Stiftsbezirk und Klosterkirche St. Gallen. Foto/Photo: TES.

Die Abtei und Stadt St. Gallen

Die Abtei St. Gallen wurde im Jahr 719 gegründet. Die Geschichte begann mit der Legende des heiligen irischen Mönchs Gallus (um 550-620), der an diesem Ort im Jahr 620 gestorben war. Die erste Kapelle stand auch auf diesem Platz. Hier wurde 2009 ein Steinsarkophag aus dem 7. Jahrhundert geborgen.

Die Steinach in St. Georgen. Der Legende nach wanderte Gallus 612 von Arbon aus die Steinach entlang. Er fiel dort in den Busch, wo heute die Galluskapelle liegt. Für ihn war das ein göttliches Zeichen. Beim Ort Steinach fliesst die Steinach in den Bodensee.

St. Otmar (689-759) gründete 719 das Kloster und bald liessen sich in der Nachbarschaft, am heutigen Gallusplatz, Händler, Beamte und Handwerker nieder. Sie legten den Grundstein für die Stadt St. Gallen.

Der Klosterhof. Denkmal für den Heiligen Otmar, 759-1959

Die Gallus-Kapelle

Der Gallusplatz

Die stadt

Die Abtei wurde immer mächtiger in der Karolingerzeit und war eine Reichsabtei mit einem Fürstabt im Heiligen Römischen Reich. Ab dem 15. Jahrhundert nahmen die Spannungen zwischen den Bürgern der Stadt und der Abtei zu.

Im Zuge der Reformation wechselte die Stadt um 1530 zum anderen Glauben. Die Abtei blieb bestehen, war aber von der protestantischen Stadt durch eine Mauer isoliert (eine Art Berliner Mauer (1961-1989) avant la lettre).

Für den Zutritt der Mönche in die Stadt galten strenge Regeln. In den Jahren 1755-1761 wurde die alte romanische Klosterkirche St. Gallus und Otmar vollständig im Barockstil umgebaut.

Nach der Gründung des Kantons St. Gallen in der neuen Schweizerischen Konföderation im Jahr 1803 wurde das Kloster 1805 vom Kanton aufgehoben. Nach 1805 liess der Kanton mehrere Regierungsgebäude auf dem Areal errichten. Seit 1848 ist der Komplex Bischofsresidenz des Bistums St. Gallen.

Das Kloster, die Bibliothek und das Archiv wurden 1983 als Kulturgüter in die Liste der UNESCO aufgenommen. Ausschlaggebend für die Wahl war die Verbindung der barocken Klosteranlage aus dem 18. Jahrhundert mit einer ins 8. Jahrhundert zurückreichenden Tradition. Die Bibliothek ist eine der ältesten und reichsten der Welt.

Das „Corona-Buch“. Während der Corona-Epidemie schrieben 1 000 Besucher die Bibel in ihrer Handschrift um.

(Quelle und weitere Informationen:E. Tremp, J. Huber, K. Schmuki, Stiftsbibliothek St. Gallen, St. Gallen, 2007;  www.stiftsbezirk.ch).

Korrektorin: Eva Maria Fahrni

Impressionen der Abtei, Kirche und Bibliothek

 

Zwei Gallus Reliken

Der Eingang zur Abteibibliothek mit der Aufschrift (frei übersetzt) „Balsam für die Seele“.

Der Notker Globus (2022), der nach dem oben genannten Text einer Handschrift aus dem Jahr 1050 erstellt wurde. Das Bemerkenswerte daran ist die runde Erde, Jahrhunderte vor Gallilei!

De Zeichen des Himmels, rond 450, das älteste Manuskript der Bibliothek

Der St. Galler Globus, 1576. Replik. Der Globus zeigt die Erde und den Himmel (Sterne und Planeten) nach dem damaligen Wissensstand. Das Original befindet sich im Landesmuseum in Zürich. Im Zweiten Villmergerkrieg (1712) plünderte das protestantische Zürich die Abtei und der St. Galler Globus war Kriegsbeute.  In den 1990er Jahren forderte der Kanton St. Gallen die Rückgabe des Originals. Der Kompromiss ist die von Zürich finanzierte Replik. Diese Fragen spielen sich auch zwischen schweizerischen Kantonen ab!

Der St. Galler Globus, 1576. Landesmuseum Zürich