Mir rede au Elsassisch, Leymen und Hagenthal-le-Bas

In der Schweiz gibt es eine Karikatur, die den sogenannten Röstigraben symbolisiert. Auf der deutschen Seite der Saane steht ein Schild mit der Aufschrift: „Hier wird gearbeitet“; auf der französischen Seite der Sarine steht das Schild: „Ici on parle français“. Auf beiden Seiten des Flusses gibt es jedoch identische Häuser, identisch gekleidete Menschen, die Rösti essen, kurz und gut, sie sind Schweizer.

Die elsässischen und alemannischen Sprachen  

Dieses Bild kommt einem beim Schild der Gemeinde Leymen im Elsass, im Departement Haut-Rhin (Frankreich) in den Sinn: „Mir rede au Elsassisch“  Dieser alte alemannische Dialekt war die Sprache der Region des Oberrheins. Durch die politische Entwicklung geriet sie in den Hintergrund, doch in den letzten Jahrzehnten wurde sie wieder gepflegt.

Während Jahrhunderten konnten sich die Bewohner des Dorfes Rodersdorf (Kanton Solothurn) mit den Bewohnern der französischen Dörfer Leymen, Biederthal und Hagental-Le-Bas und Hagental-Le-Haut in diesem Dialekt verständigen.

Grenz-Kultur-Weg

Der Weg zwischen diesen französischen und schweizerischen Dörfern ist also ein Grenz-Kultur-Weg. Die ‘schweizerisch-französische’ Burg Landskron ist fast immer sichtbar und die Waggis aus dem Elsass sind in Basel gut integriert! (Woke gab es damals zum Glück noch nicht. Ein Waggi ist eine alte elsässische Karikatur eines Bauern).

Hagenthal-Le-Haut, Waggis im Restaurant.

Die Juralandschaft

Ebenfalls in dieser schönen Juralandschaft befinden sich die Quellen des Birsig und des Strängenbachs. Der Strängenbach mündet in den Birsig und der Birsig fliesst durch das Elsass und die Kantone Solothurn und Basel-Landschaft und mündet bei Basel im Kanton Basel-Stadt in den Rhein.

Der Strängenbach

Die geteilte Geschichte und die Trennung

Die Geschichte dieser Dörfer ist eng mit den Dynastien der benachbarten Schweizer Kantone und der Habsburger verbunden. Die Grafen von Thierstein, Ferrette, das Geschlecht von Eptingen (siehe Schloss) und die bereits erwähnte Familie Reich von Reichenstein waren die wichtigsten Bewohner. 1648 erwarb Frankreich das Gebiet.

Hagenthal-Le-Haut

Eine grosse jüdische Gemeinde

Die Dörfer Hagenthal-le-Bas und Hagenthal-Le-Haut (Elsass) hatten im 18. Jahrhundert eine grosse jüdische Gemeinde. Der jüdische Friedhof in Hagenthal-le-Bas ist  gut erhalten, während derjenige in Hagenthal-Le-Haut fast verschwunden ist.

Der jüdische Friedhof in Hagenthal-le-Bas

Im Jahr 1784 zählte Hagenthal-le-Bas 356 jüdische Einwohner, Hagenthal-Le-Haut 271. Die jüdische Gemeinschaft bildete fast die Hälfte der Einwohner dieser Dörfer. Nach dem Ersten Weltkrieg (d. h. nicht wegen der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg) waren diese Gemeinden verschwunden. Nur die Synagoge Hagenthal-le-Bas in der Rue de la Synagogue erinnert noch an ihre Anwesenheit. Die jüdischen Einwohner von Hagenthal-le-Haut hatten das Dorf bereits vor dem Ersten Weltkrieg verlassen. Die Synagoge wurde 1903 zerstört.

Der Grund für diese Flucht war die Verfolgung durch die lokale Bevölkerung. Im Jahr 1789, dem Jahr der Französischen Revolution, fand das erste Pogrom statt. Viele der jüdischen Einwohner von Hagenthal-le-Bas und Hagenthal-le-Haut flohen nach Basel. Im Jahr 1848, einem weiteren revolutionären Jahr in Frankreich, fand ein weiteres Pogrom in dieser Region statt.

Leymen

Das Dorf Leymen im Elsass liegt an der Grenze zum Kanton Solothurn. Eine deutsch-französische Sprachgrenze trennt heute diese Gebiete, in denen bis 1918 der alemannische Dialekt die gemeinsam gesprochene Sprache war.

