Schloss Lenzburg, seine Geschichte und seine Bewohner

In Lenzburg (Kanton Aargau) thront eine beeindruckende mittelalterliche Burg hoch über der Stadt.  Sie ist eine der am besten erhaltenen Höhenburgen der Schweiz.

Die Stadt Lenzburg hat eine noch viel ältere Geschichte. Die Überreste des römischen Amphitheaters für 4000 Zuschauer deuten auf eine wichtige Siedlung in römischer Zeit hin.

Der römische Name ist jedoch nicht bekannt, aber die nahe gelegene römische Garnison Vindonissa (das heutige Windisch) und der Grenzfluss (Limes) Rhein, die Aare und römische Strassen machten den Standort des heutigen Lenzburg militärisch und wirtschaftlich relevant.

Der Name leitet sich vom alemannischen Wort „Lencis“ ab und zeigt die Präsenz dieses germanischsprachigen Stammes nach dem Abzug der Römer. Die erste bekannte schriftliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 893 (siehe auch das Museum Burghalde in Lenzburg).

Die Burg (castellum) Lenciburg erscheint in einer Urkunde von 1077 zur Zeit des Grafen Ulrich II. von Lenzburg. Diese Dynastie starb 1173 aus. Der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, Friedrich I. (Kaiser Barbarossa 1121-1191), erbte die Burg. Nach seinem Tod erwarben die Grafen von Kyburg die Burg und nach dem Aussterben dieser Familie 1263 die Habsburger.

Lenzburg erhielt 1306 das Stadtrecht, und Stadt und Burg nahmen ihre mittelalterlichen Konturen an, gefolgt von zahlreichen Um- und Ausbauten bis ins 19. Jahrhundert. Bern eroberte Lenzburg (und den Aargau, mit Ausnahme des Fricktals) 1415 und erwarb die Burg 1444. Von 1444 bis 1798 wohnten die Berner Vormünder auf der Burg. Bern führte 1528 die Reformation in Lenzburg ein.

Das Wappen von Bern und Habsburg am Haupttor, so gross war das Ansehen von Habsburg.

Nach der Gründung des Kantons Aargau wurde Lenzburg 1803 Bezirkshauptstadt. Die Stadt entwickelte sich zum Baumwollproduzenten und Zentrum der Lenzburger „Baumwollherren“. Auch englische Textilfabrikanten und Politiker zeigten sich damals sehr beeindruckt von der innovativen Textilindustrie in Lenzburg und derjenigen der ganzen Eidgenossenschaft.

Der Kanton Aargau verwaltete das Schloss von 1803 bis 1860. Nach 1860 waren berühmte Schweizer, deutsche, englische und amerikanische Familien Eigentümer, nacheinander die Familien Pestalozzi-Scotchburn, Wedekind, Jessup-Bowes Lyon und Ellsworth.

Der Kanton Aargau und die Stadt Lenzburg kauften das Schloss schliesslich im Jahr 1956. Der Verein Freunde der Lenzburg verwaltet heute das Schloss und sein Museum.

Korrektorin: Petra Ehrismann

(Quelle und weitere Informationen: Stadt Lenzburg; Schloss Lenzburg)

Impressionen vom Schloss und der Stadt

Foto vom Schloss Lenzburg, auf dem gegenüberliegenden Hügel die Staufbergkirche

Die Staufbergkirche

Das Rathaus

    

Der Aabach

Aarau oder das Entstehen einer Hauptstadt

Die Stadt Aarau (Kanton Aargau) hat ihren Namen von der Aare, dem grössten Zufluss zum Rhein. Wenige Kilometer entfernt mündet die Aare im schweizerischen Koblenz in den Rhein und setzt ihre Reise nach Rotterdam fort.

Die Aare und das Wasserkraftwerk bei Aarau

Aarau ist nicht irgendeine Stadt, sondern die Hauptstadt des Kantons Aargau. Weder die Kelten noch die Römer, auch nicht die Habsburger oder die Einwohner von Aarau hatten bis 1798 diesen Status im Sinn.

Durch die Lage an der Aare war diese Region bereits in keltischer und römischer Zeit besiedelt. Die Grafen von Kyburg gründeten den Ort um 1250. Aus dieser Zeit stammen auch das Schloss, die Mühle sowie die alten Stadtmauern und Türme.

