Délemont (Jura), Musée d’art et d’histoire. Photo: TES.

Mexit in der Schweiz (Moutier Exit)

In den Medien ausserhalb der Schweiz hat eine Trennung wenig Beachtung gefunden, aber im Kanton Bern findet auch ein Exit-Drama statt.

Referendum

In der Volksabstimmung vom 18. Juni 2017 stimmten 2 067 Einwohner der Stadt Moutier (Kanton Bern) für den Beitritt zum Kanton Jura, 1930 Bürger stimmten dagegen, was einer Differenz von 137 Stimmen bei einer Bevölkerung von fast 7 500 Einwohnern entspricht.

Der Kanton Jura (République et Canton du Jura) wurde bereits durch das Referendum vom 24. September 1978 vom Kanton Bern getrennt. Moutier, Belprahon, Perrefitte und Sorvilier blieben jedoch im Kanton Bern.

Am 5. November 2018 wurde das Ergebnis des Referendums vom 18. Juni 2017 wegen festgestellter Unregelmässigkeiten für ungültig erklärt. Letztendlich hat das Tribunal administratif du canton de Berne, Cour des affaires de langue française, am 23. August entschieden). Es wird ein neues Referendum geben.

Der Wiener Kongress

Die Geschichte dieser Referenden geht Jahrhunderte zurück, als das Gebiet des heutigen Kantons Jura und Moutier, Belprahon, Perrefitte und Sorvilier 1815 dem Kanton Bern zugewiesen wurde (Wiener Kongress 1814-1815), als das Gebiet des Bistums Basel aufgelöst wurde. Der Kanton Basel bekam das Birseck-Gebiet, das wieder in den neuen Kanton Basel-Landschaft übergehen sollte.

Der Kongress zielte darauf ab, das Gleichgewicht der Grossmächte und der alten Regime nach den Napoleonischen Kriegen und den (französischen) Revolutionsbewegungen wiederherzustellen.

Die vier damaligen Grossmächte Preussen, Österreich, Russland und England wollten Frankreich mit starken Ländern umgeben:

Im Norden das Königreich der Niederlande (Niederlande und Belgien, die sich 1831 trennten), im Süden das Königreich Spanien und im Osten die Schweizerische Eidgenossenschaft mit 22 Kantonen, das Königreich Piemont-Sardinien und am Rhein die Preussen zugeteilten Gebiete.

Das Bistum Basel

Das Schweizer Gebiet des Bistums war unerlässlich, da es direkt an Frankreich grenzte. Die Diözese würde auch nach 1815 (heute mit Sitz in Solothurn) bestehen bleiben, aber der Bischof verlor seine weltliche Autorität. (Swiss Spectator 16.01.2019 und 16.12.2019).

Jura

Der Jura ist ein französischsprachiger Raum, aber auch hier hat die Reformation ihre Spuren hinterlassen. Moutier, Belprahon, Perrefitte und Sorvilier teilen den protestantischen Glauben. Der Jura ist überwiegend katholisch.

Zudem liegen diese Orte liegen in der Nähe von Bern und ist dieser Kanton  wirtschaftlich stärker. Für rund die Hälfte der Einwohner ist der deutschsprachige Charakter von Bern offenbar kein Problem.

Wie dem auch sei, die (juristischen) Emotionen sind mit diesem Mexit hochgewachsen und es ist eine Entwicklung, die bis ins Mittelalter und 1815 zurückreicht.

(Quelle: J.-C. Rebetez, D. Bregnard, Le Jura und Bern. Zweihundert Jahre Congrès de Vienne 1815, Porrentruy 2015).