Artur Wyss-Niederer, Houtsnede, 1820, die Post in Flüelen. Foto: Adrian Michael, Wikipedia.

Ab durch den Berg

Der 2091 Meter über dem Meer gelegene Gotthardpass ist seit 800 Jahren eine Reise- und Handelsroute.

Der Gotthard wurde um 1230 eine bevorzugte Nord-Süd Achse Europas für Säumer (Transporte über die Alpen), Rompilger und Postboten. Ganz oben auf der Passhöhe wurde 1237 auch das Hospiz gebaut. Die heutige Form geht auf das Jahr 1623 zurück.

Bis Mitte des 19. Jahrhunderts was es ein sogenanntes Kapuzinerhospiz. Der Pass war auch strategisch bedeutsam.  Auch Napoleon erkannte diese Bedeutung und die Rolle der Schweiz im damaligen europäischen Machtsgefüge 1803 beim Erlass der Mediationsakte.

Mit der Eröffnung der Gotthardstrasse im Jahr 1830 geraten andere Nutzungswege in den Blick. 1842 begann die grosse Zeit der Gotthardpost und so fuhr täglich ein fünf-spänniger,  zehnplätziger Wagen über knapp 23 Stunden in beiden Richtungen.

Der Gotthardvertrag von 1869 mit Deutschland und Italien regelte Fragen zum Bau und Betrieb des Tunnels mit den Nachbarstaaten.

Ende Mai 1882 wurde der Gotthard-Eisenbahntunnel geöffnet. 1887 wurde die erste Militärfestung am Gotthard gebaut. 1895 überquerte das erste Auto, ein Peugeot, den Gotthard; 1922 das erste Postauto und 1934 fuhr die Tour de Suisse zum ersten Mal über den Pass.

Diese ersten modernen Passagen im 19. Jahrhundert galten als “Suezkanal der Alpen” und vernetzten die Schweiz als Industrie- Wissenschafts- und Finanzplatz.

Die Bundesversammlung legte 1960 das Nationalstrassennetz fest, wobei der Gotthard von diesen erschlossen wurde.

Der Weg durch den Berg war aber nur mit Autoverlad geplant und 1967 konnte der erste Teil der neuen Strasse geöffnet werden.

1973 fuhren an einem Tag schon 390 Züge durch den Gotthard. 1970 erfolgte der Beginn des Strassentunnels und 1980 wurde der Gotthard Strassentunnel dem Verkehr übergeben. 1975 reichte die SBB (die Schweizerische Bundesbahn) das Bauprojekt Basistunnel ein und nach ersten Probebohrungen begannen die Bauarbeiten 1999.

Am 1. Juni 2016 wurde der Basistunnel schliesslich eröffnet und der Berg in der Mitte der Schweiz wird zur europäischen Transversale. Die Schweiz hat die Kosten für die wichtigste europäische Nord-Süd-Achse dabei völlig übernommen.

Die Bedeutung ist gross. Wenn Deutchland und Italien die Zufahrten bauen, kann der Tunnel Kernstück einer europäischen ökonomischen Achse sein.

(Quelle: Schweizerisches National Museum, Forum für Geschichte, Ab durch den Berg, Schwyz 2016).