Die Schweizergarde, ihre Kaserne und weibliche Gardisten

Am 22. Januar 1506 gründete Papst Julius II. (1443-1513) die Schweizergarde. In dieser Zeit erlebte Europa viele Kriege, die von den Fürsten oft mit Söldnern aus anderen Gebieten geführt wurden.

Zur Zeit der Gründung der Schweizergarde war die Eidgenossenschaft eine militärische Supermacht, die für ihre Siege über die mächtigsten Königshäuser bekannt war: Habsburg (1315-1499) und Burgund (1476 und 1477).

Ihre Soldaten zeichneten sich nicht nur durch ihre militärische Stärke, sondern auch durch ihre Loyalität und Tapferkeit aus. Diese Eigenschaften machten sie auch andernorts zu begehrten Streitern.

Auch der kriegerische Papst war beeindruckt und beschloss, eine Schweizergarde als seine Leibgarde einzusetzen. Nicht nur beim Sacco di Roma am 6. Mai 1527, sondern auch am 10. August 1792 bei der Verteidigung des Tuilerienpalastes von König Ludwig XVI. (1754-1793) wurde die Garde ihrem Ruf gerecht.

Pratteln, Galerie Beyeler, Ausstellung Schweizer Garde, 2019. Foto: TES.

Die Schweizergarde besteht auch heute noch und setzt sich aus 135 Männern zusammen.  Diese einzigartige Institution besteht aus Männern mit Schweizer Bürgerrecht, die katholisch, unverheiratet und bei ihrem Eintritt zwischen 10 und 30 Jahre alt sind.

Ihre Aufgaben sind vielfältig und reichen von militärischen bis hin zu repräsentativen Funktionen. Sie spielen auch eine Rolle bei der Grenzkontrolle und überwachen die Grenzen der Vatikanstadt, die seit 1929 ein souveräner Kirchenstaat ist. Die Dienstzeit beträgt mindestens 25 Monate, danach besteht die Möglichkeit, den Dienst zu verlassen oder erneut anzutreten.

Gala-Uniform der Schweizer Garde. Landesmuseum Zürich

Nach der Bundesverfassung von 1848 durften Schweizer Bürger mit Ausnahme der Schweizergarde nicht mehr in ausländische Militärdienste eintreten. Damit endeten viele Jahrhunderte Schweizer Söldnerdienst.

Am 6. Mai 2024 wurden in Rom 34 neue Gardisten im Hof Saint-Damas des Apostolischen Palastes eingesetzt. Frauen waren noch nicht darunter, aber das wird sich bald ändern. Wenn alles nach Plan und mit päpstlicher Genehmigung verläuft, werden in der neuen Kaserne im Jahr 2030 auch Frauen untergebracht.

Die Arbeiten an der Kaserne, einschliesslich der Räume für Frauen, sind im Gange. Die 2016 gegründete Kasernenstiftung wurde zur Finanzierung eingerichtet, nachdem die Gardestiftung bereits im Jahr 2000 gegründet worden war. Nächster Schritt: Priestertum für Frauen und das Ende des Zölibats?

(Quelle und weitere Informationen: Museum der Schweizergarde; Päpstliche Schweizergarde)

Korrektorin: Petra Ehrismann

Die Klosterinsel Reichenau 724-2024

Die Klosterinsel Reichenau (Baden-Württemberg) ist einer der geschichtsträchtigsten Orte am Bodensee und feiert 2024 ein grosses Jubiläum.

Vor 1300 Jahren, im Jahr 724, hat der Wandermönch Pirmin das Kloster gegründet, das im frühen Mittelalter zu einem bedeutenden Impulsgeber für Kunst, Kultur und Politik wurde.

Die Insel war schon vor dem 8. Jahrhundert besiedelt. Mit der Gründung des Klosters begann allerdings der Aufschwung, und die Insel wurde zu einem der bedeutendsten Orte der europäischen Geschichte.

Zwei weitere Kirchen entstanden nach dem Bau des Klosters, St. Peter und St. Paul, und im 9. Jahrhundert eine weitere, St. Georg. Karl der Grosse (738-814) besuchte 780 das Kloster und erhob es zur Königsabtei und stellte es unter seinen Schutz.

