Mendrisio, Teatro dell' architetttura. Foto/Photo: TES

Mendrisio und seine Geschichte und Karwoche

Die Geschichte bis Napoleon (1798-1813)

Die Liguren, Etrusker und Kelten (ab 400 v. Chr.) bewohnten einst das Gebiet des heutigen Kantons Tessin. Nach der Eroberung Norditaliens, der heutigen Lombardei und des Tessins, durch die Römer begann nach 60 v. Chr. die Romanisierung dieser Region mit der Ankunft tausender römischer Bürger. Como (Novum Comum, gegründet 59 v. Chr.) war zu dieser Zeit die wichtigste Stadt.

Stabio (abgeleitet von stabulum, Stall) war der wichtigste Ort im Südtessin. Mendrisio war schon damals ein Ort von einiger Grösse, wie eine Marmor Inschrift von Publio Valerio Dromon, einem Mitglied der lokalen Verwaltung und des Decurionum (Verwaltungselite einer Stadt), bezeugt. Der römische Name ist jedoch nicht bekannt.

Nach dem Untergang des Römischen Reiches um 476 n. Chr. eroberten die Langobarden Norditalien und das Tessin. Der Name Mendrisio tauchte in dieser Zeit erstmals unter dem Namen Mendrici auf.

Karl der Grosse (748-814) besiegte die Langobarden im Jahr 774 und eroberte die Region. Mit dem Vertrag von Verdun (843) fiel Mendrisio unter das Mittelreich von Karl dem Kahlen (823-877).

Nach einer unbeständigen Zeit herrschten die Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Kaiser Friedrich I., besser bekannt als Barbarossa (1122-1190), ordnete sein Reich neu. Ab 1170 regierte das Erzbistum Como über Mendrisio.

Die Situation blieb nicht lange stabil. Das Herzogtum Mailand taucht im 13. Jahrhundert auf der italienischen Bühne auf. Die Herzöge von Visconti waren 1485 die Herrscher über das Tessin und Mendrisio. Sie konnten ihre Macht aber nicht lange geniessen, denn 1513 eroberten die Eidgenossen das Tessin.

Die Niederlage der Eidgenossen bei Marignano im Jahr 1515 führte 1516 zum Frieden von Freiburg. Die Eidgenossenschaft verzichtete auf eine Expansion in der Lombardei, aber das Tessin und Mendrisio (ab 1521) wurden als Territorien der Eidgenossenschaft anerkannt (ebenso wie Chiavenna, Bormio und Veltlina).

1861-1945

Von da an war das Tessin ein Untertanengebiet, eine Baliaggio, die von den Vögten der Kantone der Eidgenossenschaft verwaltet wurde. Die Vogte  blieben nur zwei Jahre im Amt, um ihren Stellvertretern Platz zu machen. Mendrisio blieb bis 1798 eine kleine Stadt an einer wichtigen Handelsroute ohne militärische oder politische Kämpfe.

Dies änderte sich 1798 mit der Eroberung der Lombardei und der Schweizerischen Eidgenossenschaft durch Napoleon (1769-1821). Napoleon gründete in der Lombardei die Cisalpinische Republik. Napoleon schloss Bormio, Veltlina und Chiavenna dieser Republik an.

Die Einwohner des Tessins und von Mendrisio wehrten sich jedoch und wollten „essere costantemente Liberi e Svizzeri“. Napoleon respektierte dies, und nach der Helvetischen Republik (1798-1803) wurde 1803 der Kanton Tessin in die neue Eidgenossenschaft (1803-1813) aufgenommen. Mendrisio wurde eine unabhängige Gemeinde, und die Bürger wählten am 22. April 1803 den ersten Gemeinderat und die Gemeindeverwaltung.

Mendrisio, Habsburg und das Risorgimento

Viele Einwohner von Mendrisio und dem Tessin waren eng in den italienischen Aufstand von 1859-1861 eingebunden. Eine Mehrheit unterstützte diesen Aufstand, der von Giuseppe Garibaldi (1807-1882), Giuseppe Mazzini (1805-1872) und Camillo Benso di Cavour (1810-1861) angeführt wurde.

Vor allem die Schliessung der Grenzen zwischen der Lombardei und dem Tessin im Jahr 1853 führte zu bösem Blut im Tessin und insbesondere in Mendrisio. Der Handel brach zusammen und viele Tessiner arbeiteten damals noch als Grenzgänger in der Lombardei!

1861-1945

Der Erste Weltkrieg (1914-1918) führte auch in Medrisio zu Armut, aber es bewies keine grosse Sympathie für Italien und dessen Krieg (1915-1918) gegen Österreich. Dies zeigte sich auch in der Zwischenkriegszeit. „Essere costantemente Liberi e Svizzeri“ war auch in dieser Zeit des italienischen Irredentisimo das Motto einer grossen Mehrheit der Bewohner. Sie wollten keinen „Anschluss“ an Italien.

Der Zweite Weltkrieg (1939-1945) führte in der neutralen Schweiz und im Tessin nicht zu politischer Instabilität. Armut und Mangel nahmen jedoch in allen Gebieten zu.

L’Accademia di architettura in Mendrisio

Ab 1945  

Nach 1945 wurde Mendrisio zu einer Stadt der italienischen Grenzgänger. Industrie, Handel, Dienstleistungen, Wissenschaft und Forschung blühten auf. Einer der Höhepunkte war 1997 die Eröffnung der Fakultät für Architektur der Universität der italienischen Schweiz und später des Theaters für Architektur. Der Architekt Mario Botta spielte dabei eine initiierende Rolle.

Die St. Cosma und St. Damiano Kirche

Die Prozessionen der Karwoche

Ein religiös-kultureller Höhepunkt sind die jährlichen Prozessionen (Processioni Della Settimana Santa Mendrisio) in der Karwoche. Die Prozessionen ziehen durch die Altstadt von der Kirche, die der Heiligen Cosma und Damiano geweiht ist, zur Kapuzinerkirche. Verschiedene Merkmale dieses religiösen Festes ähneln der Basler Fasnacht auf der anderen Seite der Schweiz.

(Quelle und weitere Informationen: Gemeente Mendrisio)

Informationen: Gemeinde Mendrisio. Bilder: TES

Die Kapuzinerkirche

Impressionen von der Prozession

Informationen: Gemeinde Mendrisio. Bilder: TES