Erasmus und Basel

Desiderius Erasmus (1466-1536) verbrachte zehn  Jahre in vier verschiedenen Perioden (1514-1516, 1521-1529, 1535-1536) in Basel. Wie viele seiner Zeitgenossen führte der Humanist und Gelehrte ein Wanderleben.

Hans Holbein der J. (1498-1543) kümmerte sich für den Froben-Verlag von Johannes Froben (1460-1527) um die künstlerische Gestaltung der  Bücher und damit auch der Werke von Erasmus. Sein Sohn Hieronymus Froben (1501-1563) übernahm 1527 das Geschäft. Dieser war ebenfalls mit Erasmus befreundet.

Die Elite der Künstler, Gelehrten, Studenten, Händler, Mönche und geistlichen und weltlichen (aristokratischen) Herrscher war im Mittelalter und bis ins neunzehnte Jahrhundert viel europäischer als heute..

Sie lasen die gleichen Bücher, hörten die gleiche Musik, hatten den gleichen kulturellen Hintergrund und die gleiche (universitäre) Ausbildung. Sie schrieben und sprachen miteinander lateinisch (und später auch französisch).

Auch Matrosen, Handwerker, Söldner und Lohnempfänger liessen sich oft über weite Strecken nieder. Der Aufstieg des Nationalstaates im neunzehnten Jahrhundert würde diese Einstellung und Mentalität grundlegend verändern.

Erasmus fühlte sich in einem Umfeld des Lernens, des Humanismus und der (relativen) Toleranz sowie der Präsenz von Druckern und Verlegern zu Hause in Basel.

Basel war in dieser Zeit das europäische Zentrum des Humanismus und des Lernens, sowie des Verlags- und Druckwesens. Das Schweizerische Museum für Papier, Schrift und Druck (die Basler Papiermühle) im St. Alban ist ein kulturelles Erbe aus der Blütezeit dieser Industrie.

Basel mit Rhein, Münster und Ort der alten Universität (1460)

Viele der Werke von Erasmus wurden in Basel geschrieben und gedruckt. Auch seine griechische Übersetzung des Neuen Testaments wurde 1516 von seinem Freund und Drucker/Verleger Johannes Froben (1460-1527) in Basel veröffentlicht.

Als tolerante Humanist  geriet Erasmus während der Reformation in Konflikt mit Martin Luther (1486-1543). Erasmus wollte die Kirche durch eine Diskussion von innen heraus reformieren und nicht durch eine gewaltsame Revolution gegen die etablierte Macht (die Kirche). Ab 1516 lebte und arbeitete er im katholischen Leuven und in Brüssel.

Er wollte aber nicht Partei ergreifen und liess sich deshalb wieder in Basel nieder. Erasmus wollte in keiner ausgesprochen katholischen Stadt mehr wohnen und in keiner reformierten. So suchte er Zuflucht in Basel.

Lucas Cranach der Ältere (1472-1553), Martin Luther, 1528. Sammlung: Lutherhaus Wittenberg

Basel war für viele Jahre die Stadt seiner Wahl. Sie ist im Mittelpunkt Europas gelegen, still und vornehm, mit sauberen Strassen, ohne Fürsten, sondern (relativ) demokratisch und ein souveräner Kanton der Eidgenossenschaft seit 1501.

Sammlung: Historisches Museum Basel

Basel war der Ruhepunkt seines Lebens. Hier hat er länger gelebt als an irgendeinem anderen Ort, und diese Namen haben sich miteinander verbunden: Seitdem kann man sich Erasmus nicht mehr ohne Basel und Basel nicht ohne Erasmus denken.

Hier hat Erasmus viele seiner schönsten Geschriften geschrieben. Wenn die geistige Welt Europas damals nach ihrem geistlichen Führer blickt, so sieht sie nach der alten kaiserlichen und königlichen Stadt am Rhein hinüber.

Im Jahre 1529 übersiedelt er in das stillere und kleinere Freiburg im. Breisgau (Baden) hinüber, weil auch Basel zu reformiert wird und er will nirgends Partei nehmen. 1535 war der Rückkehr in Basel und am 11. Juli 1536 starb er dort.

Der katholische Erasmus wurde im reformierten Münster begraben, in der Nähe seines letzten Wohnsitzes im Haus zum Luft an der Bäumleingasse, dem Haus seines Freundes Hieronymus Froben.

Quelle: Stefan Zweig. Triumph und Tragik des Erasmus von Rotterdam, 2021, Frankfurt am Main.

Korrektorin: Giuanna Egger-Maissen

Basel, Haus zum Lufft

Das Münster

Der Münsterplatz

Die Pflege des christlichen Erbes in der Schweiz

Die Schweiz mit ihren zahlreichen (aufgelösten und funktionierenden) Klöstern und monumentalen (reformierten und katholischen) Kirchen wird in nicht allzu langer Zeit formell kein christliches Land mehr sein. In absehbarer Zeit werden die meisten Bürgerinnen und Bürger „konfessionslos“ sein.

