Neuchâtel, Palace of the Prussian King. Photo: TES.

Die Stadt, das Fürstentum und der Kanton Neuenburg

Über die Besiedlung der Stadt Neuenburg bis zum Jahr 1000 ist nicht viel bekannt. Die ersten Grafen von Neuenburg gehen auf das „zweite“ Königreich von Burgund (888-1032) zurück. Der letzte König Rudolf III. (970-1032) liess auf dem Felsen eine Burg errichten, der Anfang des heutigen Neuchâtel (neue Burg). In den Jahren 1185-1190 folgte das Stift, la Collégiale.

Les Galeries de l’histoire de Neuchâtel. 

Die Dynastie der Grafen von Neuchâtel starb 1395 aus. Bis 1504 regierten nacheinander die deutschen Familien Freiburg und Hochberg die Grafschaft.

Die französische (königliche und katholische) Familie d’Orléans-Longueville erwarb die Grafschaft im Jahr 1504 nach dem Aussterben dieser deutschen Dynastien. Die Grafschaft wurde ein Fürstentum.

Die Bürgerinnen und Bürger suchten jedoch die Annäherung an die 13 Kantone der Eidgenossenschaft, wie man am Schloss sehen kann. Diese Annäherung ging so weit, dass die Kantone das Fürstentum mehrere Jahre lang (1512-1529) verwalteten. Man kann hier von einer “Besatzung” mit dem Einverständnis der Einwohner sprechen!

Im Jahr 1530 wurde Neuenburg protestantisch. Guillaume Farel war die treibende Kraft. Dies hatte Auswirkungen auf die Zukunft des Fürstentums. Die Dynastie d’Orléans-Longueville starb 1706 aus. Die Neuenburger Stände (les Trois États) wollten einen protestantischen Prinzen, der zudem weit weg residierte.

Es gab mehrere Prätendenten, darunter den katholischen französischen König. Die Wahl wurde von religiösen und geopolitischen Motiven bestimmt. Berlin war viel weiter weg als Paris. Zudem war Neuenburg seit den „Besatzungsjahren“ 1512-1529 eng mit der Eidgenossenschaft verbündet.

Schliess erwarb der (protestantische) preussische König der Hohenzollern-Dynastie, Friedrich Wilhelm I (1688-1740),  1707 das Fürstentum Neuenburg. Er blieb (formell) bis 1857 Fürst von Neuenburg.

Rathaus

Die französische Ära (1798-1813) führte zu einem kurzen französischen Intermezzo im Jahr 1806. Der französische Marschall Alexandre Berthier (1753-1815) war von 1806 bis 1813 Fürst von Neuenburg. Nach der Niederlage Napoleons und dem Abzug der Franzosen kam der preussische König 1814 (formell) wieder an die Macht.

Das Monument 1814-1848

1815 trat Neuenburg als Kanton der Eidgenossenschaft bei und blieb ein Fürstentum des preussischen Königs. Diese Situation endete 1857, als König Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861) formell auf seine Rechte verzichtete, nachdem 1848 die Confoederatio Helvetica von 22 Kantonen, darunter auch Neuenburg, gegründet worden war und die Industriestädte Le Locle und La Chaux-de-Fonds einen erfolgreichen Aufstand gegen die royalistische Aristokratie der Stadt Neuenburg geführt hatten.

Der erste Aufstand im europäischen Revolutionsjahr 1830 war im Gegensatz zu den Veränderungen in anderen Kantonen (z.B. die Teilung Basel-Stadt und Basel-Landschaft und die Regeneration mit einer modernen Verfassung in 11 Kantonen) nicht erfolgreich gewesen.

Der letzte Monarch verschwand 1857 aus der Schweiz. Viele Stadtpaläste erinnern jedoch noch an die jahrhundertealte französische, deutsche und preussische Zeit.

In der Folgezeit entwickelte sich die Stadt zu einem Industrie- und Handelszentrum, u. a. für die Uhrenindustrie, den Tourismus, den Handel und z. B. die Kakaoverarbeitung. Suchard war der erste multinationale Schokoladenhersteller!

Das rasche Bevölkerungswachstum und die Stadtentwicklung sind in den Galeries de l’histoire gut dokumentiert.

Heute ist die Stadt mit ihrer Universität und ihrem mittelalterlichen Zentrum die drittgrösste Stadt der Romandie oder der Westschweiz und liegt wunderschön am Fusse des Juras am Neuenburgersee.

Swiss Center for Electronics and Microtechnology

Le pavillion Hirsch

Die Rivalität zwischen dem industriell geprägten La Chaux-de-Fonds und dem „aristokratischen“ Neuenburg ist jedoch mit diesem „le Bas et le Haut du Canton“, den tief- und hochgelegenen Gebieten des Kantons, nicht verschwunden (La Chaux-de-Fonds, le Haut Jura, ist mit fast 1 000 Metern die höchstgelegene Stadt der Schweiz).

Korrektorin: Eva Maria Fahrni

Rudern, lac de Neuchâtel Fotos: Gaetano Mileti

L’Hôtel DuPeyrou

Le Jardin anglais und das Casino de Neuchâtel

Neuenburg, Bulgari