Maienfeld. Photo/Foto: TES

Maienfeld, Heididorf und die Walser

Man geht so leicht an ihnen vorbei, an all den schönen Dörfern, Städten und der Natur in der Schweiz. Manche Orte weisen eine bekannte Touristenattraktion auf oder eine andere Besonderheit, die einen Halt nahelegt, wie Maienfeld (Kanton Graubünden), am Fusse des Heididorfes.

Die Schriftstellerin Johanna Spyri (1827-1901) schuf Heidi und ihr Heididorf 1881. Heidi, wer kennt sie nicht? Wer aber kennt Maienfeld? Schon in der Römerzeit war es ein bedeutender Ort mit dem Namen Magia und als solcher auf der Peutinger-Karte verzeichnet.

Danach war der Ort während Jahrhunderten Sitz der wichtigsten Familien der Region und der Bischöfe des Bistums Chur. Dieses Bistum war eines der ersten und bedeutendsten nördlich der Alpen und erstreckte sich bis nach Vintschau (Südtirol in Italien), Vorarlberg (Österreich) und zum Bodensee (Deutschland).

Von 1510-1798 war Maienfeld ein Untertanengebiet des Freistaats der Drei Bünde. Dann folgten die französische Invasion und die Helvetische Republik (1798-1803). Seit 1803 ist die Stadt eine Gemeinde im Kanton Graubünden. Bis zum 16. Jahrhundert war Romanisch die gesprochene Sprache und die Stadt hiess Maiavilla. Die Germanisierung folgte bald darauf.

Bild: Die Ernennung des letzten Vogtes erfolgte im Jahr 1797.

Bereits im 11. oder 12. Jahrhundert erhielt Maienfeld vom Kaiser des Heiligen Römischen Reiches die Stadtrechte. Diese Stadtrechte weisen auf die wichtige politische und wirtschaftliche Rolle des Ortes hin.

Die erste Burg wurde im 10. Jahrhundert von den Grafen von Bregenz erbaut. Weitere Besitzer waren die Grafen von Tübingen, die Freiherren von Vaz, die Freiherren von Aspermont (die im 13. Jahrhundert das heutige Schloss errichteten) und die Grafen von Toggenburg. Die Freiherren von Brandis erwarben das Schloss 1438 und seither heisst es Schloss Brandis. Heute befindet es sich in Privatbesitz und wird als Restaurant betrieben.

Schloss Brandis, die alte Stadt- und Klostermauer und die Luzikirche (siehe auch das Luzikloster in Chur)

Die Bruder Klausen Kapelle in der protestantischen Stadt Maienfeld

Der berühmte „Waltensburger Meister“ malte eines seiner gotischen Wandgemälde auf die Burgmauern. Im mittelalterlichen Ortskern verdienen das Rathaus, die Amanduskirche (11. Jahrhundert), die Luzikirche (1457) und mehrere Klostergebäude besondere Aufmerksamkeit. Maienfeld besass kein eigenes Kloster, aber das Kloster Churwalden (Hinterrhein) verfügte über einige Gebäude und einen Klosterhof in der Stadt.

Der Klostertorkel

Der „Klostertorkel“ erinnert an diese Zeit. Ein Torkel ist ein Ort, an dem Trauben gepresst und Wein von Mönchen gelagert wurde. Die Reformation in den 1520er-Jahren bedeutete jedoch das Ende ihrer Anwesenheit. Der Weinbau wurde von den Bürgern weitergeführt. Die Weinberge befinden sich nicht nur ausserhalb, sondern auch innerhalb der Stadt. Die Schafe weiden auf den Wiesen.

Wie in vielen Schweizer Dörfern und Städten hat sich auch in Maienfeld eine spezialisierte Industrie entwickelt. Hier ist es die Holzindustrie, deren Tor ein Kreativer Eingang ist.

Heididorf

Das Heididorf gibt einen Einblick in das bäuerliche Leben im 19. Jahrhundert. Eine Besonderheit ist die Walser Herkunft und Prägung, die sich auch am Rathaus zeigt. Denn Graubünden war im Spätmittelalter ein wichtiges Ziel für eingewanderte Walser. Davos, die Hauptstadt des Zehngerichtenbundes, war zum Beispiel eine Walserstadt!

(Quelle und weitere Informatioenen: Gemeinde Maienfeld)

Korrektorin: Eva Maria Fahrni

Johanna Spyri (1827-1901) im Johanna Spyri Haus in Maienfeld

Das Heididorf

Das Heidihaus

Der Rathausstal

Das Rathaus

Impressionen des Rheintals bei Maienfeld

Kloster Pfäfers bei Bad Ragaz (Kanton St. Gallen)