Laupen und die Burg. Foto/Photo: TES

Laupen, eine schweizerische Geschichte

Die Schweiz hat nicht nur eine interessante Geschichte, sondern sie wird auch sorgfältig gepflegt. Nicht nur von verschiedenen Organisationen auf nationaler oder kantonaler Ebene, sondern meist auch durch lokale Initiativen. Jede Reise führt zu einer oder mehreren interessanten kulturhistorischen Begegnungen.

Kleine Städte oder Dörfer haben zum Beispiel oft eine grosse Vergangenheit, sei es als langjährige souveräne Republik, als kleinste Bischofsstadt oder Äbtestadt oder als bedeutende mittelalterliche Festungsstadt.

Die Stadt Laupen (Kanton Bern) ist die Geschichte der Schweiz im Kleinen. Schon die Römer benutzten die Strasse bei Laupen, um die Flüsse Saane und Sense zu überqueren. Sie war eine wichtige Verbindungsstrasse zwischen der bedeutenden römischen Stadt Aventicum (dem heutigen Avenches) und der alten keltischen Siedlung auf der Engehalbinsel bei Bern.

Nach dem Abzug der Römer (im frühen 5. Jahrhundert) bewohnten Alemannen und romanisierte Kelten (Gallo-Romanen) das Gebiet. Nach den Merowingern und dem Karolingerreich herrschten von 888 bis 1032 die Burgunder über das Gebiet.

Der Burgunderkönig Rudolf II. (880-937) errichtete auf dem Hügel wegen seiner strategischen Lage an der Strasse und der Brücke über die Saane und die Sense die erste Festung. Daraus entwickelte sich im 12. Jahrhundert eine Burg.

Auf die Burgunder folgte eine Periode aufeinanderfolgender Herrscher. König Rudolf I. von Habsburg (1218-1291) verlieh der Siedlung am Fusse der Burg 1275 Stadtrechte und den Status einer freien Stadt (Reichsunmittelbarkeit).

Die Einwohnerzahl war in diesem Jahrhundert zwar gering (250), aber die strategische Bedeutung und das Prestige waren umso grösser. Laupen hatte den gleichen Status wie das nahe gelegene, viel grössere Bern, Solothurn, Basel, Freiburg oder Murten.

Johann Ludwig Nöthiger (1719-1782), Schloss und Stadt Laupen, 1744. Sammlung: Zentralbibliothek Zürich

Lokale und europäische Herrscher hatten ein Interesse daran, sie zu erwerben, und die Burg wechselte oft den Besitzer (die Herzöge von Zähringen und die Habsburger, die Grafen von Kyburg und Savoyen, die Herren von Grandson und Thurn waren für kurze oder längere Zeit Besitzer).

Doch 1324 tat Bern das, was es am besten konnte: Die Stadt kaufte die Herrschaft Laupen und machte sie zur Vogtei. Andere Herrscher waren weniger begeistert und ein breites Bündnis (Freiburg, Habsburg, Kyburg, die Bistümer Basel, Lausanne und Sitten) erklärte Bern 1339 den Krieg.

Bern wurde jedoch von Solothurn und den Orten der Innerschweiz unterstützt und gewann den Laupenkrieg unter der Führung von Rudolf von Erlach (1299-1360).

Bern, Denkmal für Rudolf von Erlach (1299-1360)

Schloss und Stadt gewannen in den folgenden Jahrhunderten zunehmend an Attraktivität. Die Burg wurde zur Residenz des Landvogts von Bern (mit Rittersaal und anderen Merkmalen einer zeitgenössischen Residenz).

Die Stadt hatte drei Türme, Stadtmauern, Plätze und Stadtpaläste. In der Altstadt sind noch mehrere Gebäude aus dem 13. und 14. Jahrhundert erhalten, und der mittelalterliche Stadtkern ist noch weitgehend intakt.

Mit dem Bau der neuen Holzbrücken bei Gümmenen und Neuenegg im 15. Jahrhundert sank jedoch die wirtschaftliche und strategische Bedeutung der Stadt. Auch die Flüsse überschwemmten die Region regelmässig.

Viele Einwohner und  Einwohnerinnen wanderten aus. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts blühte die Stadt wieder auf. Das Schlossmuseum zeigt diese faszinierende Geschichte.

(Quelle und weitere Informationen: Gemeinde Laupen)

Korrektorin: Giuanna Egger-Maissen

Impressionen von Laupen

   

 Aussichtspunkt auf die Burg