Basel. Die Pauluskische. Foto/Photo: TES

Die Pauluskirche, St. Antoniuskirche und Badische Bahnhof in Basel

Innerhalb von 50 Jahren stieg die Einwohnerzahl Basels von 30 000 im Jahr 1850 auf über 100 000 um 1900. Die Stadt erweiterte und plante Quartiere für verschiedene Zielgruppen. Mietshäuser für Arbeiter, Häuser mit Geschäftsräumen für die Mittelschicht und exklusive Wohnhäuser für Wohlhabende.

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Gebiet um die Pauluskirche für das wohlhabende Bürgertum angelegt. Es gab keine Villen, sondern grosse Häuser mit Gärten. In diesem neuen Viertel sollte es auch ein evangelisch-reformiertes Zentrum geben, die Pauluskirche.

Die Architekten Karl Moser (1860-1936) und Robert Curiel (1859-1925) wurden beauftragt. Mehrere lokale Künstler haben die Glasfenster, Skulpturen, Dekorationen und andere Reliefs gestaltet. Sie sieht fast aus wie ein Kloster!

Der Bau der Kirche wurde 1901 abgeschlossen. Das erste Bemerkenswerte ist die religiöse Skulptur von Menschen in dieser evangelischen Kirche. Die romanische, gotische und jugendstilähnliche Dekoration und der Zentralbau sind ebenfalls etwas Besonderes.

Dies sind typisch katholische Merkmale. Auch das grosse gotische Fenster erinnert an eine katholische Kirche. Die üppigen Jugendstilfiguren und -motive entsprechen dem Zeitgeist, sind aber für einen Sakralbau der damaligen Zeit bemerkenswert.

Das Ergebnis war jedoch ein klarer Stil, in den richtigen Proportionen, massvoll und subtil. Die Kirche war so beliebt, dass sich mehrere Häuser in der unmittelbaren Umgebung ihrem Baustil anpassten. Fünfundzwanzig Jahre später fand in Dornach in der Nähe des Goetheanum eine ähnliche Entwicklung statt, nur in viel grösserem Massstab und im Art Déco Stil.

Seit 2019 hat die St.-Paulus-Kirche keine religiöse Funktion mehr und seit 2021 ist sie offiziell ein Kulturzentrum, das aufgrund seiner guten Akustik und seiner besonderen Architektur auch für musikalische Aufführungen genutzt wird. 

Die gelungene Architektur und Dekoration sowie die prominente Lage prägen noch heute das Bild dieses Viertels, daher der Name Paulusviertel. Es ist klar, was die Architekten der umliegenden Häuser inspiriert hat. 

Jedenfalls ist es im 20. Jahrhundert nicht oft vorgekommen, dass ein religiöses Gebäude für die Architektur und den Stil eines Wohnviertels tonangebend gewesen ist. Das mag nicht ausgereicht haben, um Gläubige zu begeistern, aber religiös inspirierte Gesänge sind dort noch häufig zu hören.

Er war denn auch kein konventioneller Architekt. Er baute 1927 eine völlig andere katholische Kirche!

Karl Moser, die Antoniuskirche, erbaut 1927.  Die erste Kirche in der Schweiz aus Beton. Die Glasfenster sind von Hans Stocker (1896-1983) und Otto Staiger (1894-1967), die Skulptuur von Max Uehlinger (1894-1981).

Karl Moser, und wieder etwas ganz anderes. Badischer Bahnhof Basel, 1913, und Carl Burckhardt (1878-1923), die Brunnengruppe ‚Rhein und Wiese‘, 1921.

Quelle und weitere Informationen: Kulturkirche Paulus

Korrektorin: Petra Ehrismann