Hauterive, Le Latenium. Foto/Photo: TES Hauterive, le Laténium. Photo/Foto; TES

Das Laténium und die keltische Kultur

Im September 2023 wurde im Neuenburgersee eine wichtige Entdeckung gemacht. In der Nähe von Grandson (Kanton Waadt) wurde im See einen Pram aus Eichenstämmen gefunden, das etwa 2 500 Jahre alt ist und aus der Eisenzeit (900-100 v. Chr.) stammt. Damals lebten keltische Stämme in dieser Region.

Der Pram wurde zwischen 750 und 520 v. Chr. aus einem etwa 12,30 Meter langen und einen Meter breiten Eichenstamm gefertigt. Diese Art von Boot wurde hauptsächlich für den Transport von Waren und Personen oder für den Fischfang verwendet. Es handelt sich um einen der grössten in der Schweiz gefundenen Prams.

Auf der anderen Seite des Neuenburger Sees mit dem Mont Vully und zu seiner Linken La Tène

Die keltische Kultur

Ein Fischer entdeckte 1857 an der Mündung der Zihl (Thielle) in den See bei La Tène den Fundort von Pfahlbauten und zahlreichen Gegenständen aus der Jungen Eisenzeit (500-100 v. Chr.).

Die Pfahlbauten und die keltische Kultur und Gesellschaft sind das Thema mehrerer (Freilicht-)Museen, Forschungsinstitute. Es gibt aktuelle Ausgrabungen, insbesondere in Deutschland, Slowenien, Italien, Österreich, Frankreich und in der Schweiz. Über 100 Stätten wurden 2011 von der UNESCO als Weltkulturerbe eingetragen.

Klimawandel und Erwärmung gab es schon damals. Der Pegel des Neuenburger-, Bieler- und Murtensees schwankte in den vergangenen Jahrtausenden.

Diese Seen (heute auch Drei-Seen-Land/Lac des Trois Lacs genannt) stiegen nach 1 000 v. Chr. um mehrere Meter an, und die Pfahlbauten wurden aufgegeben. Da sie unter Wasser lagen, blieben das Holz und die Gegenstände gut erhalten.

Die keltische Kultur war um 1860 bereits bekannt, allerdings meist aus einer früheren Zeit. Sie breitete sich aus von Britannien bis zur heutigen Ukraine. Eine Interpretation dieser europäischen keltischen Kultur ist die Hallstattzeit (850-500 v. Chr.), benannt nach das Dorf Hallstatt in Österreich. Der sensationelle Fund von La Tène ist der Namensgeber für die Latènekultur (500-100 v. Chr.).

Auguste Bachelin (1830-1890), La Tène, 1878. Sammlung Laténium

Im Drei-Seen-Land hat vor allem die Zeit nach der Juragewässerkorrektur von 1868-1891 die Forschung beschleunigt. Diese „Korrektur“ senkte den Wasserspiegel der Seen um etwa drei Meter. Immer mehr Pfahlbauten und Gegenstände entlang der Seeufer kamen an die Oberfläche.

Die Funde von La Tène wurden bereits 1874 geschätzt für ihre Besonderheit. Der 1865 in Neuenburg gegründete Internationale Kongress für Prähistorische Anthropologie und Archäologie/ Le Congrès international d’anthropologie et d’archéologie préhistoriques beschloss in jenem Jahr, La Tène als Bezeichnung für die keltische Kultur der jungen Eisenzeit zu wählen, wobei Hallstatt damals die vorangehende Zeit (850-500 v. Chr.) bezeichnete.

La Tène 

 Laténium

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts begannen die vom Kanton Neuenburg und dem Bund organisierten und finanzierten Ausgrabungen. Die Société d’histoire et d’archéologie koordinierte diese Aktivitäten von 1907-1917 in La Tène.

Ausgrabungen 1907-1917. Sammlung: Laténium

Der Name Laténium ist aus den Wörtern ‘La Tène’ und ‘Museum’ zusammengesetzt.  Das Laténium umfasst das Museum, den Archäologiepark, die Kantonsarchäologie und das Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Neuchâtel.

Die Dauerausstellung zeigt auch andere Epochen: die Neanderthaler (100 000-40 000 v. Chr.), das Magdalénien und das Mesolithikum (13 000-5 500 v. Chr.), das Neolithikum und die Bronzezeit (5 500-800 v. Chr.), die Eisenzeit (800 -15. v. Chr.), die römische Zeit (15 v. Chr. – 476 n. Chr.), das Frühmittelalter und die Renaissance (476 -1 600). Sie entfaltet sich um eine grosse Sammlung objekte und (digitale) Informationen.

Der 20 Meter lange gallo-römische Lastkahn ist das grösste Exponat und Unterwasserobjekt des Museums. Die Nachbildung einer Unterwasserausgrabung in Originalgrösse veranschaulicht die angewandten Grabungsmethoden. In einem Minilabor werden die Besucher mit den Konservierungstechnieken von nassen Hölzern vertraut gemacht.

Der Park zeigt Bauwerke, Fundstätte und Landschaften aus 15 000 Jahren Ortsgeschichte. Die vielen im Museum ausgestellten Stücke werden im Park durch Nachbildungen ergänzt: eine Rekonstruktion eines Wohnhauses aus der späten Bronzezeit, eines Grabhügels (Tumulus), eines Pfahlfeldes, eines gallo-römischen Lastkahns und einer keltischen Holzbrücke. Ausserdem gibt es im Park viele Originalexponate (u.a. Schalenstein, Dolmen, Menhir, Brunnen und eine Wasserleitung).

Rekonstruktion einer keltischen Brücke

Rekonstruktion eines Wohnhauses und Prams

Dolmen aus der Zeit um 3000 v. Chr., 1876 bei Auvernier/Colombier am Seeufer ausgegraben. Ein Dolmen wurde auch in Laufen (Kanton Basel-Landschaft) gefunden. 

Rekonstruktion der Jagd

Menhir

Gesichter von Vorfahren des Gebietes. Sammlung Laténium

Im Jahre 1984 wurde ein neolitisches Dorf gefunden. Das Dorf bestand aus sechs Häusern und aus vielen kleineren Bauten. Es wurde um 3 800 v. Chr. bewohnt. Die heute in den Boden neu eingelassenen Holzpfähle befinden sich genau an den Stellen, an denen die prähistorischen Hölzer standen.

(Quelle und weitere Informationen: Laténium; Marc-Antoine Kaeser, Erinneringsort La Tène. Zu den Ursprüngen der keltischen  Archäologie/ La Tène lieu de mémoire. Aux origines de l’archéologie celtique, Hauterive, 2022)

Korrektorin: Petra Ehrismann

Modell eines keltischen Oppidum