Vier Schlösser für Exilanten

Was haben das Schloss Arenenberg (Salenstein, Kanton Thurgau), das Schloss Wartegg (Rorschacherberg, Kanton St. Gallen), das Schloss Coppet und das Schloss Prangins (Kanton Waadt)  gemeinsam? Diese vier Schlösser waren Zufluchtsorte für Monarchen im Exil oder für Exilanten ihrer Regimes. 

Schloss Coppet in der gleichnamigen Gemeinde war während der napoleonischen Herrschaft (1799-1813) lange Zeit der Verbannungsort von Madame de Stäel (1766-1817) und ihrem Gefolge. 

Schloss Arenenberg war ab 1817 die Residenz von Hortense de Beauharnais (1783-1837) und ihrem Sohn Louis-Napoleon (1808-1873), französischer Kaiser von 1851-1871. Hortense war die Frau von Louis Bonaparte (1778-1846), König von Holland (1806-1810).

Schloss Prangins war von 1814-1827 Eigentum und zeitweise Wohnsitz von Joseph Bonaparte (1768-1844), König von Spanien (1808-1813).

Schloss Wartegg

Das Schloss Wartegg war 1789 das Ziel geflüchteter französischer Aristokraten, darunter Marquis de Bombelles (1744-1822). Louise von Bourbon-Parma (1819-1864), Herzogin und Regentin von Parma, kaufte das Schloss 1859 nach dem italienischen Risorgimento. Auf der anderen Seite des Bodensees baute der Grossherzog der Toskana Ferdinand IV. (1835-1908) in Lindau nach dem Risorgimento seine Villa.

Zita (1892-1989), die Enkelin der Herzogin, heiratete 1911 Erzherzog Karl I. von Österreich (1887-1922), den letzten Kaiser von Österreich (1916-1918). Die kaiserliche Familie bewohnte das Schloss für einige Monate, nachdem sie Wien 1919 verlassen hatte. Der Bruder von Karl lebte übrigens von 1919 bis 1934 in Basel. 

Kurze Geschichte

Schloss Wartegg wurde 1557 von Kaspar Blarer von Wartensee (1524-1585) erbaut, der in den Diensten des Bischofs von Konstanz stand. Er bewohnte das Schloss Wartensee, das sich ebenfalls in Rorschacherberg befindet und zwei Jahrhunderte älter ist. Rorschacherberg hat zwei weitere Schlösser: Schloss St. Anna stammt aus dem 12. Jahrhundert, Schloss Wiggen wurde 1573 erbaut.

Die territorialen Interessen der Abtei St. Gallen und des Bistums Konstanz, die Lage am Bodensee und die Strasse von St. Gallen nach Konstanz waren der Grund für diese Burgendichte in einem Dorf mit wenigen hundert Einwohnern.

Auch ein anderer Bewohner der Wartegg ist für die Schweizer Geschichte von Bedeutung. Sebastian Peregrin Zwyer von Evibach (1597-1661) bewohnte das Schloss um 1650. Zusammen mit Rudolf Wettstein (1594-1666, Bürgermeister von Basel) war er 1648 der wichtigste Verhandlungsführer der Eidgenossenschaft. Am Ende des Dreissigjährigen Krieges (1618-1648) erreichte der Westfälische Friede die (faktische) Unabhängigkeit und die Anerkennung der Eidgenossenschaft der 13 Kantone als souveräner Staat.

Aus architektonischer Sicht legte Louise von Bourbon jedoch in den Jahren 1860-1864 den Grundstein für die heutige Pracht der Anlage und des Englischen Gartens. Die Familie de Bourbon-Parma verkaufte das Schloss im Jahr 1924. Heute ist das Schloss ein Hotel-Restaurant und ein Ort für kulturelle Veranstaltungen.

Korrektorin: Petra Ehrismann

Der englische Komponist Robert Lucas Pearsall (1795-1856) kaufte 1842 das Schloss und lebte dort bis zu seinem Tod