Die Insel und das Kloster profitierten von der guten Lage auf den Handelsrouten zwischen dem Rhein und den damals wichtigsten Alpenübergängen.

Das Kloster Reichenau war ein Zentrum der Buchmalerei. Die Mönche verstanden sich bestens auf den Umgang mit Pergament, Tinte und Siegel, einschliesslich Fälschungen von Dokumenten, die im Sinn der Auftraggeber korrigiert oder ganz neu geschrieben wurden. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von einer „Reichenauer Fälscherschule“.

Liber Viventium Fabariensis, 810-820, Stiftsarchiv St. Gallen

Die Schreiber arbeiteten nur zu einem kleinen Teil für den Bedarf des Klosters. Die meisten Bücher entstanden auf Bestellung von Fürsten und Königen. Die Reichenauer Bibliothek gehörte zu den grössten im karolingischen Reich.

Jahrhundertelang war die Insel ein Zentrum des Wissens, bevor es Universitäten gab.

Das Archäologische Landesmuseum in Konstanz widmet sich der Geschichte des Klosters und der Insel von der Gründung bis zur Auflösung im 18. Jahrhundert.

Die Ausstellung „Mönche, Mission, Abenteuer, Archäologie & Playmobil“ zeigt u.a. viele Handschriften, Skulpturen, Altäre, Alltagsgegenstände, Schreibwerkzeuge, Schulhefte und die ganze Geschichte des Klosters und der Insel. Sie gibt Einblick in das Klosterleben und zeigt, wie vernetzt das Kloster und das Klosterleben damals waren.

Seit Anfang des 9. Jahrhunderts wurde das Verbrüderungsbuch mit den Namen der Mönche geführt. Mehr als fünfzig Klöster schloss es ein und die Listen umfassten schliesslich 38 000 Namen von Mönchen in Europa!

Die Welt der Mönche und Abteien war damals sehr europäisch geprägt, auch das Kloster St. Gallen war mit von der Partie.  Im Jahr 2000 wurde die Klosterinsel ins Weltkulturerbe der Unesco aufgenommen.

(Quelle und weitere Informationen: Das Archäologische Landesmuseum in Konstanz; Thomas Ribi, „Wo Mönche Urkunden fälschten“, Neue Zürcher Zeitung, 25. April 2024).

Korrektorin: Giuanna Egger-Maissen

Fremde Richter und die Schweiz

Viele der 1500 Schweizer Seen sind Stauseen. Die Schweiz ist eines der ersten Länder, in dem Ökostrom oder „weisse Energie“ erzeugt wurde. Sogar Züge werden seit den 1920er Jahren mit dieser Energie betrieben.

Auch bei der Fernwärme ist die Schweiz eine Vorreiterin. In den 1950er Jahren konnte eine solche Anlage zum Beispiel in Basel 40.000 Wohnungen und Unternehmen versorgen. Auch Unternehmen und staatliche Institutionen gehen mit dem Naturerbe und den natürlichen Ressourcen respektvoll um.

Die wichtigste Trumpfkarte für den respektvollen Umgang mit der Natur und den natürlichen Ressourcen sind jedoch die Bürger und Bürgerinnen. Selbst Zigarettenkippen landen (noch) häufig in den entsprechenden Mülleimern. Der (meist kleinbäuerliche) Agrarsektor lässt in diesem dicht besiedelten Land für Vieh, Pflanzen und Tiere so viel Raum wie möglich.

Der Agrarsektor wird auch in der Schweiz subventioniert, allerdings effizienter, selektiver und restriktiver als im Haushalt der Europäischen Union (ca. 40 % des Budgets).

Die EU torpediert auch die umweltfreundlichen Investitionen der niederländischen Fischer (Elektroimpulsfischerei oder electric puls fishing, abgeleitet von der alten dänischen Snurewaden (Snurrevod)-Methode), um umweltschädliche Fischereien in anderen Ländern aufrechtzuerhalten.

Auch die niederländische Landwirtschaft wird aufgrund einer dogmatischen nationalen und europäischen Politik dezimiert, die den Kontext einer der am dichtesten besiedelten Regionen der Welt ignoriert und den Agrarsektor, der ebenfalls von der Europäischen Union subventioniert wurde, respektlos behandelt.