Die Zollstation gibt es jedoch nicht mehr und die Tramverbindung Dornach-Arlesheim-Basel-Leymen-Rodersdorf ist die internationalste und interkantonalste Tramverbindung der Welt.

Lange Zeit gehörte Leymen nacheinander zum Fürstbistum Basel, zur Grafschaft Ferrette und um 1455 zur Herrschaft des Reichs von Reichenstein. Seit 1648 ist Leymen französisches Territorium.

Auf dem Gebiet der Gemeinde Leymen befindet sich nicht nur die berühmte Burg Landskron. Das Dorf beherbergt auch zwei Kapellen. La chapelle des Âmes de purgatoire (Kapelle der Seelen des Fegefeuers) wurde 1928 gebaut, um den Pilgern auf dem Weg von und nach Mariastein einen Zwischenhalt zu ermöglichen.

Kapelle Heiligenbrunnen

Die Kapelle der Heiligenbrunnen ist viel älter und wurde der Legende nach im achten Jahrhundert von englischen oder irischen Wandermönchen gebaut. Wie der Name schon sagt, fand ein Mönch an diesem Ort eine Wasserquelle, wo er einen Mann von seiner Blindheit heilte. Jährlich findet am 1. Mai eine Prozession zu Ehren der Heiligen Walburga statt. Die heutige Kapelle stammt aus dem Jahr 1682.

(Quelle und weitere Informationen: Office de Tourisme du Sundgau)

Leymen

Rodersdorf

Korrektorin: Petra Ehrismann

Die Kunstdependancen der Würth-Gruppe in der Schweiz

Die Geschichte der Würth-Gruppe beginnt 1945 in Künzelsau, einer Kleinstadt in Hohenlohe (Baden-Württemberg). In diesem Jahr gründete Adolf Würth (1909-1954) die Firma Adolf Würth GmbH & Co. KG, die sein Sohn Reinhold Würth (*1935) 1954 übernahm.

Die Internationalisierung der Würth-Gruppe wurde vorangetrieben. Bereits Anfang der 1960er Jahre wurden die ersten europäischen Gesellschaften gegründet, darunter auch in der Schweiz und Österreich.

Über viele Jahrzehnte entwickelte sich der Schraubengrosshandel zum weltweit grössten Unternehmen für Montage- und Befestigungstechnik und zur Würth-Gruppe. Heute ist das Unternehmen mit Niederlassungen auf fünf Kontinenten vertreten.

Die Schlossmühle war das erste Firmengebäude der Firma Würth im Jahr 1945. Bildnachweis: Würth Archiv

Ein Konzern mit einem Faible für Gesellschaft, Kunst und Kultur

Das Besondere an diesem Unternehmen ist jedoch sein Engagement auf dem Gebiet des Sozialen und der Kultur im weitesten Sinne,  in den Bereichen Bildende Kunst, Literatur, Sport, Musik und Theater.

Prof. Dr. h.c. mult. Reinhold Würth. Bildnachweis: Würth Archiv

Prof. Dr. h.c. mult. Reinhold Würth, derzeit Vorsitzender des Stiftungsaufsichtsrats der Würth-Gruppe, und seine Frau Carmen Würth (*1937) gründeten 1987 die “Stiftung Würth”. Die Stiftung fördert Projekte in den Bereichen Kunst, Kultur, Soziales und Bildung, Lehre und Forschung, Integration und Sport.

Carmen Würth. Bildnachweis: Würth Archiv

Schon Jahrzehnte zuvor zeigten  Reinhold und Carmen Würth grosses  Interesse für soziale Fragen sowie  für Kunst und Kultur. Um 1970 begannen sie Kunst zu sammeln. Heute umfasst die Sammlung Würth rund 20 000 Kunstwerke aus über 500 Jahre Kunstgeschichte vom späten Mittelalter bis zur Moderne und Gegenwart – vor allem Malerei und Skulptur.

Bei freiem Eintritt werden die Werke regelmässig in den 15 Museen, Kunstdependancen oder Kunstkabinetten gezeigt, die das Unternehmen europaweit unterhält. Die Sammlung Würth präsentiert ihre Werke ausserdem als Leihgaben in Ausstellungen anderer Museen und Institutionen.

