Scuol und Grand Hotel Belvédère. Foto/Photo: TES.

Die Mineralquellen im Unterengadin

Auf einer Strecke von nur sechs Kilometern entspringen in der Region Tarasp, Ftan, Scuol und Sent (Unterengadin, Kanton Graubünden) auf beiden Seiten des Inns über 20 Mineralquellen. Nicht eingerechnet sind dabei die Quellen, welche kein mineralisiertes Wasser führen. Nirgendwo in Europa entspringen so viele unterschiedliche mineralisierte Quellen auf so engeren Raum.

Scuol

Mineralwasser

Mineralwasser entsteht aus Regen- und Schmelzwasser, das über Klüfte, Brüche, Poren und Karstöffnungen in den Felzen eindringt. Je nach Weg, den sich das Wasser sucht, entscheidet sich, ob es als Wasser ohne Mineralien oder als hochmineralisiertes Wasser an die Oberfläche dringt. Der Quellaustritt erfolgt meist an der tiefsten Stelle in Talbodennähe.

Trifft Wasser in grossen Tiefen auf Kohlendioxidgas, wird es damit angereichert und es entsteht Sauerwasser oder Säuerling. Dieses löst je nach Gestein verschiedene Elemente aus dem Boden, wie zum Beispiel Natrium, Kalzium, Magnesium, Kalium, Eisen, Chlorid oder Sulfat. Meist tritt es nach mehreren Jahren oder Jahrzehnten als Mineralwasser zutage.

Bogn Engiadina

Die geologische Geschichte

Graubünden zählt zu den geologisch spannendsten Gegenden der Schweiz. Der Rheinschlucht, der schweizerische Nationalpark, Parc Ela, der Naturpark Beverin, der Gletschergarten Cavaglia oder die Tektonikarena Sardona sind nur einige Beispiele. Das Unterengadin hat nicht nur eine ähnliche geologische Geschichte, sondern auch seine Mineralquellen.

Vor rund 125 Millionen Jahren entstand das so-genannte Ur-Mittelmeer. Vor etwa 95 Millionen Jahren türmen sich die europäischen und afrikanischen Kontinentalplatten auf und entstand der Alpenbogen. Das ‘geologische Fenster des Unterengadins’ folgte danach im Laufe der Zeit. Es ist etwas 55 Kilometer lang und 17 Kilometer breit. Es erstreckt sich von Guarda bis Prutz im Inntal (Österreich).

Scuol

Das Kurtourismus

Das erste Mal urkündlich erwähnt wurde das Mineralwasser 1369. Der Ärzt Paracelsus (1493-1541) beschrieb die heilende Wirkung der Quellen. Das Mineralwasser (und gesunde Luft) diese Wirkung auf den Körper hat, ist schon lange unbetritten. Kalzium, Magnesium, Natrium, Eisen, Chlorid und verschiedene andere Stoffen haben wissenschaftlich anerkannte Heilwirkungen.

Obwohl bereits im 16. Jahrhundert Gäste nach Tarasp reisten (damals in Besitz von Habsburg) um die Wirkung der Mineralquellen zu nutzen, begann die Blütezeit des Kurtourismus Mitte des 19. Jahrhunderts.

Schweizerhof

Bereits im Jahr 1843 enstand die erste Trinkhalle in Tarasp (Büvetta auf Romanisch) 1876 wurde die Büvetta Tarasp mit integrierter Wandelhalle eröffnet, am gegenüberliegenden Ufer des im Jahr 1864 errichteten Kurhauses Tarasp.

Mit dem Bau des Kurhauses Tarasp setzte das schnelle Wachstum ein. 1897 entstanden  mit dem Waldhaus Vulpera und dem Schweizerhof weitere Wahrzeichen der Belle Epoque in dieser Region. In Scuol entstanden zur gleichen Zeit Grand Hotel Belvédère und in der Nähe von Sent Grand Hotel Val Sinestra.

Kurhaus in Nairs

Ein Kuraufenthalt dauerte mehrere Wochen oder Monate. Der Alltag der Gäste bestand hauptsächlich aus Wassertrinken, Bädern,Bewegung und soziale Veranstaltungen. Winter- und Sommersport kamen später dazu.

Die Quellen haben noch immer die gleichen Heillenden Wirkungen, nur gibt es heute viele medische Alternativen und hat das Tourismus sich nach 1945 geändert. Das Walhaus Vulpera wurde 1989 von einem Brand zerstört, der Schweizerhof und das Kurhotel Tarasp sind zu. Die Trinkhalle wurde 2006 wegen Felzsturzgefahr geschlossen. Die Hotels Bellevue und Val Sinestra funktionieren noch. Im Frühjahr 1993 wurde das Bogn Engiadina Scuol eröffnet.

Scuol

Die Mineralwasserwege

Die Mineralwasserwege führen zu den Mineralquellen und Brunnen und informieren über Namen, Quelltype, Inhaltstoffe und Eigenschaften der Quelle.

Die Wasserquellen in Scuol (Graubünden, Unterengadin) und anderen Dörfern befinden sich oft in der Mitte eines von Häusern umgebenen Platzes. Die Quellen hatten eine soziale (Treffpunkt) und eine häusliche (Wasserverbrauch) Funktion.

Die Mineralquellen sind oft mit Kupferplatten versehen, auf denen die Zusammensetzung steht. Viva, wie der romanische Ausdruck für ‚Prost‘ oder ‚Gesundheit‘ lautet.

(Quelle und weitere Informationen: Bogn Engiadina Scuol; www.engadin.com)

Sent