Het Koninkrijk van Arles en omringende gebieden. Foto: Wikiwand.

Die Burgundischen Königreiche

Eines der interessantesten, aber vergessenen Königreiche der Schweiz bestand von 888 bis 1032; das Königreich Burgund, nicht zu verwechseln mit seinem Vorgänger von 443-534.

Die Burgunder

Der Ursprung der Burgunder ist die (dänische) Insel Bornholm. Von dort aus ist dieser Stamm in einem Prozess von Jahrhunderten, ähnlich wie andere germanische Stämme, in den Süden gezogen.

Um 400 liessen sich die Burgunder bei Worms nieder. Von den Römern, die damals noch das linke Rheinufer als Grenze (Limes) hatten, erhielten sie den Status eines Verbündeten (Foederatus).

Im Jahr 436 wurden sie jedoch von den Hunnen fast ganz zerstört. Die Nibelungen erinneren an die Ereignisse von 436.

Die Nibelungen. Quelle: Wikipedia

Das erste Königreich Burgund

Sie liessen sich am Genfer See nieder und integrierten sich in die gallo-römische Bevölkerung. Von 443 bis 534 existierte das Königreich Burgund. Die Abtei St. Maurice wurde in dieser Zeit gegründet (516).

Für die Westschweiz ist es besonders wichtig, dass dieser germanische Stamm die gallo-römische Sprache übernahm (die Grundlage des Französisch der Westschweiz) und nicht die germanische Sprache einführte.

Trotz des Untergangs des burgundischen Königreichs im Jahr 534 würden sich die fränkischen Eroberer weiterhin König von Burgund (Burgundiae regnum) nennen. So gross war ihr Ansehen.

Auf jeden Fall war der Burgund ein Konzept als politische Einheit, das in späteren Jahrhunderten auf verschiedene Bereiche und politische Einheiten angewendet werden sollte.

Traité de Verdun — Wikipédia

Quelle: Wikipedia

Vertrag von Verdun

In den Jahren nach 843 (Vertrag von Verdun) wurden drei politische Einheiten mit dem Namen Burgund geschaffen.

Das Herzogtum Burgund (etwa das Gebiet des heutigen Burgund in Frankreich und später das Verwaltungszentrum der berühmten Herzöge von Burgund aus dem 14. und 15. Jahrhundert), die Grafschaft Burgund (die Franche-Comté mit Besançon als Hauptstadt) und das Königreich Burgund, das sich von Genf bis zum Rhône-Delta Waadt, Jura und Basel erstreckte. Seit 879 entwickelten sich zwei Königreiche, hauptsächlich auf Schweizer Gebiet.

Das zweite Königreich Burgund

Das erste Königreich der Provence (Regnum Provinciae seu Burgundiae) mit Arles als Hauptstadt wurde 879 gegründet, im Jahr 888 gefolgt vom Königreich Jura oder Transjurane Burgund (Regnum Iurense oder Burgundia Transiurensis) mit St. Maurice als Hauptstadt.

Dieses Gebiet umfasste weitgehend die heutigen Kantone Wallis, Waadt, Neuenburg, Genf und einen Teil der französischen Gebiete Savoyen und den nördlichen Teil des Dauphiné.

Im Jahr 933 würden diese beiden Königreiche durch dynastische Heiratspolitik zu einem Königreich verschmelzen: Das Regnum Arelatensis, das Königreich Arles, eine geographische Einheit, die im Norden Basel, im Süden das Rhône-Delta, im Osten Zürich (welches  selbst nicht dazu gehörte) bis Nizza, im Westen der Fluss Sâone bis Nîmes (das sich gerade ausserhalb befand) als Grenze hat.

Es bestand eine direkte Verbindung zwischen dem Rhein und der Rhone mit den wichtigsten Handelsstädten Basel, Lyon, Genf, Arles und Marseille.

Auch in kultureller, religiöser und sprachlicher Hinsicht gab es eine Homogenität. Nicht nur das alte Königreich Burgund (443-534) war Teil dieser politischen Einheit, auch das kulturelle Erbe des karolingischen Reiches stellte eine Verbindung dar.

Der Einfluss der Abtei Cluny und die Errichtung neuer Abteien und Klöster in der heutigen Schweiz waren ebenfalls wichtige Faktoren.

Im Jahr 1032 starb der letzte König Rudolf III und das Königreich Arles wurde Teil des Heiligen Römischen Reiches oder wurde zwischen anderen Dynastien aufgeteilt.

Die burgundischen Königreiche waren jedoch für die (französischsprachige) Schweiz von grosser kultureller und politischer Bedeutung.

(Quelle: F. Demotz, L’an 888. Le Royaume de Bourgogne. Une puissance européenne au bord du Léman, Lausanne, 2012; J. Favrod, Les Burgonds. Un royaume oublié au coeur de l’Europe, Lausanne 2011).

Korrektorin: Melinda Fechner