De Räterischsboden stuwdam met Mélisande fresco. Foto: TES

Die Schweizerischen Wasserkraftwerke

 Die Schweiz hat keine Rohstoffe oder fossilen Brennstoffe, aber Wasser im Überfluss. Das Land hat Wasser, sehr viel Wasser. Das Gotthardmassiv wird sogar das Wasserschloss Europas genannt, weil hier die vier grossen Flüsse Rhein, Tessin, Reuss und Rhone entspringen.

Whylen-Augst

Energie

In der Schweiz gibt es rund 680 kleinere und grössere Wasserkraftwerke zur Stromerzeugung. Sie decken fast 60 % des Strombedarfs des Landes. Kernkraftwerke produzieren etwa 33 % dieses Bedarfs. Windkraftanlagen, Solarenergie und konventionelle Wärmequellen decken den restlichen Bedarf. Bei der Stromversorgung ist die Schweiz nahezu autark.

Der Anteil der Elektrizität am Gesamtenergiebedarf beträgt jedoch nur 25 %. Fossile Brennstoffe sind mit 50 % immer noch die wichtigste Energiequelle. Gas deckt etwa 15 % des Energiebedarfs, Holz und andere fast 10 %.

Die Stromerzeugung

Die Stromerzeugung aus diesen Stauseen hat in den letzten Jahrzehnten und insbesondere in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. 2017 hat der Bundesrat Volk und Kantonen die Energiestrategie bis zum Jahr 2050 vorgelegt.

Diese stimmten zu, und seither liegt der Schwerpunkt vor allem auf dem Bau weiterer Staudämme und der Stromerzeugung aus Wasserkraft. Die Regierung hat das Gesetz zur zusätzlichen Stromversorgung durch Windkraftanlagen, Solarenergie und Wasserkraft im Jahr 2021 verabschiedet.

Die Stromversorgung aus den zahlreichen Wasserkraftwerken des Landes ist zwar zuverlässig, reicht aber nicht aus, um den gesamten Energiebedarf zu decken. Das Abkommen mit der Europäischen Union über den Import und Export von Strom und die Verringerung der Abhängigkeit von Gas und Öl spielen eine wichtige Rolle in der Strategie der Regierung.

Angesichts der aktuellen Situation will die Regierung auch die zahlreichen Gerichtsverfahren von Umweltorganisationen und anderen Interessengruppen eindämmen. Manchmal dauert es 20 Jahre, bis mit Grossprojekten wie dem Bau von Staudämmen oder Windparks begonnen werden kann.

Wasserkraftwerke

Wasserkraftwerke bestehen aus Dämmen in Flüssen oder Tälern, Stauseen und Maschinen zur Stromerzeugung. Die ersten Wasserkraftwerke wurden landesweit zwischen 1885 und 1900 gebaut.

Staudämme und ihre Kraftwerke in Flüssen liefern kontinuierlich Strom und können kaum abgeschaltet werden. Schließlich ist der Fluss immer in Bewegung. Wasserkraftwerke an einem Stausee können jedoch flexibel genutzt werden. Sie halten das Wasser zurück und ermöglichen eine bedarfsgerechte Nutzung der Turbinen.

Die Aufgabe von Dämmen besteht darin, einen Fluss oder ein Tal abzusperren, um ein Reservoir für die Stromerzeugung durch Wasserkraftwerke zu bilden.

In einigen Gebieten gibt es jedoch auch Dämme zum Hochwasserschutz. Schliesslich gibt es im Wallis mehrere Stauseen, die der Bewässerung und Wasserversorgung dienen.

Das Grimsel- und Sustengebiet

Die Grande Dixence ist der grösste Staudamm des Landes und mit einer Höhe von 285 Metern der grösste der Welt. Es wurde 1961 gebaut. Ein Rest des Betons wurde einige Jahre später für die „Betonkirche“ in Hérémence verwendet.

Eines der innovativsten Projekte findet derzeit in der Grimselregion statt. Diese Region liegt in den Kantonen Bern und Wallis und umfasst das Quellgebiet der Aare, des grössten Wasserlieferanten des Rheins, grösser als der Main, der Neckar oder der Mosel.

Koblenz, der Rhein, die Aare und die Reuss

Die Aare mündet zusammen mit der Reuss in der Nähe der schweizerischen Stadt Koblenz (nicht zu verwechseln mit der deutschen Stadt Koblenz, wo Mosel und Rhein zusammenfliessen) in den Rhein. Mehrere Viertausender und ihre Gletscher, darunter der Aaregletscher, sind das Wahrzeichen der Region.

Die grosse Wassermasse der Aare war auch ausschlaggebend für dieNotwendigkeit des Grossprojekts des neunzehnten Jahrhunderts, der Juragewässerkorrektion (Correction des eaux du Jura).

