Der Reuss nahe Bremgarten. Foto/Photo: TES.

Die Reuss, Habsburg und Wildleben

Die Reuss ist ein rund 160 Kilometer langer Fluss mit zwei Quellen: dem Gotthardpass und dem Furkapass. Er ist zwar nicht der längste Fluss der Schweiz, aber er hat einen respektablen Rekord.

Sie fliesst zum Beispiel durch die Schöllenenschlucht. Bis ins 13. Jahrhundert war diese Schlucht ein unüberwindbares Hindernis für die Überquerung des Gotthards.

Doch für die Urner war kein Hindernis zu gross. Um 1230 wurden Brücken errichtet, eine technische Meisterleistung der damaligen Zeit. Der Handel (und die Eroberung) italienischer Gebiete auf der anderen Seite des Gotthards begann.

Habsburg, damals formaler Herrscher dieses Gebietes, zeigte infolgedessen grosses Interesse an dieser unwirtlichen Region. Dies führte zu Niederlagen gegen die ersten Eidgenossen in den Jahren 1315 und 1386. 

Die Reuss mündet bei Flüelen in den Vierwaldstättersee und fliesst in der Nähe der Stadt Luzern wieder aus. Auch Luzern lag im Einflussbereich der Habsburger. Der Italienhandel, der Wohlstand und die militärischen Erfolge der jungen Eidgenossenschaft führten dazu, dass die Stadt 1332 diesem Bündnis beitrat. Die Reuss und der Vierwaldstättersee waren zu wichtigen Handelswegen geworden.

Der Fluss setzte seinen Lauf in Richtung Norden im  Aargau fort. Auch dieses Gebiet gehörte bis 1415 zu Habsburg. In diesem Jahr eroberten es die Eidgenossen und regierten den Aargau als Untertanengebiet in Gemeiner Herrschaft von acht Kantonen (Uri, Luzern, Zürich, Bern, Zug, Schwyz, Unterwalden, Glarus).

Die schönen mittelalterlichen Städtchen Bremgarten und Mellingen sowie die Klöster (z.B. bei Hermetschwil und Bremgarten) zeugen noch heute von dieser habsburgischen Vergangenheit. Das alte Stadttor von Mellingen z.B. trägt das Wappen dieser acht Kantone, mit dem Doppeladler von Habsburg in der Mitte.

Obwohl die Eidgenossenschaft bereits im 15. Jahrhundert ein unabhängiges Bündnis souveräner Kantone (Orte) war, wurde der Kaiser von Habsburg weiterhin formell anerkannt. Denn in dieser zutiefst religiösen Zeit war es Blasphemie, einen von Gott ernannten und gesalbten oder gekrönten Herrscher zu stürzen. Aus diesem Grund hat die Republik der Sieben Vereinigten Provinzen König Philipp II. in der Union von Utrecht (1581) formell anerkannt.

Die Reuss kümmert sich nicht um diese Entwicklungen und mündet bei Windisch (Kanton Aargau) in die Aare. Ein Spaziergang zwischen Mellingen und Bremgarten entlang der Reuss führt nicht nur in diese habsburgische und eidgenössische Vergangenheit, sondern auch in die Gegenwart schöner Naturgebiete.

Die Reussebene ist ein Naturschutzgebiet von nationaler Bedeutung und als solches im Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler (BLN), L’Inventaire fédéral des paysages, sites et monuments naturels (IFP) enthalten. Er reicht bis zur Mündung in Windisch.

Zu Recht, wie unter anderem das Eichenwaldreservat Emaus, die Rüsshalde Stetten, der Foort Eggenwil, der Flachsee bei Unterlockhofen und Rottenschwil und die Moor- und Waldgebiete zeigen.

Biber und Eisvögel begleiten die Wanderer entlang der Reuss. Entlang der gesamten Strecke sind Bäume zu sehen, die von Bibern gefällt wurden. Schilfbeete mit Schwärmen von Wasservögeln haben sogar ein niederländisches Flair.

An manchen Stellen kann sich der Wanderer sogar in der kanadischen Wildnis oder in den Rocky Mountains wähnen.

Eine weitere Empfehlung für diese Wanderung ist der geringe Höhenunterschied zwischen Mellingen und Bremgarten. Nur in Mellingen muss man einen steilen Hügel überwinden, danach ist es eine flache Etappe.

Der Schweizer Alpen-Club (SAC)

Der Schweizer Alpen-Club (SAC) organisiert regelmässig Wanderungen in diesem Gebiet (und anderswo im Land).

Obwohl der Name anderes vermuten lässt, organisiert der SAC nicht nur Skitouren, Bergsteigen und andere Sportarten im Hochgebirge und in den Alpen, sondern auch (Wander-)Aktivitäten in anderen Regionen.

(Quelle und weitere Informationen: www.sac-cas.ch).

Korrektur: Melinda Fechner