Museum Würth 2 in Künzelsau. Bildnachweis: Würth Archiv

Die Museen, Foren oder Kunstdependancen der Würth-Gruppe

Das Museum Würth in Künzelsau öffnete 1991 seine Pforten, gefolgt von der Kunsthalle Würth in 2001 und der Johanniterkirche mit den Alten Meistern in Schwäbisch Hall im Jahre 2008. Das Museum Würth 2 in Künzelsau entstand 2020 und ist integriert in das Kultur- und Kongresszentrum “Carmen Würth Forum”.

Die Museumsaktivitäten reichen weit über die Region des Gründungsunternehmens hinaus. Seit 1999 hat die Würth-Gruppe Kunstdependancen in Dänemark, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Norwegen, Österreich, Spanien und der Schweiz gegründet.

Forum Würth Arlesheim. Bildnachweis: Würth Archiv

Die Drei Kunstdependancen in der Schweiz

Dieser Artikel konzentriert sich insbesondere auf die drei Niederlassungen in der Schweiz, in Rorschach (Kanton St. Gallen), Chur (Kanton Graubünden) und Arlesheim (Kanton Basel-Landschaft).

Er basiert auf einem schriftlichen Interview mit  Frau C. Sylvia Weber, Geschäftsbereichsleiterin Kunst und Kultur in der Würth-Gruppe, freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Myriam Rüegsegger (Leiterin Forum Würth Arlesheim).

Damit erfährt die Beziehung zwischen der Schweiz, dem Land mit der weltweit höchsten Museumsdichte (im Verhältnis zur Einwohnerzahl) und dem multinationalen Konzern mit den meisten Museen in Europa die wohlverdiente Aufmerksamkeit.

Forum Würth Rorschach. Foto: TES

 Interview mit C. Sylvia Weber, Geschäftsbereichsleiterin Kunst und Kultur in der Würth-Gruppe

  • In einem kleinen Land wie der Schweiz gibt es drei Würth-Foren oder Kunstdependancen (in Arlesheim, Chur und Rorschach). Damit ist die Schweiz führend in Europa, abgesehen von den Museen und Institutionen in Deutschland. Gab es einen besonderen Grund, drei Foren in der Schweiz zu eröffnen? Ist ein Forum immer mit einem Firmengebäude verbunden oder gibt es auch alleinstehende Foren?

Hintergrund und Ausgangslage, ein Forum für die Kunst der firmeneigenen Sammlung an verschiedenen europäischen Standorten der Würth-Gruppe einzurichten, waren zum einen jeweils bauliche Erweiterungen oder Neubauten im administrativen oder logistischen Bereich, die die Gesellschaften realisierten.

Dem Beispiel des Museum Würth in Künzelsau am Hauptsitz des Unternehmens in Baden-Württemberg folgend, das 1991 integriert in das Verwaltungsgebäude entstand, wurden so von 1999 bis 2013 zehn Kunstkabinette bzw. Ausstellungsorte in Europa eröffnet, sei es baulich integriert oder alleinstehend, doch immer in unmittelbarer räumlicher Verbindung zum Unternehmen. Denn die Kunstausstellungen adressieren sich ebenso an die Mitarbeitenden bei Würth wie an ein breites, öffentliches Publikum. Überall wird der freie Eintritt gepflegt.

Die Entstehung der Würth-Foren in Chur, Arlesheim und Rorschach im Zeitraum 2002 bis 2013 folgt somit einer Dynamik und Lebendigkeit innerhalb des Unternehmens.

Sodann ist die Sammlung Würth, die der Unternehmer Reinhold Würth seit rund 60 Jahren aufbaut und die heute über 20.000 Werke verfügt, was sie zu einer der bedeutendsten Privatsammlungen der Gegenwart macht, eine immer fruchtbarere Basis geworden, Ausstellungen über Deutschland hinaus zu ermöglichen.

Einblick in den Skulpturenpark des Forums Würth Chur beim Firmengebäude der Würth International AG. Bildnachweis: Würth Archiv 

  • Würth hat eine grosse Kunstsammlung. Haben die Kunstdependancen in der Schweiz auch eine Sammlung oder gibt es nur Wechselausstellungen ?

Die Schweizer Foren verfügen in Arlesheim und Chur über einen eigenen Bestand an Skulpturen, die im Außenbereich der Firmengebäude öffentlich zu sehen sind. Dazu zählen bedeutende Werke von Niki de Saint Phalle, Jean Tinguely, Bernhard Luginbühl oder Not Vital. Ansonsten finden wechselnde Ausstellungen auf Basis der in Künzelsau am Unternehmenssitz zentral verwalteten Sammlung Würth statt.

