Rheineck und der Alte Rhein. Im Hintergrund der Bodensee. Foto/Photo: TES

Die Grandeur des Alten Rheins und Rheineck

Die Schaffung des Alten Rheins war das Ergebnis der Internationalen Rheinregulierung (IRR) zwischen der Schweiz und der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn im Jahr 1892.

Der Alte Rhein bei Rheineck

Dieser Vertrag ist immer noch in Kraft und hat zum Ziel, Hochwasser im Rheingebiet von St.Gallen (Schweiz) und Vorarlberg (Österreich) zu verhindern. Das Büro der IRR befindet sich noch immer in St.Margrethen (Kanton St.Gallen).

Es kam regelmässig zu Überschwemmungen, und der Bau von Dämmen auf beiden Seiten des Rheins, d.h. an der österreichischen, liechtensteinischen und schweizerischen Grenze, reichte nicht aus. Der Bau von zwei Seitenkanälen, dem Werdenberger Kanal und dem Rheintaler Binnenkanal, verhinderte weitere Überschwemmungen ebenfalls nicht.

Bild: Tschubby/Wikipedia

Obwohl diese Kanäle das Wasser von Dutzenden von Bächen aufnahmen, wurde das Rheingebiet fast alle drei Jahre von Sargans bis zum Bodensee teilweise überflutet.

Im Jahr 1906 war die erste Kanalisierung des Rheins abgeschlossen. Bei St.Margrethen wurde der Rhein rund 8 Kilometer nach rechts umgelenkt. Dies hatte zur Folge, dass die Stadt Höchst (Vorarlberg) seitdem links vom Rheinufer liegt.

Die umgekehrte Situation ergibt sich bei Diepoldsau (Kanton St.Gallen), das seitdem durch eine spätere Kanalisierung auf der rechten Rheinseite liegt. Zusammen mit dem grössten Teil des Kantons Schaffhausen. einem kleinen Teil des Kantons Zürich sowie den Gemeinden Riehen und Bettingen und Kleinbasel in der Stadt Basel (Kanton Basel-Stadt) ist es das einzige rechtsrheinische Gebiet der Schweiz.

Diesem Eingriff verdankt der Alte Rhein seine Existenz, und er blieb die Grenze zwischen Österreich und der Schweiz. Der Alte Rhein mündet immer noch in den Bodensee, obwohl er viel von seiner Grandeur verloren hat.

Dennoch bietet das Ufer noch immer den Anblick eines goldenen Zeitalters. Die Stadt Rheineck (Kanton St.Gallen) war jahrhundertelang eine Lager- und Transportstadt, von Chur flussabwärts via Rheineck über den Bodensee nach Schaffhausen und flussaufwärts von Rheineck nach Feldkirch und Hohenems.

Unbekannte Künstler. Rheineck um 1 700, links Holzflösse, ein Fischerboot und rechts Bodensee-Lastschiff unter Segel. Bild: Gemeinde Rheineck

Unbekannte Künstler, Gaissau (Vorarlberg) von Rheineck aus gesehen, um 1750. Transport flussaufwärts mit Pferd. Auch die viel stärkeren Ochse wurden eingesetzt. Bild: Gemeinde Rheineck.

Ab 1291 war der Rhein eine sogenannte Freie Reichsstrasse, die für die Schifffahrt frei zugänglich war (abgesehen von den Zollgebühren). Von Chur aus fuhren jährlich 400 bis manchmal 1.200 Holzflösse mit Waren aus Italien nach Rheineck und transportierten u.a. Wein, Textilien, Häute und Reis. Ein Floss bestand aus 14-18 Stämmen. Somit flösste man bis zu 20.000 Bäume im Jahr nach Rheineck, wo das Holz verkauft wurde. Auf Schiffen treidelte man vor allem süddeutsches Korn flussaufwärts.

Die Stadt hatte seit 1276 Stadtrechte und war bis zur Rheinregulierung sogar der höchstgelegene Rheinhafen mit einem Schiffslände. Bis Rheineck ist der Alten Rhein heute schiffbar.

Die Burgruine, die Kirche, mehrere monumentale Kaufmannshäuser und Gemälde zeugen von dieser Blütezeit. Salz aus Salzburg und die Nord-Süd-Route waren die Grundlage für Handel und Wohlstand.

Wurfgeschosse, gefunden bei Grabungen auf dem Grund der ehemaligen Burg Rheineck 

Wenn die Prognosen der Klimaforscher stimmen, wird der Rhein in etwa 100 Jahren ungefähr die Wassermenge des heutigen Alten Rheins haben. Vielleicht ein Trost für diesen einst mächtigen Fluss und heutigen Nebenfluss des Rheins, der seit 1906 in den Bodensee in Österreich mündet und ab St.Margrethen kein Grenzfluss mehr ist.

 

Die St. Jakobskirche (1512),  renoviert im Jahr 1722 

Rheineck, der Löwenhof (1746)

(Quelle: Bureau Internationale Rheinregulierung und Gemeinde Rheineck).

Korrektorin: Petra Ehrismann