Hans Holbein der Jüngere (1497-1543), Erasmus, 1523. Sammlung: Kunstmuseum Basel. Foto/Photo: TES

Erasmus und Basel

Desiderius Erasmus (1466-1536) verbrachte zehn  Jahre in vier verschiedenen Perioden (1514-1516, 1521-1529, 1535-1536) in Basel. Wie viele seiner Zeitgenossen führte der Humanist und Gelehrte ein Wanderleben.

Hans Holbein der J. (1498-1543) kümmerte sich für den Froben-Verlag von Johannes Froben (1460-1527) um die künstlerische Gestaltung der  Bücher und damit auch der Werke von Erasmus. Sein Sohn Hieronymus Froben (1501-1563) übernahm 1527 das Geschäft. Dieser war ebenfalls mit Erasmus befreundet.

Die Elite der Künstler, Gelehrten, Studenten, Händler, Mönche und geistlichen und weltlichen (aristokratischen) Herrscher war im Mittelalter und bis ins neunzehnte Jahrhundert viel europäischer als heute..

Sie lasen die gleichen Bücher, hörten die gleiche Musik, hatten den gleichen kulturellen Hintergrund und die gleiche (universitäre) Ausbildung. Sie schrieben und sprachen miteinander lateinisch (und später auch französisch).

Auch Matrosen, Handwerker, Söldner und Lohnempfänger liessen sich oft über weite Strecken nieder. Der Aufstieg des Nationalstaates im neunzehnten Jahrhundert würde diese Einstellung und Mentalität grundlegend verändern.

Erasmus fühlte sich in einem Umfeld des Lernens, des Humanismus und der (relativen) Toleranz sowie der Präsenz von Druckern und Verlegern zu Hause in Basel.

Basel war in dieser Zeit das europäische Zentrum des Humanismus und des Lernens, sowie des Verlags- und Druckwesens. Das Schweizerische Museum für Papier, Schrift und Druck (die Basler Papiermühle) im St. Alban ist ein kulturelles Erbe aus der Blütezeit dieser Industrie.

Basel mit Rhein, Münster und Ort der alten Universität (1460)

Viele der Werke von Erasmus wurden in Basel geschrieben und gedruckt. Auch seine griechische Übersetzung des Neuen Testaments wurde 1516 von seinem Freund und Drucker/Verleger Johannes Froben (1460-1527) in Basel veröffentlicht.

Als tolerante Humanist  geriet Erasmus während der Reformation in Konflikt mit Martin Luther (1486-1543). Erasmus wollte die Kirche durch eine Diskussion von innen heraus reformieren und nicht durch eine gewaltsame Revolution gegen die etablierte Macht (die Kirche). Ab 1516 lebte und arbeitete er im katholischen Leuven und in Brüssel.

Er wollte aber nicht Partei ergreifen und liess sich deshalb wieder in Basel nieder. Erasmus wollte in keiner ausgesprochen katholischen Stadt mehr wohnen und in keiner reformierten. So suchte er Zuflucht in Basel.

Lucas Cranach der Ältere (1472-1553), Martin Luther, 1528. Sammlung: Lutherhaus Wittenberg

Basel war für viele Jahre die Stadt seiner Wahl. Sie ist im Mittelpunkt Europas gelegen, still und vornehm, mit sauberen Strassen, ohne Fürsten, sondern (relativ) demokratisch und ein souveräner Kanton der Eidgenossenschaft seit 1501.

Sammlung: Historisches Museum Basel

Basel war der Ruhepunkt seines Lebens. Hier hat er länger gelebt als an irgendeinem anderen Ort, und diese Namen haben sich miteinander verbunden: Seitdem kann man sich Erasmus nicht mehr ohne Basel und Basel nicht ohne Erasmus denken.

Hier hat Erasmus viele seiner schönsten Geschriften geschrieben. Wenn die geistige Welt Europas damals nach ihrem geistlichen Führer blickt, so sieht sie nach der alten kaiserlichen und königlichen Stadt am Rhein hinüber.

Im Jahre 1529 übersiedelt er in das stillere und kleinere Freiburg im. Breisgau (Baden) hinüber, weil auch Basel zu reformiert wird und er will nirgends Partei nehmen. 1535 war der Rückkehr in Basel und am 11. Juli 1536 starb er dort.

Der katholische Erasmus wurde im reformierten Münster begraben, in der Nähe seines letzten Wohnsitzes im Haus zum Luft an der Bäumleingasse, dem Haus seines Freundes Hieronymus Froben.

Quelle: Stefan Zweig. Triumph und Tragik des Erasmus von Rotterdam, 2021, Frankfurt am Main.

Korrektorin: Giuanna Egger-Maissen

Basel, Haus zum Lufft

Das Münster

Der Münsterplatz