  • Wer bestimmt das Thema, den Inhalt und das Konzept der Ausstellungen? Ist jedes Forum autonom oder hat der „Kunstbeirat“ von Würth eine entscheidende oder beratende Stimme? Schwerpunkt: Skulptur, Malerei, Grafik, Natur etc.?

Es ist Reinhold Würth, der die Sammlung seit den 1970er-Jahren parallel zu seiner erfolgreichen Unternehmertätigkeit aufgebaut hat. Bei der strategischen Ausrichtung der Sammlung und ihrer Ausstellungsaktivitäten  ist der Kunstbeirat der Würth-Gruppe beratend tätig. Die Ausstellungen selbst entstehen in Verantwortung der Direktion der Sammlung Würth zusammen mit den jeweiligen Kurator:innen.

  • Es gibt einen Skulpturenpark, Kunstreisen (zu den Würth-Museen in Deutschland), gibt es auch Kunstseminare/Unterricht?

An allen Kunststandorten besteht ein reichhaltiges Vermittlungsprogramm. Dazu gehören Führungen, Workshops, Begleitveranstaltungen für Pädagog:innen, Lesungen, Konferenzen u. v. m. Darüber hinaus gibt es den Verein Freunde der Museen Würth e. V., der besondere Angebote macht, u. a. Kunstreisen.

Forum Würth Arlesheim, Ausstellung ‚Christopher Lehmpfuhl, zwischen Pathos und Pastos‘

  • Gibt es eine Abstimmung oder Koordination zwischen den verschiedenen Museen/Dependancen Würth? Gibt es thematische Schwerpunkte?

Ausgangspunkt aller Ausstellungen bei Würth ist die Sammlung selbst. Medial ist sie auf Malerei und Skulptur fokussiert, inhaltlich vielfältig, was sich dem breit gefächerten   Interesse des leidenschaftlichen Sammlers verdankt. Aus dieser Fülle lassen sich mühelos sowohl monografische wie thematische Akzente setzen.

In unserer Ausstellungshistorie finden sich konstant Namen wie Max Ernst, Christo und Jeanne-Claude, Horst Antes, Georg Baselitz, Anselm Kiefer, Fernando Botero, David Hockney, um nur einige zu nennen.

Was den Skulpturenschwerpunkt angeht, so wären Alfred Hrdlicka, Anthony Caro, Eduardo Chillida oder Tony Cragg hinzuzufügen. Bei den Themen greifen die Präsentationen immer wieder auf wichtige gesellschaftliche wie kulturelle Topoi zurück, wie das Menschenbild oder die Pflanzenwelt.

Die Sammlung Würth mit Konstanz im Wechsel zu zeigen und zugleich ein breites Publikum für relevante Themen und künstlerisch bedeutsame Positionen zu sensibilisieren, das ist unser Ziel.

  • Sind die Ausstellungen (auch) Wanderausstellungen?

Die Konzepte, die auf Sammlungsbasis entstehen, sind dazu gedacht, an mehreren Standorten in Folge präsentiert zu werden – nicht zuletzt aus Gründen der Nachhaltigkeit.

Carl Moll, Venedig, auf der Riva Schiavoni – Blick gegen den Giardino Pubblico, um 1922, Sammlung Würth, Inv. 1879. Ausstellung ‚Wasser, Wolken, Wind ‒ Elementar- und Wetterphänomene in Werken der Sammlung Würth‘, Forum Würth Rorschach, 2023-2025

  • Wie ist die Beziehung zwischen der Kunstsammlung Würth und einer Ausstellung? Werden immer oder meistens Objekte aus dieser Sammlung gezeigt?

Alle Ausstellungen basieren auf dem Bestand und Inhalt der Sammlung Würth.

  • Hat Arlesheim einen eigenen Schwerpunkt, Chur einen besonderen und Rorschach wiederum einen andern? Gibt es eine Koordination zwischen den drei Schweizer Kunstdependancen?

Grundsätzlich sind alle Programme miteinander und aufeinander abgestimmt. Das geschieht, indem sich eine Ausstellungskoordinatorin intensiv und zentral den Ausstellungsvorhaben widmet. Über die reinen Sammlungsausstellungen hinaus wurden in den Schweizer Foren auch immer wieder Ausstellungen in Kooperationen vor Ort realisiert.

