Brienzersee. Photo/Foto: TES.

Ein Glückwunsch und Chapeau

Der Brienzersee bereitet sich auf den Schweizerischen Nationalfeiertag am 1. August 2022 vor. Analog dazu ist „Die Wiege der Eidgenossenschaft“, im Grossen Saal des Schweizer Parlaments, von Charles Giron (1859-1914) zu sehen.

Giron dachte an den Rütli, an die Wiese am Urnersee, einem Teil des Vierwaldstättersees. Die ersten drei Eidgenossen aus den Kantonen Schwyz, Uri und Unterwalden bestätigten durch einen Eid ihre Vereinbarung über die gegenseitige Unterstützung in verschiedenen Bereichen.

Ob es sich um eine Tatsache oder eine Legende handelt, ist ebenso irrelevant wie die Legenden von Wilhelm Tell, Romulus/Remus und Athena als Gründerväter/Mutter von Rom und Athen.

Wilhelm Tell Monument, Altdorf. Foto: TES.

Während des mittelalterlichen Zeitraums vom 13. und 14. Jahrhunderts, wurden oft ähnliche Verträge zwischen Städten und Gemeinden in ganz Europa geschlossen.

Das Besondere an der Schweiz ist aber, dass dieses erste Bündnis und seine Nachfolger seit Jahrhunderten bestehen und 1513 um 13 Kantone und 1848 um 25 Kantone erweitert wurden.

Bottom-up Gesellschaft

Die Schweiz ist eine bottom-up Gesellschaft. Die Realisierung des Projektes Schweiz war dabei aber kein einfacher Prozess und erstreckte sich über Jahrhunderte.

Das Land hat vier Sprachen (und eine Vielzahl von Dialekten), Kulturen und verschiedene Religionen.

Es ist bei weitem die am besten funktionierende Demokratie Europas (einschliesslich ihrer Mängel), mit der innovativsten und wettbewerbsfähigsten Industrie der Welt, der besten europäischen Universität und der besten Infrastruktur.

Mont Terri Felslabor. Foto: TES

Sie ist (relativ) gastfreundlich gegenüber Asylbewerbern (nicht weniger als 20.000 bis 30.000 wurden in den vergangenen Jahren (pro Jahr) offiziell aufgenommen), und kennt eine relativ erfolgreiche Integration.

Zudem hat sie sich seit dem neunzehnten Jahrhundert zu einem starken Exportland entwickelt. Die weltoffene Mentalität kommt auch in Wissenschaft und Kultur zum Ausdruck. Viele Museen, darunter auch die ersten ethnographischen, zeugen davon.

Auch die Geldpolitik der Schweiz ist solide, wie unter anderem der formelle Bruch mit der (illegalen) monetären Misswirtschaft der EZB zeigt.

Der  euro und der Schweizer Frank 2002-2022

Vor allem aber ist die kritische Auseinandersetzung mit der Europäischen Union Beweis des sorgfältigen Umgangs mit dem demokratischen, kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Erbe der Schweiz.

Es geht nicht um eine isolationistische, nationalistische oder gar ‚geschlossene‘ Haltung, sondern gewissenhafte und vernünftige Politik. Somit kann das Managements des Landes als besonders verantwortungsbewusst bezeichnet werden. Es liegt nun an Bürgern, Politikern und Journalisten, dieses jahrhundertealte Erbe zu wahren und nicht den falschen Propheten zu folgen.

Kompetenzen, welche an die EU gegeben werden, können nicht rückerstattet werden, auch wenn sie ihre Versprechen, (megalomanen) Ambitionen und Vereinbarungen nicht einhalten oder verwirklichen kann.

Aufgrund der strukturellen und politischen Voraussetzungen ist eine vollkommen demokratische Umsetzung der EU nicht möglich. Die wirtschaftliche, demokratische, moralische und soziale Rechnung dafür steht in den Sternen und wird vermutlich ein böses Erwachen.

Es ist wichtig sich neben aller Vorteile, auch über die Schattenseiten der Union bewusst zu sein. Die Schweiz, ihre Bürger und Unternehmen zeichnen sich gerade durch Engagement, Innovation und Demokratie aus.

Von Riom oder Scuol in Graubünden bis Môtier oder La Chaux-de-Fonds in Neuenburg schaffen Bürger, Kultur und Wirtschaft lokale Initiativen und Projekte.

In welchem anderen Land besuchen Tausende von neugierigen Bürgern Sommerkurse (d.h. keine regulären Kurse) der italienischen, französischen,deutschen oder rätoromanischen Sprache, um in anderen Landesteilen kommunizieren zu können?

Die 26 Kantone. Quelle: Les 26 cantons suisses. Foto: www.jeretiens.net

Die eigentliche Europäische Union

In mancherlei Hinsicht kann die Schweiz als eigentliche Europäische Union betrachtet werden. Dabei scheut sie jedoch nicht davor zurück die Grenzen des Machbaren aufzuzeigen.

Bei kritischer Betrachtung muss an einigen Stellen sogar festgestellt werden, dass sie häufig wie ein ausser Kontrolle geratenes Subventions- und Prestigeprojekt wirkt. Immer vorwärts Kameraden. (Ob dies der richtige Weg ist, mag zu bezweifeln sein).

Die deutsche Tageszeitung Die Welt veröffentlichte am 27. Juli 2019 einen Artikel über die Mitglieder des Europäischen Parlaments. Darin lautet es: „Kommt, wir bauen das neue Europa“, was sich sprachlich beinahe der kommunistischen Ideologie zuordnen lässt.

Die EU widerspiegelt zunehmend eine megalomane Politik mit grosse demokratischen, ökonomischen, sozialen, monetären und internationalen Konsequenzen.

Es bleibt zu hoffen, dass sich die Schweiz auch künftig um ihre Unabhängigkeit, die wunderbare und einzigartige Demokratie sowie die gastfreundliche, wettbewerbsfähige und innovative Gesellschaft bemüht.