Die mittelalterliche Mühle und Burg

König Rudolf I. von Habsburg (1218-1291) erwarb den Ort 1273 und verlieh ihm 1283 die Stadtrechte. Doch 1415 eroberten Bern und Solothurn einen Grossteil des Aargaus (nur das Fricktal blieb bis 1803 in habsburgischem Besitz).  Aarau wurde dann von Bern als Untertanengebiet (mit relativ grosser Autonomie) verwaltet.

Aarau war bis 1415 habsburgisches Territorium. Der habsburgische Doppeladler und das Berner Wappen sind überall in der Stadt zu sehen

Während der Reformation wählten die Bürgerinnen und Bürger mit knapper Mehrheit den evangelischen Glauben, und ab 1531 fand in Aarau regelmässig die Tagsatzung der Vertreter der reformierten Kantone statt.

Baden blieb jedoch der Hauptort für die Tagsatzung aller (katholischen und protestantischen) Kantone, auch wenn religiöse (und andere) Spaltungen die Effizienz beeinträchtigten.

Der französische Einmarsch von 1798 beendete im März fast vier Jahrhunderte Berner Herrschaft. Die französischen Revolutionsideale fanden auch in Aarau ein begeistertes Publikum, und am 12. April wurde vom Rathaus aus die von den französischen Besatzern aufgezwungene Helvetische Republik (1798-1803) proklamiert. 

Das Parlament dieses Einheitsstaates tagte im Rathaus, die Regierung (das Direktorium) im Haus zum Schlossgarten. Aarau wurde damit zur ersten Hauptstadt der Schweiz. Dieser Status war nur von kurzer Dauer. Es fehlte an Infrastruktur, und ab September 1798 war Luzern die neue Hauptstadt der Helvetischen Republik und Sitz von Parlament und Direktorium.

Doch die revolutionären Ideale von 1798 wichen auch in Aarau bald der Realität der französischen Besatzung und des unerwünschten Einheitsstaates. Überall in dieser Republik kam es zu (bewaffneten) Aufständen, und 1803 griff Napoleon persönlich ein.

Er löste die Helvetische Republik auf und stellte mit der Mediationsakte (Acte de Médiation) den alten Kantonsverband wieder her. Es wurden sechs neue Kantone geschaffen, darunter der Kanton Aargau (mit dem Fricktal).

Aarau wurde die Hauptstadt des neuen Kantons. Wie andere Kantonshauptstädte, die im Grunde genommen Dörfer sind, zum Beispiel in den Kantonen Schwyz, Glarus, in den beiden Appenzeller Kantonen, in Obwalden und Nidwalden, ist auch Aarau eine Metropole auf Mikroebene so wie Basel, die Hauptstadt des Kantons Basel-Stadt, eine kosmopolitische multikulturelle Metropole mit dem Lebensrhythmus eines Dorfes ist.

(Quelle und weitere Informationen A. Lüthi, Aarau, Historisches Lexikon der Schweiz, 25.11.2016; Gemeinde Aarau)

Impressionen van Aarau

   

Das Stadtmuseum

Das Aargauer Kunsthaus

Blumen für die Kunst im Aargauer Kunsthaus

Vom 5. bis 10 März 2024 feiert das Aargauer Kunsthaus zum 10. Mal mit der beliebten Publikumsausstellung «Blumen für die Kunst» den Frühlingsbeginn. Im März sind draussen meist keine blühende Blumen zu sehen.

Zusammen mit dem Kunstverein Flowers to Arts präsentiert das Kunsthaus die Ausstellung «Blumen für die Kunst», die den Frühling nach Aarau bringt.  Bereits zum zehnten Mal lassen sich Floristen und Floristinnen von Kunstwerken aus der Sammlung des Aargauer Kunsthauses inspirieren und geben ihnen eine florale Antwort.

Hans Ernst Brühlmann, Mädchen auf dem Hügel., 1907. Florist Massimo Bundi

Arnold Böcklin, Bergschloss mit Kriegerzug, 1871. Florist: Rémy Jaggi

Blumen für die Kunst spannt einen Bogen zwischen Floristik und Kunst und sorgt für überraschende Blickwinkel in der Betrachtung der 14 Sammlungswerke.

(Quelle und weitere Informationen: Das Aargauer Kunsthaus)

Otto Morach, Fabrikumbau, 1916. Floristin: Angela Kaspar