Die historischen Hotels

Das Wachstum des Tourismus in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts führte in der Schweiz zum Bau vieler Luxushotels in Graubünden, im Berner Oberland, im Wallis, rund um die Seen in den Kantonen Waadt, Bern, Neuenburg, Genf, Zürich und Schwyz sowie in Städten und Gemeinden.

Winter- und Sommersportarten sowie Bade- und Kurorte standen im Mittelpunkt der Touristen, von denen viele aus dem Vereinigten Königreich, aber auch aus Deutschland, Russland, dem Habsburgerreich, den Niederlanden, Belgien und den USA kamen.

Viele dieser alten Hotels sind noch heute in ihrem alten Glanz zu bewundern, natürlich mit Anpassungen für die Gegenwart. Eines der ältesten Grand Hotels ist Les Trois Rois in Basel, gelegen am Rhein.

Andere Hotels wurden zu grossen Hotelketten zusammengeführt, aber alle strahlen immer noch das Ambiente des Fin de Siècle, das nahende Ende der Beau Monde und den Zusammenbruch des alten aristokratischen Europas der Zaren, Kaiser, Könige und ihrer Gefolgschaft aus.

Nach mehr als 150 Jahren Tourismus haben diese Hotels nichts von ihrem Charme und ihrer Attraktivität verloren.

(Quelle: U. Bauer, J. Frischknecht, Unterwegs zu historischen Hotels der Schweiz, Winterthur, 2013).

Hundert Jahre Lia Rumantscha

Die Lia Rumantscha (Rätoromanische Organisation) wurde am 26. Oktober 1919 in Chur als Dachorganisation für rätoromanische Verbände in Graubünden gegründet.

Von ihrem Hauptsitz in Chur aus unterstützt, fördert und koordiniert die Lia Rumantscha die Aktivitäten regionaler Organisationen, die sich seither mit der romanischen Sprache und Kultur befassen.

Sie führt Kampagnen zur Förderung und Erhaltung der romanischen Sprache zu Hause, am Arbeitsplatz und in der Schule, in der Kirche und im öffentlichen Leben durch, organisiert kulturelle Veranstaltungen und Medien und vertritt die romanische Gemeinschaft in den verschiedenen Bereichen des politischen und gesellschaftlichen Lebens.

Auch wurde ein Konzept einer standardisierten schriftlichen Sprache, Rumantsch Grischun, entwickelt. Diese Sprache basiert auf drei (Sursilvan, Vallader und Surmiran) rätoromanischen Dialekten und wurde nach dem Mehrheitsprinzip erstellt.

(Weitere Informationen: www.liarumantscha.ch).

Die vierte Minderheit und Ticinocentrismo

Die Schweiz ist bekannt als ein viersprachiges Land (Italienisch, Deutsch, Französisch und Romanisch). Die überwiegende Mehrheit ist deutschsprachig. Es gibt drei Minderheiten: Französisch, Italienisch und Romanisch sprechende Bürger.

Es gibt jedoch noch eine weitere Minderheit, die vierte Minderheit. Dies sind die Italienisch sprechenden Personen im Kanton Graubünden, der offiziell dreisprachig ist (Romanisch, Deutsch und Italienisch).

Auch hier sind die deutschsprachigen Einwohner in der Mehrheit (110 000). Heute hat die Romanische Sprache rund 60 000 aktive Sprecher (von 190 000 Einwohnern des Kantons) in einem Gebiet im mittleren, südlichen und südöstlichen Teil des Kantons.

Die italienische Minderheit von 20 000 Menschen ist auf vier Täler verteilt (Val Poschiavo/Puschlav, Val Bregaglia/Bergell, Val Mesolcina/Misox und Val Calanca).

Die Italienisch sprechenden Menschen in diesen Tälern verstehen sich oft als eine italienische Minderheit der italienischen Minderheit im Tessin. In der kantonalen Verwaltung dominiert die deutsche Sprache und die Romanischen und italienischen Sprachen haben im deutschsprachigen Raum keinen höhen Stellenwert.

Die italienische Interessengemeinschaft in Graubünden (Pro Grigioni Italiano) stellt fest, dass die Italienischsprachigen in Grisons im Vergleich mit Tessin auch auf Bundesebene benachteiligt sind, auch wenn sie die anderen Sprachen sprechen.

Zudem gibt es keine Solidarität zwischen den Italienisch sprechenden Menschen im Tessin (352 000 Einwohner) und Graubünden, einem Ticinocentrismo.

Darüber hinaus ist auch die Solidarität zwischen den französisch- und italienischsprachigen Ländern, la solidarité latine, begrenzt.

Diese Debatte ist aktuell in einer Zeit, in der sich der Bundesgericht mit der Frage von nur einer Fremdsprache in der Grundschule beschäftigt (zusätzlich zu Deutsch, Romanisch oder Italienisch, je nach Gemeinde, in der die Sprache gesprochen wird).

Die meisten deutschsprachigen Schulen entscheiden sich für Englisch, aber die meisten italienischsprachigen Schulen für Deutsch und nicht für Englisch.

Die Sprache ist also ein kulturelles Problem. Ein kleines Land wie die Schweiz zeigt auch aus dieser Perspektive die Grenzen der europäischen Integration.