Dazu gehören beispielsweise die Ausstellungen mit Kunst von Menschen mit Beeinträchtigung – ein wichtiger Sammelschwerpunkt bei Würth. In Arlesheim geschah dies im Zusammenspiel mit der Kreativwerkstatt des Bürgerspitals in Basel, in Rorschach mit dem open art museum in St. Gallen, einer Institution für schweizerische Naive Kunst und Art Brut. Es gab die Fotoausstellung „HIDDEN – Verborgene Orte in der Schweiz“ und weitere Projekte mit lokal verorteten Themen und Künstlern und Künstler:innen.

  • Gibt es unterschiedliche Zielgruppen/Erfahrungen in Arlesheim/Chur/Rorschach?

Die jeweilige Lage spielt durchaus in die Besucherstruktur mit hinein. So strahlt Arlesheim auf Baden-Württemberg und das Elsass aus und Rorschach auf die gesamte Bodenseeregion mit Österreich und Deutschland.

  • Welche Erfahrungen machen Sie hinsichtlich der Reaktionen des Publikums, anderer Museen, der Gemeinden?

Wir vernetzen uns mit den anderen kulturellen Institutionen vor Ort. Für uns ist der schwellenlose und im Wortsinn barrierefreie Zugang zu Kunst und Kultur erklärtes Ziel. Dazu gehört der freie Eintritt ebenso wie die Ausrichtung unseres Angebots von der Ausstellung bis zur Veranstaltung.

Dieses Engagement wird von den örtlichen Gemeinden positiv aufgenommen und genutzt. Weltweit hat die Sammlung Würth seit 1989 bereits 10,4 Mio. Besuchende begrüßen können. Dank des freien Zutritts werden die Spiel“plätze“ der Sammlung Würth zu den demokratischsten Orten der Welt, um Reinhold Würth zu zitieren.

  • Die Pläne für die Zukunft ?

Wir arbeiten kontinuierlich  daran, unser Publikum immer wieder aufs Neue zu begeistern, in der Schweiz, in Deutschland ebenso wie in Norwegen, Frankreich oder Italien. Die Revitalisierung und Erweiterung der Kunsthalle Würth in Schwäbisch Hall durch das international renommierte Architekturbüro Henning Larsen München, die gerade bevorsteht, ist in diesem Sinn ein wichtiger Schritt in die Zukunft.

Herzlichen Dank für Ihren Beitrag

Korrektorin: Eva Maria Fahrni

Sammlung Würth, Alte Meister in der Johanniterkirche, Schwäbisch Hall. Foto: Bildarchiv Würth

Magden, Maisprach, Olsberg und Giebenach schreiben Geschichte

Kleine Dörfer schreiben in der Schweiz oft grosse Geschichte. Unweit von Rheinfelden (Kanton Aargau) liegen die Dörfer Magden (Kanton Aargau), Olsberg (Kanton Basel-Landschaft und Kanton Aargau) sowie Maisprach und Giebenach (Kanton Basel-Landschaft).

Die erste Erwähnung von Magden stammt aus dem Jahr 804 in einer Urkunde der Abtei St. Gallen. Die Abtei verpachtete die Siedlung mit dem (keltischen) Namen magos dunon. Die erste Erwähnung der Kirche stammt aus dem Jahr 1036. Später schenkte der Graf von Lenzburg die Kirche und ihren Besitz (für den Weinbau) dem Chorherrenstift Beromünster (Kanton Luzern).

Rheinfelden war seit dem Mittelalter der mächtige Nachbar des Dorfes. Bis 1801 herrschte Habsburg über das Fricktal, zu dem auch Magden und Rheinfelden gehörten. Ab 1803 war das Dorf Teil des Kantons Aargau. Mit rund 800 Beschäftigten und 400 Hektaren Rebfläche ist Magden auch heute noch ein wichtiger Weinproduzent.

Magden

Kloster Hortus Dei in Olsberg

In Gehdistanz zu Magden liegt das Zisterzienserkloster Hortus Dei (Garten Gottes) im Dorf Olsberg, das 1234 gegründet wurde. Im Zuge der neuen Eidgenossenschaft (1803-1813) und der Schaffung des Kantons Aargau wurde das Kloster 1805 aufgelöst. Es erhielt 1806 eine für die damalige Zeit moderne Bestimmung als ökumenische Anstalt für die Bildung von Mädchen und jungen Frauen, was damals sehr ungewöhnlich war.