Diese Meisterleistung der Schweizer Ingenieurskunst regelte die Wasserwirtschaft des Juras mit einer Fortsetzung in den 1960er und 1970er Jahren.

Grimselpass

Die Route über den Grimselpass war früher eine wichtige Verbindung für die Bewohner aus dem Haslital, dem Wallis, der Lombardei und Deutschland. Händler aus Genua, Florenz oder Mailand transportierten Reis, Wein, Getreide, Gewürze und andere mediterrane Produkte. Aus dem Norden kamen vor allem Milch- und Fleischprodukte, Wolle, Häute, Salz und Vieh.

In seiner Blütezeit im 18. Jahrhundert überquerten wöchentlich viele Händler und Hunderte von Maultieren den Pass, bis zwischen 1891 und 1894 die erste Strasse gebaut wurde. Kutschen, dann Autotransporte und das Postauto ersetzten die Säumer und ihre Maultiere.

Reisende fanden Unterschlupf im Hospiz. Doch auch dieses Hospiz wurde nach 1925 vom Stausee verschluckt. Seit 1960 hat das neue Hospiz-Hotel diese Funktion übernommen, wenn auch mit einer eher touristischen Ausrichtung.

Kraftwerke Oberhasli AG (KWO)

Seit der Fertigstellung des ersten Staudamms im Jahr 1925 haben sich die Zeiten in dieser Region geändert. Der Staudammbauer und Kraftwerksbetreiber, die Kraftwerke Oberhasli AG (KWO), hat ihren Sitz in Innertkirchen im Oberhasli (Kanton Bern) und ist in der Bergregion Grimsel und Susten tätig.

Seit ihrer Gründung im Jahr 1925 produziert die KWO Strom aus erneuerbaren Energiequellen. Mit 13 Wasserkraftwerken und acht Stauseen produziert die KWO Grimselstrom jährlich zwischen 2.100 und 2.300 Gigawattstunden elektrische Energie. Der Grimselsee ist der grösste und wichtigste Speichersee im Kraftwerksystem der KWO.

Bilder: Informationszentrum KWO

Die KWO macht die Grimselwelt, ihre schöne Natur und ihre hohen Berge auch für die Öffentlichkeit zugänglich. Sie betreibt touristische Bahnen und Hotels, bietet Besichtigungen von Kraftwerken an und verfügt über ein Besucher- und Informationszentrum.

Der Spitallamm ist eine von zwei Staumauern am Grimselsee. Der Damm ist mehr als 90 Jahre alt. Statt die alte Mauer zu sanieren, baut die KWO seit Juni 2019 direkt davor eine neue Mauer, die bis 2025 fertiggestellt werden soll (abhängig von Gerichtsverfahren von Umweltorganisationen).

Die Bauarbeiten im Hochgebirge auf fast 1.900 m. ü. M. sind anspruchsvoll. Die Bauarbeiten finden nur von Mai bis Oktober statt. Die Höhe des Dammes wird 113 Meter betragen, seine Länge 212 Meter.

Bild: Informationszentrum KWO

Zwei Riesenkräne sind die wichtigsten Werkzeuge. Trotz des strengen Frosts in dieser Höhe werden die Kräne während der Wintermonate an ihrem Platz bleiben.

Die Arbeiten ruhen von Oktober bis April. Um zu verhindern, dass die Kräne erfrieren und Schaden nehmen, führen sie im Winter mehrmals täglich einen bezaubernden Tanz auf, Schwanensee in den Alpen! Das hätte sich die Fundaziun Origen mit ihrem Julierturm für Theater- und Musikaufführungen auf über 2.200 Metern nicht träumen lassen.

Eine weitere Besonderheit ist das kolossale Mélisande-Fresko auf der Staumauer Räterichsboden, der zweiten Staumauer der Grimsel. Der Künstler Pierre Mettraux vollendete dieses Fresko dieser Frauengestalt im Jahr 2007.

Eine weitere Attraktion ist die Kristallkunst. Seit Jahrhunderten werden exklusive Trinkgläser, Kelche, Kronleuchter, Dekorationen, Tier- und Menschenfiguren und zahlreiche andere (Luxus-)Gegenstände aus Kristall hergestellt. Der „Alpen Tower“ beherbergt beispielsweise den größten Adler aus Kristall.

(Quelle und weitere Informationen: Stiftung UNESCO-Welterbe Swiss Alps Jungfrau-Aletsch, Handel und Wandel an der Grimsel, Biel, 2021; www.grimselstrom.ch; www.grimselwelt.ch; www.swissdams.ch).

Korrektorin: Petra Ehrismann