In Bezug auf die Symbolik kann ein Land jedoch kaum christlicher sein als die Schweiz, denken wir nur an das Schweizerkreuz in der Nationalflagge, das rote Kreuz des “Internationalen Roten Kreuzes” sowie die Wappen verschiedener Kantone (u.a. der Bischofsstab der Kantone Basel-Landschaft, Basel-Stadt und Jura, die Schlüssel von St. Peter von Obwalden und Nidwalden oder St. Fridolin von Glarus). Die Schweizer Nationalhymne ist eigentlich ein Psalm und die Verfassung beginnt mit den Worten „Im Namen des Allmächtigen Gottes“.

Kirche St. Peter in Gelterkinden

Obwohl die Bedeutung der christlichen Religion formell rapide abnimmt, bleibt zu hoffen, dass die soziale, humanitäre, humanistische und verbindende Funktion der Kirchen auf lokaler Ebene nicht verloren geht. Was in der Schweiz jedenfalls respektiert und gepflegt wird, ist das kulturelle Erbe des Christentums.

Das Land verfügt nicht nur über die ältesten Bistümer nördlich der Alpen (Chur, Kaiseraugst/Augst (Augusta Raurica)-Basel (Solothurn), Martigny-Sitten, Avenches-Lausanne und Genf), sondern auch über ein fränkisches, karolingisches, romanisches, gotisches, barockes, rokoko- und neoklassizistisches architektonisches Erbe. Zudem gibt es einige erstaunliche Kirchen aus dem 20. Jahrhundert.

Kirche St. Gallus in Kaiseraugst

Das Christentum entwickelte sich bekanntlich innerhalb der administrativen, logistischen, kulturellen und politischen Strukturen des Römischen Reiches. Das Bistum in Augusta Raurica ist ein Beispiel dafür. Bis ins 6. Jahrhundert hatte der Bischof dort seinen Sitz. Dann zog er ins nahe Basel ins Münster um.

Kaiseraugst liegt am Rhein und einer seiner kleineren Wasserlieferanten ist der Bach Ergolz, der bei Augst in den Rhein mündet. Bis zu seiner Quelle an der Geissflue im Jura erstreckt sich ein Band von monumentalen (katholischen und reformierten) Kirchen.

Die Region war in römischer Zeit vom keltischen Stamm der Rauraken besiedelt. Die Auswanderung der paganen deutschsprachigen Alemannen nach dem Abzug der Römer im fünften Jahrhundert bedeutete nicht das Ende der christlichen Welt der romanisierten Kelten (Gallo-Romanen). Die Alemannen wurden von den christlichen Franken besiegt und diese setzten das Christentum in dieser Region fort, und der Bau von Kirchen begann.

Kirche St. Nikolaus in Oltingen

In der StadtLiestal sowie in den Dörfern Arisdorf, Oltingen, Sissach, Gelterkinden,Ormalingen finden sich  einige bemerkenwerte Kirchen  entlang der 30 Kilometer langen Ergolz.

(Quelle und weitere Informationen: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte/ Société d’histoire de l’art en Suisse)

Korrektorin: Eva Maria Fahrni

Impressionen

Oltingen, Kirche St. Nikolaus

Links das alte Beinhaus

 

Ormalingen, Kirche St. Nikolaus 

Sissach, Kirche St. Jakob

Liestal, Kirche St. Martin

Arisdorf

Gelterkinden

“The Sky is the limit” in Binningen und Franeker

Die Recheneinheit eines Jahres ist bekanntlich die Zeit, die der Planet Erde für seinen Umlauf um die Sonne benötigt. Auch der Mond und die Sterne spielen bei dieser Zeitmessung eine Rolle.

In der Schweiz gibt es 46 Obervatorien oder Sternwarten, von denen 26 der nationalen Organisation “Schweizerische Astronomische Gesellschaft” angeschlossen sind. Eine davon ist die Sternwarte St. Margarethen bei Binningen (Kanton Basel-Landschaft).

Fernrohr der Sternwarte St. Margarethen

Sie wurde Mitte des 19. Jahrhunderts errichtet und befand sich zunächst in der Stadt Basel in der Nähe des Bernoullianums. Im Jahr 1928 wurde es an seinen heutigen Standort verlegt und gehörte bis 2007 der Universität Basel. Seither wird der Komplex von einem Verein verwaltet.

Schon die alten Ägypter, die seefahrenden Phönizier, die Griechen und die Römer hatten bahnbrechende Untersuchungen und Entdeckungen zum Universum und zur Zeitmessung in Jahren und Tagen gemacht. Auch die Wikinger verfügten auf ihren (fernen) Seereisen über die nötige Erfahrung mit Navigation und Zeitmessung anhand von Sternen, Planeten, Sonne und Mond.