Die Erlebniswelt für die Energiewende (oben) und das Science- und Erlebniscenter Primeo Energie Kosmos für Klima und Energie, Primeo Energie in Münchenstein (kanton Basel-Landschaft)

Die Schweiz ist ein Vorbild für eine pragmatische, nicht moralistische, informationsquelle, den Umgang mit Natur und Umwelt in Europa. Im ganzen Land gibt es zahlreiche (private) Museen und Informationsbüros.

Wanderer, Sommer- und Wintersportler, Picknicker und andere Touristen, die an Seen, Bächen und Flüssen entlang wandern, räumen in der Regel (noch) ihren Abfall weg. Sollte dies nicht der Fall sein, stehen die Reinigungsdienste bereit.

Unter diesem Gesichtspunkt ist es auch falsch, die Schweiz als „Umweltsünderin“ zu bezeichnen (Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte, Fall 53600/20 Verein Klimaseniorinnen Schweiz und andere gegen die Schweiz, 09.04.2024).

In Wirklichkeit war es der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte und Greenpeace & Co gegen die Schweiz, die diese Entscheidung herbeigeführt haben.

Die erste Aufgabe eines Richters ist es, die Fakten fest zu stellen. Dieser Richter hat dies nicht getan, weder in Bezug auf die (historischen) Massnahmen auf nationaler, kantonaler und kommunaler Ebene noch in Bezug auf das Engagement und die Beteiligung der Bürger, ganz zu schweigen von der (willkürlichen) rechtlichen Gründen, der Ignoranz in Bezug auf die direkte Demokratie und die ‚Bottom-up‘ Gesellschaft.

Kirche Dürrenroth und der Lebenszyklus. Selbst die verfallene Natur wird in diesem Land mit Respekt behandelt

Der Wohlensee im Kanton Bern ist sich das Urteil auf europäischer Ebene nicht bewusst. Dieser See ist de facto eine auf 12 Kilometer erweiterte Aare. Er versorgt die Stadt Bern und die umliegenden Dörfer mit Wasser.

Das Kraftwerk Mühleberg ist nicht nur ein eindrückliches Bauwerk, sondern die Gegend ist auch ein schönes Naturschutzgebiet, ebenso wie das andere Kraftwerk in Niederried, einige Kilometer flussaufwärts.

Das erste grosse Wasserkraftwerk Europas wurde 1898 in Rheinfelden (Kanton Aargau) gebaut. Zwei (Schweizer) Ingenieure, Agostino Nizzola (1869-1961) und Charles E.L. Brown (1863-1924), entwickelten nachher ein weltweites Netz von Elektrizitäts- und Maschinenanlagen (die heutige ABB).

Die Schweiz war auch eine Pionierin bei der Einrichtung von Naturschutzgebieten, und im dicht besiedelten Siedlungsteil gibt es viele kleine und grosse Naturschutzgebiete.

Der World Wide Fund for Nature (WWF) hat sein Manifest in Morges (Kanton Waadt) verfasst. Die Schweiz war übrigens eines der ersten Länder in der Region, das einen Nationalpark gründete.

Schlussfolgerung

Das Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte ist nicht nur aus rechtlicher Sicht ein juristischer Faux pas, sondern basiert auch auf Aktivismus statt auf Fakten.

Ein Bundesrat, der diesem Urteil positiv gegenübersteht, ist (noch immer) ein Aktivist und (noch) nicht Bundesratfähig.

Sogar der Weihnachtsbaum im Basler Ratshaus wird mit einem Fahrraddynamo beleuchtet!

Der Wohlensee, sein Naturschutzgebiet und das Naturschutzgebiet Niederried-Oltigenmatt nehmen dieses Urteil nicht ernst.

Fremde Richter“ matter. Dies gilt auch für den politisch geprägten Gerichtshof der Europäischen Union!

Impressionen der Umgebung

Die Pfarrkirche von Wohlen bei Bern, 13. Jahrhundert 

Naturschutzgebiet Niederried-Oltigenmatt und das Kraftwerk in der Aare