Museum Kleines Klingental und das Glücksrad. Ausstellung Bäume in Basel. Foto/Photo: TES.

Die Natur in der Stadt

Der Wald war im Mittelalter ein Symbol für das Mysteriöse und Gefährliche. Heute gilt er als Rückzugsort, der dem Menschen reines Naturerlebnis näherbringt.

Die Lebensqualität der heutigen  Stadt steht im Bezug zu ihrer Massstäblichkeit. Erholungsflächen und die Möglichkeit zum Kontakt mit der Natur sollten demnach in zumutbarer Entfernung zur Wohnung liegen.

Als Schutz- und Gemeinschaftssymbol hat der Baum ausserdem eine soziale Funktion wie etwa bei der mittelalterlichen Gerichtslinde, beim Aufrichtebaum am Richtfest oder beim Freiheits-, Mai- oder Weihnachtsbaum.

Bern. Foto: TES.

Die Bedeutung des Stadtbaums

Die Bedeutung des Stadtbaums steht eng mit seiner Herkunft aus dem Wald in Verbindung. Daraus haben sich viele Mythen entwickelt, denn unser Leben ist ohne Bäume nicht möglich.

Die Ausstellung, die dem Baum im Kontext von  tausend Jahren Basler Stadtgeschichte gewidmet ist, bringt dies zum Ausdruck. In den unterschiedlichen Phasen der Stadtentwicklung steht der Baum als Mittel der Stadtverschönerung, als Ausdruck des Zeitgeists und als Gestaltungsform in Grünanlagen im Zentrum.

In welchen anderen Städten referiert die Stadtgärtnerei über die Philosophie ? Es zeugt von einem grossen Respekt vor der Natur.

Stadtgärtnerei Basel, Sommer 2021. Foto TES

Erst Umnutzungen von Friedhöfen und das Schleifen der Stadtmauern im 19. Jahrhundert verbinden die Idee städtischer Grünanlagen mit der architektonischen Aussage neuer Städteplanung, die heute unter den Vorzeichen problematischer Klimaerwärmung steht.

Die Ausstellung Bäume in Basel – Das Grün im urbanen Wandel macht die geschichtliche Entwicklung der Natur beziehungsweise der Flora in der Stadt bis in die heutige Zeit erlebbar.

Die Beziehung zwischen Holz, Bäumen und der Stadt ist auch im Museum omnipräsent. Das alte spätromanische Glücksrad des Basler  Münsters ist aus Eichenholz gefertigt. Das Holz ist datiert auf die 1220er Jahre.

Die alte Universität und der bonatische Garten. Foto: TES

Alter der Botanik

Im geistig-kulturellen Aufbruch zu Beginn der Neuzeit (um 1500) verändert sich das Erscheinungsbild der Stadt. Gelehrte und Unternehmer mit internationalen Beziehungen fördern den Wandel Basels in eine bedeutende Stadt. Die Erforschung von Botanik war noch eng mit Belangen der Pharmakologie, der Medizin und des Gartenbaus verbunden und drückt sich 1460 in der Gründung der Basler Universität aus.

Befördert durch den aufkommenden Buchdruck und die berühmte Qualität des Papiers aus ihren Papiermühlen (siehe auch: www.papiermuseum.ch) wurde die Stadt zu einer der führenden Gelehrten-Städte Europas.

Basel als humanistische Stadt der Gelehrten und der Kaufleute hat auch die europäische Botanik geprägt.

Renaissance

Frühe Privatgärten entstehen nach italienischen Vorbildern. Die Lust auf frische Luft in den Landschaften vor den Stadttoren führt zu ersten Hofgütern und Sommersitzen bis nach Riehen. In den diversen Phasen der Stadtentwicklung wird der Baum schon früh als Mittel zur Stadtverschönerung erkannt.

Barock und Rokoko

Ab Mitte des 18. Jahrhunderts zeigen die Barock-Landgüter (die Villa Merian und der Wenkenhof zum Beispiel) vor der Stadt die goldene Zeit der Basler Baukultur. Sie sind Ausdruck eines neuen Gestaltungswillens mit Elementen der Natur und lassen in den Gärten Übergänge zum Rokoko und zum Stil des Englischen Landschaftsgartens erkennen.

Angetrieben durch philosophische Fragen um Fortschritt, Kultur und Kunst bilden sich gegen Ende des 18. Jahrhunderts viele neue Facetten der Beziehung zwischen Mensch und Natur im 19. Jahrhundert heraus.

Basels Wohn- und Gartenkultur wird im 18. und 19. Jahrhundert von neuen Baumimporten, wie auch von blütenreichen Topfpflanzen geprägt. Eine neue Gartenbegeisterung, Blumendekor im Haus und die Gartenstile der Zeit vom Barock über das Rokoko bis zu den romantischen Anlagen im Anglo-Chinois-Stil in herrschaftlichen Privatgärten legen die Grundlagen für spätere öffentliche Grünräume. Gleichzeitig drängen stadthygienische Probleme auf neue Lösungen.

Die neue räumliche Ordnung 

Nicht nur eröffnen freiwerdende Begräbnisflächen die Möglichkeit für erste städtische Grünanlagen, auch schaffen Promenadenanlagen entlang der ehemaligen Stadtmauern die Voraussetzung für eine neue räumliche Ordnung in der Stadt.

Basel. der Rheinufer. Foto: TES

Umwidmungen und Nutzungsänderungen von nicht bebauten Flächen prägen den Übergang ins 20. Jahrhundert. Stadtbäume und Haine erinnern noch heute an ihre einstige Bedeutung in kirchlichen Institutionen. Basel richtet sich im Zeichen von Fortschritt und Bevölkerungszunahme städtebaulich neu aus.

Die Gartenstadt

Um 1898 regen andere Vorstellungen zum Umdenken in der Stadtplanung an, wodurch auch in Basel das Bedürfnis nach mehr privatem Grün, Haus und Familiengärten zunimmt. Die Idee der Gartenstadt wird in der Schweiz erstmalig 1912 in Münchenstein umgesetzt.

Die Moderne Stadt

Heute sind Parks und Grünanlagen oft mit Kunstwerken und Spielplatzbauten bereichert. Seit jeher ist der Baum Gegenstand künstlerischer Gestaltung. Die Stadtentwicklung spiegelt mit neu ausgewiesenen Grünflächen und 27 000 von der Stadtgärtnerei gepflegten Bäumen ein erwachtes Umweltbewusstsein wider.

Das Motto: ein gesunder Baum bedeutet eine gesunde Stadt.

(Quelle und weitere Informationen: www.mkk.ch).

Korrektorin: Petra Ehrisman

Die Kastanienbäume op de Münsterplatz.