Ab 1846 betrieb die Pestalozzistiftung die Anlage als Bildungsstätte für Knaben und junge Männer. Heute gehört die Anlage dem Kanton Aargau und wird für verschiedene Aktivitäten genutzt. In einem Teil des Stifts Olsberg wird ein Sonderschulheim geführt.

Olsbergs Geschichte ist so speziell wie das Dorf klein ist (heute 350 Einwohner).  In der Römerzeit befanden sich hier Villen und Bauernhöfe. Das Dorf lag in der Nähe der römischen Colonia Augusta Raurica in einem fruchtbaren Tal.

Der Violenbach

Der grössere Teil des  Dorfes nördlich des Violenbachs gehörte traditionell zum Kloster und der Stadt Rheinfelden und dem Fricktal. Die Habsburger regierten diesen Teil des Dorfes bis 1801. Seit 1803 gehört dieser Ortsteil  zum Kanton Aargau. Olsberg AG ist eine selbständige Gemeinde.

Die Stadt Basel regierte  den Dorfteil am Südufer des Violenbachs, der seit 1833  eine Gemeinde des Kantons Basel-Landschaft ist. Heute gehört Olsberg BL politisch zur Gemeinde Arisdorf

Klosterhof Iglingen

Der kleine Klosterhof von Iglingen (Kanton Aargau) wurde im Jahr 1255 gegründet. Er liegt in einem Tal zwischen Wintersingen (Kanton Basel-Landschaft) und Magden. Die 1509 geweihte Kirche fiel 1860 einem Brand zum Opfer. Nur der Chor blieb erhalten und wird seither als St. Niklauskapelle genutzt.

Der heutige Komplex besteht aus zwei Bauernhöfen. Seit 1918 verwaltet und verpachtet die Christoph Merian Stiftung die Anlagen und das Ackerland.

Maisprach, Römer, Basel und Wein

Etwa 4 Kilometer von Magden entfernt liegt das Dorf Maisprach. Die erste Erwähnung stammt aus dem Jahr 1180 mit dem Namen Meisprache und 1247 als Mesbrache. Diese Namen weisen auf einen keltischen Ursprung und eine römische Vergangenheit hin.

Es gab einen mittelalterlichen Wehrturm auf dem Sunnenberg und eine römische Villa im Dorf an der Stelle der heutigen Kirche, auf dem sogenannten ‘Hübel’. An der Friedhofsmauer befinden sich noch alte Steine (Spolien) dieser Villen.

DerSunnenberg mit dem Turm

Die Grafen von Thierstein regierten das Dorf bis 1461. In diesem Jahr erwarb die Stadt Basel das Dorf. Der Weinbau wird bereits im 14. Jahrhundert urkundlich erwähnt. Der „rote Maisperger“ war und ist ein (lokaler) Begriff. Die Kirche St. Maria wurde 1291 geweiht. Der Turm und der Chor wurden 1711 wiederaufgebaut.

Zur Zeit der Basler Sezession in den Jahren 1831-1833 sprach sich Maisprach für den Verbleib beim Kanton Basel aus und war gegen die Separation.

Maisprach

Magden (l) und Maisprach (r)

Giebenach und der Violenbach

Giebenach liegt im Bezirk Liestal (Kanton Basel-Landschaft) und der Violenbach durchquert auch dieses Dorf. Sein alter mittelalterlicher Name war „In villa Gibennacho“ oder „bi dem hofe ze Gybenach“.

Die Ursprünge des Dorfes liegen in römischen Villen und landwirtschaftlichen Anlagen. Die Ländereien waren zunächst im Besitz der Grafen von Alt-Homburg und Homburg. Im 16. Jahrhundert erwarb die Stadt Basel das Dorf und seit 1833 gehört es zum Kanton Basel-Landschaft.

Schlussfolgerung

Dieses Gebiet erlebte im Schwabenkrieg (1499), in der Reformation (um 1530) und im Dreissigjährigen Krieg (1618-1648, Plünderungen durch schwedische Truppen 1633-1636) viele Unruhen und Kriege.

Die Grenzen der Kantone, selbst wenn sie  durch ein kleines Dorf verlaufen, weisen auch auf „das Schicksal der Geschichte“ hin. Auf jeden Fall haben sie Geschichte geschrieben.

Der Magdenerbach und das Naturschutzgebiet Ängi im Magdenertal

Impressionen von Maisprach

 

Der ehemalige Stift Olsberg