Design 1912. Sammlung: Schlossmuseum Nidau. Foto/Photo: TES

Das Mundaneum und Genf

Was hat Google mit der Gründung einer Weltstadt in Genf in den 1930er Jahren zu tun?

Die Weltbibliothek

Die Geschichte beginnt am Ende des 19. Jahrhunderts in Belgien. Paul Otlet (1868-1944) und Henri la Fontaine (1854-1943) wollten eine Weltbibliothek für alle Bücher, Schriften, Ikonographien, Zeitungen, Zeitschriften und alle anderen Schriften gründen.

Diese Bibliothek wurde 1920 unter dem Namen Mundaneum ins Leben gerufen. Es war natürlich eine gigantische Operation. Das Mundaneum war im Parc du Cinquantenaire in Brüssel untergebracht und nahm hundert Räume für viele Kilometer Papier ein.

Auf die Finanzierung und Organisation wird hier nicht eingegangen. Wichtig ist, dass diese Bibliothek noch existiert und zu einem universellen bibliografischen Zentrum geworden ist. Die UNESCO hat das Mundaneum im Jahr 2013 als Weltkulturerbe anerkannt. Ihr derzeitiger Sitz befindet sich in Mons (Mons), ebenfalls in Belgien.

Das Mundaneum wird zu Recht als das Internet des Papiers und als Papiervorläufer von Google bezeichnet. Google hat dies erkannt und unterstützt dieses Projekt finanziell und hat es in seine Liste des kulturellen Erbes aufgenommen.

Interieur Mundaneaum in Mons. Photo: www.mundaneum.be

Mundaneum 

Der Bildhauer, Maler und Stadtplaner Hendrik C. Anderson (1872-1940) und der Architekt, Stadtplaner und Archäologe Ernest Hébrard (1875-1933) entwickelten 1913 einen Plan zum Bau einer Weltstadt.

Diese neue Stadt sollte das Zentrum der internationalen Kommunikation und Mediation werden. So diente sie dem Frieden und dem Wohlstand und alle Völker und Länder sollten vertreten sein.

Die Gründer des Mundaneums unterstützten diesen Plan. Als Standorte kamen das Drei-Seen-Gebiet (Neuenburgersee, Bielersee und Murtensee) in der Schweiz und Brüssel in Belgien in Frage.

Dann kam der 1. August 1914, und der Plan war vom Tisch. Die Gründung des Völkerbundes im Jahr 1920 mit Sitz in Genf nach dem Ende des Ersten Weltkriegs (1914-1918) gab jedoch neue Hoffnung.

Die Weltstadt, Design 1913. Quelle: Schlossmuseum Nidau. Foto: TES.

Genf

Im Jahr 1927 wandte sich Paul Otlet an den Architekten Le Corbusier (Charles-Édouard Jeanneret, 1887-1965) um einen Entwurf für diese Stadt zu entwerfen. Der Standort war Genf. Dann kam die Börsenkrise von 1929 und die darauf folgenden wirtschaftlichen und politischen Krisen und Spannungen.

Die Weltstadt ist nie über einen Entwurf auf dem Papier hinausgekommen. Der Eingang zur geplanten Metropole trägt die stilistischen Merkmale seiner Zeit. Die symmetrische Planung der Stadt hat als buchstäblichen Höhepunkt einen 320 Meter hohen Turm. Dieser Turm symbolisierte den menschlichen Fortschritt.

Durch die beiden Weltkriege und den Kalten Krieg wurde er jedoch zu einem Turm von Babel. Nach 1945 und dem Tod der Gründer des Mundaneums wurde das Projekt der Metropole aufgegeben.

(Quelle: www.mundaneum.org/ Schlossmuseum Nidau: www.schlossmuseumnidau.ch).

Korrektorin: Petra Ehrismann