Die Ägypter entwickelten auf der Grundlage ihrer Messungen die ersten Kalender, die Griechen und vor allem die Römer perfektionierten dieses System. Den Römern verdanken wir nicht nur die Namen der Monate und Tage, sondern auch den Julianischen Kalender, der in den meisten Teilen Europas  bis 1582 gültig war.

Schon in der Antike hatten Wissenschaftler entdeckt, dass die Sonne etwas mehr als 365 Tage braucht, um die Sonne zu umrunden. Dieser Unterschied zeigt sich heute in den Schaltjahren, in welchen jeweils am 29. Februar (alle vier Jahre) ein 366. Tag eingeschaltet wird.

François Ducommun (1763-1839), Planétaire, 1816. Sammlung: Musée international d’horlogerie

Die Zeitmessung in Stunden und Sekunden war jedoch erst Jahrhunderte später möglich, nämlich mit der Entwicklung mechanischer Uhren im 15. und 16. Jahrhundert. Das Uhrenmuseum (Musée d’horlogerie) in Le Locle und das Internationale Uhrenmuseum (Musée international d’horlogerie) in La Chaux-de-Fonds, das dieses Jahr sein 50-jähriges Bestehen feiert, sind diesem Thema gewidmet. Heutzutage ist sogar eine Messung in einer Femtosekunde möglich, also eine 0,000 000 000 000 1 Sekunde.

Der Gregorianische Kalender wurde im Jahr 1582 von Papst Gregor XIII. (1502-1585) eingeführt. Heute gilt er in fast allen Ländern. Der chinesische, der jüdische, der japanische und der buddhistische Kalender sowie die Kalender einiger anderer Religionen und Länder unterscheiden sich jedoch nach wie vor (formell).

Die Einführung des Gregorianischen Kalenders in der Schweiz. Bild: Sternewarte St. Margarethen

Die Einführung dieses (katholischen) Kalenders war auch in den europäischen Ländern keine Selbstverständlichkeit. In der Schweiz dauerte es  bis 1812, bis alle 22 Kantone der Eidgenossenschaft diesen Kalender verwendeten. Auch die Republik der Vereinigten Niederlande benötigte eine längere Zeitspanne, bis im Jahre 1701 Friesland, Groningen, Utrecht und schliesslich Drenthe als letzte (reformierte) Provinzen der Einführung des Kalenders zustimmten.

Ein weiterer interessanter Aspekt dieser Wissenschaft ist ihre jahrhundertelange Globalisierung seit dem Altertum. Aus jüngerer Zeit sind die Kontakte der Wissenschaftler im 16. und 17.Jahrhundert sehr bekannt.

Torùn, Nikolaus Kopernicus

Nikolaus Kopernikus (1473-1543) aus Torùn (Polen) und Galileo Galilei (1564-1642) aus Florenz sind bekannte Namen im Bereich der Astronomie. Der Basler Gelehrte Peter Megelin (1623-1686), Professor an der Universität Basel, veröffentlichte 1682 in Amsterdam sein bahnbrechendes Buch “Systema Mundi Copernicanum”. Johannes Hevelius (1611-1687) aus Gdansk (Danzig) veröffentlichte die “Selenographia sive Lunae Descriptio” und andere wichtige Studien, von denen einige noch heute gültig sind!

Die Sternwarte in Binningen ist dieser Geschichte gewidmet und wird auch heute noch als Messinstrument für verschiedene meteorologische Zwecke genutzt.

Bilder: Sternewarte St. Margarethen

An bestimmten Tagen ist das Observatorium für das Publikum geöffnet, welches (bei klarem Wetter) die Teleskope benutzen kann. Auch bei bewölktem Himmel ist das Observatorium wegen seiner (wissenschaftlichen und historischen) Informationen und Simulationen eines wolkenlosen Himmels einen Besuch wert.

Bild: Sternewarte St. Margarethen

Für alle Religionen, Länder und politischen Systeme gilt:Der Himmel ist die Grenze, the Sky is the limit, und er birgt noch viele Geheimnisse.

Das Universum, die Sonne, die Sterne, die Planeten, die Galaxien und andere Himmelskörper überall auf der Welt, unabhängig von Religion oder politischen Systemen, haben eines gemeinsam: The sky is the limit,  Der Himmel ist die Grenze und er birgt noch viele Geheimnisse. Wenn man sich damit beschäftigt, entsteht sicherlich nie Langeweile.

Auch Eise Eisinga (1744-1828) langweilte sich nicht in Franeker (Friesland, Niederlande). Er baute 1781 das älteste noch immer funktionierende Planetarium der Welt (heute UNESCO Welterbe). Kürzlich wurde der dortige Kalender wegen des Schaltjahres manuell um einen Tag vorverlegt!

(Quelle und weitere Informationen: Astronomischer Verein Basel)

Korrektorin: Eva Maria Fahrni

Jupiter. Bild: Sternewarte St. Margarethen

Galaxies. Bilder: Sternewarte St. Margarethen