt) und in die Städte Bulle und Freiburg. Dass Romont sich im Kanton Freiburg und nicht im Kanton Waadt befindet, ist das Schicksal der Geschichte im Jahr 1536.

In jenem Jahr eroberte Bern die Waadt (Pays de Vaud) von Savoyen. Romont gehörte zu diesem Zeitpunkt schon seit Jahrhunderten zu Savoyen, und die Grafen von Savoyen nannten sich „Herren von Moudon und Romont“ (Seigneurs de Moudon et Romont).

Das Schloss  (Grand Donjon) von Romont (1240)

Die Stadtmauer ist mit einer Länge von eineinhalb Kilometern und mehreren Türmen noch weitgehend intakt.

Die Grafen von Savoyen, ab 1416 die Herzöge von Savoyen, waren wichtige Lieferanten der Bischöfe von Lausanne und Verbündete der Herzöge von Burgund.

Diese Geschichte nahm 1476 kein gutes Ende. Savoyen und damit auch Romont stellten sich auf die Seite von Herzog Karl dem Kühnen (1433-1477) in seinem Krieg gegen die Eidgenossenschaft. Nach seinen Niederlagen bei Grandson und Morat (1476) eroberten und plünderten die Eidgenossen Romont.

Im Frieden von Freiburg (1476) erlangte Savoyen jedoch die Kontrolle über Romont zurück. Andere Städte (Orbe, Grandson, Morat und Echallens) im Waadtland wurden jedoch gemeinsam von Freiburg (seit 1481 Mitglied der Eidgenossenschaft) und Bern verwaltet und gingen ebenfalls an Savoyen verloren.

Die Freude war jedoch von (relativ) kurzer Dauer. Im Jahr 1536 eroberte das protestantische Bern das gesamte Waadtland von Savoyen. Romont suchte und erkämpfte sich jedoch den Schutz des katholischen Freiburgs und gehörte fortan zum Kanton Freiburg.

Moudon

Moudon (in römischer Zeit der kleine Vicus Minnodunum oder Minnidunum) liegt zwischen den Flüssen La Broye und La Mérine. Savoyen erwarb die Stadt und ihre Burg im Jahr 1219. Davor herrschten hier keltische (helvetische) Stämme, Römer, Franken, zwei burgundische Königreiche, die Grafen von Genf und die Herzöge von Zähringen.

La Broye

Wie Romont hatte die Stadt eine zentrale Lage an den Handels- und Verkehrswegen. Nach der Übernahme durch Savoyen blühte die Stadt auf und wurde im 14. Jahrhundert sogar zum Verwaltungssitz der Savoyer in der Waadt.

Die Niederlage des Herzogs von Burgund im Jahr 1476 und die Einnahme von Moudon durch die Eidgenossen bedeuteten noch nicht das Ende der savoyischen Herrschaft. Der Friede von Freiburg stellte auch die Herrschaft Savoyens in Moudon wieder her.

Maison des États de Vaud (14. Jahrhundert)

Die Eroberung durch Bern im Jahr 1536 bedeutete jedoch das endgültige Aus für Savoyen und die Einführung der Reformation. Bern übte die Macht bis 1798 aus. Ab 1798 wurde Moudon Teil des Kantons Waadt.

Fazit

Die Herzöge von Savoyen nannten sich ab 1536 nicht mehr „Herren von Moudon und Romont“, Romont blieb katholisch im Kanton Freiburg und Moudon wurde protestantisch und ab 1798 zu einem Ort im Kanton Waadt.

(Quelle und weitere Informationen: F. Walter, Histoire de Fribourg, Une ville-État pour l’éternité (XVIe-XVIIIe siècle) Tome 2, Neuchâtel, 2002; Ville de Romont; Commune de Moudon; L. Hubler, Histoire du Pays de Vaud, Lausanne 1991).

Korrektorin: Petra Ehrismann

Impressionen von Romont

Maison St.-Charles

Das Schloss (Grand Donjon) und le Vitromusée Romont (Schweizerisches Museum fur Glasmalerei und Kunst)

Impressionen von Moudon

Maison neuve du Pont (1688)

 

Hôtel de Ville

Saint-Étienne de Moudon (12.-16. Jahrhundert)

Fontaine de la justice

La Grenette

Maison de Cerjat undTacheron oder Maison bernoise (14. Jahrhundert)

Château de Rochefort (Musée du Vieux-Moudon) und Maison de Denezy

Château de Carouge

Saint-Saphorin, seine Kirche und Geschichte

Die Geschichte von Saint-Saphorin (Kanton Waadt) beginnt in der Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. mit dem Bau einer gallorömischen Villa in der Nähe von Vibiscum (dem heutigen Vevey).

Im 5. Jahrhundert wurde die Villa aufgegeben. Einer der Räume, der sich an der Stelle der heutigen Kirche aus dem 16. Jahrhundert befand, wurde dann als Mausoleum nach dem Vorbild römischer Katakomben errichtet.

Das Museum von Saint-Saphorin unter der Kirche

Im 6. Jahrhundert wurden ein neues Mausoleum und eine Grabkapelle genutzt. Im 7. Jahrhundert wurde es in eine Kirche umgewandelt, die Saint Saphorin (St. Symphorien) geweiht war.

Der Bischof und das Kapitel von Lausanne übten bis 1536 die geistliche Autorität und die politische Souveränität aus. Im 13. Jahrhundert bauten die Bischöfe die Festung von Glérolles.

Saint-Saphorin im Jahr 1694, unbekannte Künstler. Archives de la commune. Foto: Claude Bornand. Museum von Saint-Saphorin

Die heutige Kirche wurde zwischen 1517 und 1530 auf Initiative des letzten Bischofs von Lausanne, Sébastien de Montfaucon (1489-1560), im gotischen Stil errichtet. Das zentrale Glasfenster im Chor ist das bedeutendste im Kanton (nach der Rosette in der Kathedrale von Lausanne). Es stellt Sébastien von Montfaucon, die Jungfrau Maria mit dem Kind und den Heiligen Symphorien dar.

Von aussen fällt vor allem das flache Dach des Glockenturms auf, denn es war geplant, eine hohe steinerne Spitze auf den Turm zu setzen. Dies wurde jedoch nicht umgesetzt.

1536 organisierte der Bischof im Lavaux den Widerstand gegen den drohenden Bildersturm des protestantischen Bern. Der Widerstand war so stark, dass dieses Fenster verschont blieb, obwohl die Kirche in ein protestantisches Gotteshaus (temple) umgewandelt wurde. Der Bischof verliess Lausanne Ende März 1536 und zog sich nach Savoyen zurück

Saint-Saphorin hat seinen mittelalterlichen Charakter bewahrt und liegt inmitten der Weinberge des Lavaux mit Blick auf die Alpen und den Genfersee.

(Quelle und weitere informationen: La commune de Saint-Saphorin)

Korrektorin: Giuanna Egger-Maissen

 

Das Museum von Saint-Saphorin

Drei karolingischen Kapitelen (9. Jahrhundert) 

Kopf eines jungen Mannes, römische Epoche

Römische Inschriften, 1. Jahrhundert n. Chr.

Impressionen von Saint-Saphorin 

Pierre Keller (1945) Weinpresse